Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
schieben und war froh, dass er sie aus dieser unangenehmen
Situation befreit hatte. Allerdings war sie ihrem Ziel, Ben Seybold zu finden, nicht
näher gekommen.
Keßler hatte seinen Dienstwagen in der Nähe des Haupteingangs
geparkt. Dort angekommen, forderte er Verena auf, so schnell wie möglich
einzusteigen.
„Lassen Sie uns so schnell wie möglich verschwinden. Das ist
im Moment das Beste, was wir machen können.“, stellte er fest und öffnete via
Fernbedienung den Wagen. Verenas Anspannung wollte nicht weichen. Kaum hatte er
den Motor gestartet, brach es aus ihr heraus:
„Was - zum Teufel - machen Sie hier, Keßler?“
Keßler steuerte den Wagen über den nassen Asphalt in Richtung
der Hofeinfahrt. Er konzentrierte sich auf die vor ihm liegende schmale
Zufahrtsstraße und schaute Verena nicht an, als er antwortete:
„Ach, wissen Sie, mich hat unser gestriges Gespräch fast die
ganze Nacht beschäftigt. Mir hat das einfach keine Ruhe gelassen. Je mehr ich
darüber nachdachte, desto sicherer war ich mir, dass Sie auf eigene Faust etwas
unternehmen würden. Auf dem Weg ins Büro bin ich dann noch einmal bei Ihnen
vorbei. Als ich den Wagen abstellen wollte, kamen Sie gerade aus dem Haus. Ich
bin Ihnen einfach gefolgt. Den Rest der Geschichte kennen Sie.“
Verena erschien die Erklärung plausibel zu sein.
„Wie soll es jetzt weitergehen?“, wollte sie von ihm wissen.
„Zunächst sollten wir uns darauf verständigen, dass Sie keine
Aktionen mehr starten, die wir vorher nicht besprochen haben. Keine
Alleingänge!“
Verena nickte.
„Gut. Zum anderen sollten wir dahin zurückkehren, wo wir vor
unserer Diskussion gestanden haben.“, fuhr er fort.
„Was meinen Sie?“, fragte Verena.
„Vertrauen! Ohne Vertrauen läuft gar nichts. Wir müssen uns
gegenseitig über alles informieren. Oder sehen Sie das anders?“
„Nein, Sie haben selbstverständlich Recht.“, beeilte sie sich
zu antworten.
„OK. Dann fangen wir gleich damit an. - Gibt es irgendetwas,
das ich noch nicht weiß?“
Verena spürte instinktiv, dass Keßler seine Rolle als ihr
Nachfolger nahezu perfekt ausfüllte. Hatte sie ihn bisher unterschätzt? Konnte
er so schnell in seine neue Aufgabe hineingewachsen sein? Oder lag es an ihr? Ließ
sie ihn zu deutlich ihre Unsicherheit spüren?
Letztlich führte sie es auf ihr schlechtes Gewissen ihm
gegenüber zurück und atmete tief ein, um Keßlers Frage zu beantworten.
„Also gut …“, begann sie den Satz und wurde jäh durch den
Klingelton von Keßlers Handy unterbrochen, das mit der Freisprecheinrichtung
des Autos gekoppelt war. Keßler drückte die Annahmetaste.
„Keßler hier. Was gibt´s Reisinger?“
„Ah, gut dass ich Sie so schnell erwische. Fahren Sie bitte
so schnell wie möglich nach Untergiesing zur Wittelsbacherbrücke. Dort wurde die
Leiche eines … Warten Sie …“
Durch den Lautsprecher waren Geräusche zu hören, die darauf
schließen ließen, dass Reisinger nach etwas suchte.
„Hier, ich hab´s! Der Mann heißt Georg Schweikert und
ist - besser gesagt - war wohnhaft im Kloster Auethal. Die Kollegen der
KTU sind vor Ort. Laut Aussage des Gerichtsmediziners ist von Gewalteinwirkung
auszugehen, die zum Tod führte.“, ergänzte Reisinger seinen Bericht.
Verena und Keßler schauten sich schweigend an. Keßler presste
seinen Zeigefinger auf seine Lippen, um Verena anzuzeigen, ruhig zu bleiben.
„Hallo! Keßler? Sind Sie noch da?“, krächzte die Stimme aus
dem Lautsprecher.
„Ja, keine Sorge.“, antwortete dieser. „Wann wurde der Mann
gefunden?“
„Vor ungefähr einer Stunde. Wann können Sie dort sein?“
„Ich bin schon unterwegs. In schätzungsweise einer guten
Stunde bin ich dort.“
„OK. Ich informiere die Kollegen vor Ort. Ach ja, und noch
was. Herr Bent hat nach Ihnen gefragt. Er wollte Sie sprechen.“
„Was denn, um die Uhrzeit?“
„Ja, er sagte, dass Ihr Handy ausgeschaltet ist.“
„Bullshit! Mein Handy ist nie ausgeschaltet! Sie haben mich
doch auch erreicht.“
„Ich gebe nur das wieder, was Bent mir gesagt hat.“
„Ist ja schon gut. Dann bis später …“, beendete Keßler das
Gespräch.
„Keßler, wissen Sie, was das heißt?“, fragte Verena.
„Das bedeutet: dass ist Toter Nummer Vier!“
„Woher wissen wir, dass der auch auf das Konto des Schneckenmörders geht?“
„ Schneckenmörder ?“, fragte Keßler.
„Ach kommen Sie, Keßler! Sie wissen ganz genau, was ich
meine. Unabhängig davon, ob Schweikert
Weitere Kostenlose Bücher