Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)
Opfer Nummer Vier wissen wir es noch nicht.“
Verena atmete tief ein. „Verdammt, Keßler! Das sind keine
Zufälle! Das glaube ich einfach nicht!“
„Chefin, jetzt beruhigen Sie sich, bitte!“
„Und sagen Sie nicht immer Chefin zu mir!“, fuhr sie
Keßler scharf an.
„OK, ist ja schon gut. Wissen Sie was? Ich koche jetzt erst
mal einen Kaffee. Dann überlegen wir gemeinsam, wo und wie wir weitermachen.
Was halten Sie davon?“
Verena ließ sich in einen der Sessel im Wohnzimmer fallen.
„Sie haben Recht, Keßler. Sie wissen ja, wo der Kaffee in der
Küche steht. Doch vorher muss ich Ihnen noch etwas sagen.“
Keßlers Worte zeigten Wirkung. Verena beruhigte sich langsam
und bat ihn darum, ihr das Notebook zu reichen, das auf dem Tisch lag. Sie
startete es und stellte es vor sich auf den Tisch. Mit einigen Klicks hatte sie
das Verzeichnis geöffnet, das sie gesucht hatte.
„Das Notebook hat Ben Seybold bei seinem Besuch in Bents Haus
gefunden …“
„… und dann mitgehen lassen. Stimmt´s?“, vollendete Keßler
den Satz.
„Ja, verdammt! Die Gelegenheit musste er nutzen. Auf jeden Fall
befinden sich Fotos auf der Festplatte, die es in sich haben. Die belegen
eindeutig, dass Kinder missbraucht und zu perversen Sexspielen gezwungen wurden.“
„Haben Sie Kopien von den Dateien gemacht?“, fragte Keßler.
„Selbstverständlich! Wir haben die Dateien auf einen USB-Stick
kopiert. Der liegt an einem sicheren Ort.“
„OK, aber …“ Keßler setzte an, um Verena zu antworten, wurde
jedoch unsanft von ihr unterbrochen.
„Ich weiß, was Sie jetzt sagen wollen, Keßler. Und ja, Sie
haben völlig Recht. Die Aktion war nicht gesetzeskonform und die Fotos dürfen
von mir nicht verwendet werden. Doch vergessen Sie bitte nicht, dass ich nicht
im Dienst bin …“
Sie öffnete das erste Bild und deutete mit dem Finger auf
eine gut erkennbare Person.
„Kennen Sie den?“, fragte sie.
„Aber - das ist doch …“
„… Thomas Bent, der ehrwürdige Polizeipräsident.“, vollendete
Verena den Satz.
„Das ist aber nicht alles. Schauen Sie her. Den kennen Sie
auch.“
Verena zeigte Keßler ein Bild nach dem anderen. Schnell wurde
ihm klar, um welche Art von Bildern es dabei handelte.
„Diese Fotos belegen eindeutig, dass Bent und Hartwig einem
Pädophilenkreis angehören. Dazu gehören weitere Personen, die noch zu
identifizieren sind. Im Moment sind jedoch zwei Aspekte von Bedeutung. Erstens:
Wie können wir die beiden dingfest machen? Und zweitens: Wie können wir die
Kinder aus ihrer Situation befreien?“
Jetzt war Verena wieder in ihrem Element. Zielstrebig, wie
Keßler sie kannte, plante sie bereits die nächsten Schritte.
„Warum haben Sie mir das nicht früher gesagt?“
„Ach, Keßler. Ich wusste dass Sie mich das fragen würden.“
Sie schaute ihn mit einem Augenaufschlag an.
„Es tut mir leid. Ich war unsicher, ob ich Ihnen trauen kann
…“
„Und jetzt? Trauen Sie mir jetzt?“
„Keßler, ich sage doch, dass es mir Leid tut. Ich habe einen
Fehler gemacht.“
Keßler zögerte einen Moment, bevor er antwortete: „OK. Ihre Entschuldigung
ist akzeptiert. - Und jetzt lassen Sie uns weitermachen.“ Er lächelte milde.
„Ich habe den Verdacht, dass der Pädophilenkreis im Kloster
Auethal nie aufgehört hat, zu existieren. Wenn die Fotos wirklich im Kloster
entstanden sind, beweist das zum einen, dass Bent und Hartwig darin verstrickt
sind und dabei vermutlich führende Rollen übernommen haben. Zum anderen sind
Angehörige des Ordens daran beteiligt.“
„Gut kombiniert, Keßler!“, antwortete Verena. „Wir müssen
dringend etwas unternehmen. Die Frage ist nur: Was?“
„Falls Sie an einen Durchsuchungsbefehl für Hartwigs Haus
dachten, können Sie das sofort wieder vergessen. Das gleiche gilt für das Kloster
Auethal. Da Bent offensichtlich mit Hartwig befreundet ist und auch gute
Kontakte zu dem Oberen des Klosters pflegt, wird er mit aller Macht
Durchsuchungsbeschlüsse zu verhindern wissen. Für eine Verhaftung reicht das,
was wir bis jetzt haben, nicht aus. Und wie ich Ihnen bereits sagte, kann ich
nicht an ihm vorbei …“
„Ich weiß.“, unterbrach ihn Verena.
„Wir brauchen einen sehr guten Plan! Das Dumme ist nur, dass
uns die Zeit wegläuft. Nach wie vor wissen wir nicht, was mit Ben Seybold
passiert ist und wo er sich gerade befindet.“
„Am besten ist, wenn ich jetzt erst einmal ins Büro fahre.
Vielleicht hat sich etwas Neues ergeben. Außerdem
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