Orden der Verderbnis - Thriller (German Edition)

überstanden. Nur ein paar kleinere Schürfwunden im
Gesicht, sowie eine Armschlinge erinnerten daran was er während der letzten
Woche durchmachen musste.
    An der
anderen Kopfseite des Tisches hatte Thomas Bent Platz genommen. Er sollte
während des Gesprächs endlich die Namen derjenigen preisgeben, die außer den
bekannten Köpfen eine wichtige Rolle in dem Pädophilennetzwerk und
Pornohändlerring spielten.
    Ben
Seybold wollte ursprünglich an dem anberaumten Gespräch nicht teilnehmen. Ihm
schien es zunächst unmöglich zu sein, sich mit jemandem an einen Tisch zu
setzen, der so tief in die Machenschaften des Pornohändlerrings verstrickt war
und der ihn vor einigen Tagen noch ermorden wollte. Sicher, Bent hatte dementiert,
einer der Drahtzieher im Hintergrund gewesen zu sein. Nagy hätte ihn an dem
Abend dazu gezwungen, ihm zu helfen und den bewusstlosen Seybold über Bord in
den See zu werfen, hatte er zu Protokoll gegeben.
    Schließlich
konnte Verena Ben überreden, sie zu dem Termin zu begleiten. Ihn kostete das
sehr viel Überwindung, doch schließlich tat er es Verena zuliebe.  
    „Ja,
Sie haben Recht. Dass mir ausgerechnet Herr Bent das Leben gerettet hat, ist
eine weitere Kuriosität dieses Falles.“, antwortete Verena.
    „Kurios
ist das schon, nach allem was ich über den Fall weiß. Doch eines ist sicher: Hätte
Herr Bent nicht eingegriffen, würden wir jetzt nicht hier sitzen.“, stellte der
Staatsanwalt fest und schaute über den Rand seiner Lesebrillengläser.
    „Am
besten wird es sein, wenn uns Frau Sonnenberg die Fakten schildert, die bisher
vorliegen. Aufgrund der kurzen Zeitspanne hatte ich nicht viel Zeit, mir
umfassend alle Unterlagen anzuschauen.“
    „Ja,
das ist ein guter Vorschlag.“, bestätigte Dr. Ziegler die Idee des Staatsanwalts
und schaute Verena an.
    „Gut
meine Herren, ich werde in chronologischer Reihenfolge vorgehen und mich dabei auf
das Wesentliche konzentrieren.“
    Verena
war froh, dass Ben neben ihr saß. Allein seine Anwesenheit wirkte beruhigend
auf sie.
    „Wie
Sie alle wissen, wurde das Kloster Auethal in den 80er- und 90erjahren durch
einen schweren Missbrauchsskandal erschüttert. Seinerzeit schlug das vor allem
in den Medien hohe Wellen. Leider wurden die Vorgänge nie abschließend
aufgeklärt. Das lag daran, dass die Leitung des Klosters, der Jesuitenorden und
nicht zuletzt die katholische Kirche heftig intervenierten und sich eine
Einmischung bei der Ermittlung und später bei der Aufarbeitung verbaten. Ebenso
sollte Ihnen bekannt sein, dass der Orden sehr gut in Wirtschaft und Politik
vernetzt ist. Letztlich führte das alles dazu, dass das Verfahren eingestellt wurde
und Herr Seybold, der damals mit den Ermittlungen betraut war, seinen Job
verlor.“
    „Ja,
das ist eine schreckliche Geschichte.“, sagte Dr. Ziegler.
    „Herr
Seybold, wenn Sie wollen, können wir gerne im Anschluss an dieses Gespräch, noch
einmal darüber reden. Vielleicht kann ich dafür sorgen, dass Sie zumindest
wieder rehabilitiert werden.“
    „Das
ist sehr nett von Ihnen, doch ich habe damit abgeschlossen. Das liegt zu lange
zurück. Ich bin ganz zufrieden mit meinem heutigen Leben und nicht auf Rache
aus.“, antwortete Ben.
    Verena
wartete einen Moment und schaute in Richtung Dr. Zieglers, der ihr ermutigend zunickte.
    „Nach
dem Bekanntwerden des Skandals wurde man vorsichtiger im Kloster. Man verhielt
sich still und ließ die Aktivitäten eine Weile ruhen.“
    „Wollen
Sie damit sagen, dass das Treiben hinter den Klostermauern fortgeführt wurde?“,
fragte Staatsanwalt Greweldinger.
    „Ja,
der Pädophilen- und Pornohändlerring existierte weiter. Und das bis heute!“
    „Können
Sie das bestätigen?“, wollte der Staatsanwalt von Bent wissen.
    „Ja,
das stimmt!“
    „Der
Ring bestand - oder besser - besteht aus Mitgliedern des Ordens im
Kloster und Helfern außerhalb. Eine der maßgeblichen Figuren in dem Spiel war
Peter Hartwig. Er verfügte über sehr gute Verbindungen nach Osteuropa und war für
die Versorgung des Rings mit Frischfleisch zuständig. Zum anderen
standen ja Schüler des Internats zur Verfügung, an denen man sich ebenfalls
während der Orgien verging. Dabei stehen wir mit unseren Ermittlungen noch am
Anfang. Die Kollegen von der Sitte haben eben erst mit den Untersuchungen und
Vernehmungen begonnen.“
    „Entschuldigen
Sie bitte, wenn ich Sie hier unterbreche, aber mir ist nicht klar, warum
ausgerechnet ein Männerorden der katholischen Kirche der