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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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meinem Auto gefahren bin? Und wieso waren sie auf einmal solche Spießer, die ihr Auto als gestohlen meldeten, nur weil es mal einen Tag nicht da war? Verflixt und zugenäht. In meinem Kopf drehte sich alles.
    Schade, dass Saskia nicht mehr da war. Die alte Saskia, natürlich, die meine Freundin gewesen war. Die hätte jetzt als Rechtsanwältin ein paar clevere Antworten parat gehabt.
    »Also«, brummte Per Hansen, als wir an seinem Schreibtisch in dem kleinen Polizeirevier Platz genommen hatten. »Der Wagen gehört also Ihren Eltern.« Er tippte was in seinen Computer. »Sind Sie von zu Hause ausgerissen?«
    »Nein«, sagte ich eifrig. »Ich wohne doch schon ewig nicht mehr bei meinen Eltern. Ich habe mir nur das Auto von ihnen geliehen.«
    »Wie heißen denn Ihre Eltern?«
    »Waltraud und Manfred Steckelbach. Sie wohnen in der Bergstraße 59 in Köln. Brauchen Sie auch noch die Geburtsdaten?« Das klang doch wirklich überzeugend.
    »Wenn Sie schon dabei sind.«
    »19.10.1954 und 12.12.1954.«
    »Mmmhh. Und Sie sind?«
    »Mein Name ist Moni Steckelbach. In meinem Ausweis steht Puna Monday«, fügte ich schnell hinzu.
    »Na, dann zeigen Sie mir doch mal Ihren Ausweis.«
    »Ähhh. Den habe ich leider nicht dabei«, sagte ich kleinlaut. »Hab ich vergessen.«
    »Das ist schlecht«, stellte Per Hansen fest. »Haben Sie denn Ihren Führerschein dabei?«
    »Auch nicht. Tut mir leid.«
    »Das ist noch schlechter.« Er blieb ungerührt. »Und jetzt sagen Sie mir, wieso Ihre Eltern den Wagen als gestohlen melden, wenn Sie sich den Wagen angeblich nur geliehen haben.«
    »Ja, äh.« Ich wurde noch roter. »Ich hatte mich mit ihnen gestritten, und dann habe ich sie gar nicht gefragt.«
    »Aha!«, machte der Polizist. »Es scheint mir, dass Sie ihn gestohlen haben.«
    »Man kann doch den eigenen Eltern nichts stehlen«, behauptete ich.
    Per Hansen lachte schnaubend. »Junge Dame! Das kommt öfter vor, als sie denken.«
    »Aber warum sollte ich das denn tun?«
    Er holte aus seiner Schreibtischschublade eine silberne Edelstahlkassette heraus, die aussah wie die aus der Arbeitskiste meines Vaters.
    »Sie haben den Bus gestohlen, weil diese antike Figur im Wert von neuntausend Euro darin lag.«
    »Aber nein!«, rief ich. »Ich hatte keine Ahnung, dass dieses Ding darin lag! Und ich wusste auch nicht, dass es wertvoll ist! Sie müssen mir glauben!«
    »Und warum haben Sie die Kiste dann aufgebrochen?«
    »Weil ich dachte, dass da vielleicht Geld drin wäre. Wir hatten keines mehr, weil unsere Freundin uns sitzen gelassen hat und ich mein Portemonnaie in Köln vergessen habe.«
    »Sie hatten also Komplizen«, stellte Hansen fest.
    »Nein. Meine Freundinnen Ellen und Saskia haben mich begleitet. Aber mit Saskia haben wir uns gestritten, und die ist dann abgehauen, obwohl sie die Einzige war, die Geld dabei hatte. Und Ellen war nur mitgefahren, weil sie dachte, ihr Mann hätte eine Affäre, aber er hatte doch keine, und dann ist er hergefahren und hat sie abgeholt.«
    Wieso klangen meine Geschichten in letzter Zeit eigentlich so total absurd, obwohl sie wahr waren? Ich versuchte, seinem Blick standzuhalten, zum Zeichen, dass ich nichts zu verbergen hatte.
    »Na gut, junge Dame«, sagte er. »Ich glaube Ihnen.«
    »Danke«, sagte ich erleichtert. »Vielen Dank.«
    »Und damit ich den Fall auch abschließen kann, würde ich vorschlagen, dass wir uns Ihre Aussage jetzt bestätigen lassen.«
    »Und von wem?«, fragte ich.
    »Natürlich von Ihren Eltern. Hier.« Er reichte mir das Telefon.
    Ach, du grüne Neune. Das war natürlich das Letzte, wenn man zu Hause angekrochen kommen musste, weil man was ausgefressen hatte. Und wie ich meine Eltern kannte, würden sie sicher wieder irgendeinen schlauen Spruch loslassen. Ein paar Schrammen sind das sicherste Zeichen, dass man Abenteuer erlebt hat. Oder so was in der Art. Zögernd wählte ich ihre Nummer. Zum Glück waren sie zu Hause.
    »Hallo, Mama«, sagte ich. »Hier ist Moni.«
    »Ach, Moni, du glaubst nicht, was passiert ist«, platzte es aus meiner Mutter heraus.
    »Sag es ihr«, dröhnte mein Vater aus dem Hintergrund. Er schaffte es sogar, sich ständig in die Telefonate anderer Leute einzumischen.
    »Mama, ich …«
    »Unser Wagen wurde gestohlen«, unterbrach meine Mutter.
    »Sag ihr, was darin war«, kommandierte mein Vater.
    »Ich …«, versuchte ich es wieder, kam aber nicht weiter.
    »In dem Wagen war ein Exponat des Museums!«, verkündete meine Mutter.
    »Ich hatte es darin

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