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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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meinen bunten Hippieklamotten passten nackte Füße perfekt. Trotzdem achtete ich natürlich gut darauf, wohin ich trat. Jedes Steinchen pikste in den Fußsohlen. Es kam mir vor wie ein Abenteuer. Die Sonne stand schon so hoch, dass auch der Strand an der Westseite der Insel in der Sonne lag.
    Ich sprang von der Treppe in den Sand und lief hinunter zum Wasser. Die Wellen schwappten über meine Füße, und die Kälte überraschte mich. Aber es war total erfrischend! Ich hob eine Muschel auf. Nach ein paar hundert Metern breitete ich die Decke aus und setzte mich darauf. Ich schaute aufs Meer. Auf die Brandung. Zum Horizont.
    Was machte Jens wohl gerade in England? Oder wo auch immer er in diesem Moment war. Und Lennart? Er ärgerte sich sicher schwarz über mich. Denk nicht dran, ermahnte ich mich.
    Eine Familie mit zwei Töchtern ließ sich in meiner Nähe nieder, und die Kinder sprangen juchzend zum Wasser und tobten schon kurz darauf in den Wellen. Das sah nach Spaß aus. Ich zog mein Multikulti-Outfit aus, darunter trug ich den blau-weiß gestreiften Bikini. Als ich bis zu den Knien im Wasser stand, überkamen mich erste Zweifel, ob es wirklich eine gute Idee war, schwimmen zu gehen. Zwischen angenehm erfrischend und saukalt war es nur ein schmaler Grat. Als mir das Wasser bis zum Oberschenkel ging, war ich mir sicher, dass es eine Schnapsidee war, und ich wollte schon umdrehen, da schwappte mir eine Welle entgegen, die mich bis zum Bauch nass machte. Ich japste nach Luft. Bei der nächsten Welle sprang ich hoch und drehte ihr den Rücken zu, aber irgendwie rutschte ich beim Aufkommen ab und tauchte komplett ins kalte Wasser. Die Welle brach über mir, ich drehte mich einmal um die eigene Achse und tauchte prustend wieder auf. Die nächste Welle rollte heran, ich drückte mich vom Sandboden ab und sprang wieder hoch. Jemand jauchzte. Ich stellte fest, dass ich das selbst gewesen war.
    Nach ein paar Minuten hatte ich mich fast an die Temperatur gewöhnt. Ich legte mich auf den Rücken, spielte »Toter Mann« und schaute in den blauen Himmel, der von ein paar zarten Schleierwölkchen durchzogen war. Ich paddelte noch etwas herum und wollte mich von der nächsten Welle zurück ans Ufer tragen lassen. Die Welle kam, ich machte mich steif wie ein Surfbrett und ließ mich ans Ufer gleiten.
    Da merkte ich plötzlich, dass sich mein Bikinioberteil löste! Es glitt mir vom Körper, und ich versuchte noch, es zu schnappen, erwischte es aber nicht mehr. Das Wasser war definitiv nicht klar genug, um jetzt danach zu tauchen. Mist! Ich schwamm noch ein paarmal hin und her, aber als ich merkte, dass sich auch der Knoten von meinem Höschen löste, beschloss ich aus dem Wasser zu gehen, bevor ich das auch noch verlor.
    Ich tat so, als ob ich mich an der Schulter kratzen würde, um mit dem Arm meine nackte Brust zu verdecken, und ließ mich bäuchlings auf meine Decke fallen. Sie war sonnenwarm. Ich lag einen Moment so da, und während ich mich trocknen ließ, musste ich mir eingestehen, dass es sich gar nicht so schlecht anfühlte. Das Nacktsein. Solange keiner in der Nähe war, der einen kannte jedenfalls.
    Sonnencreme wäre nicht schlecht, dachte ich, und stellte mir unwillkürlich vor, wie Lennart mir den Rücken eincremte. Jens mochte keine Sonnencreme, weil man davon schmierige Finger bekam. Wir waren immer im Schatten geblieben, wenn wir an den Gardasee gefahren waren, wo seine Tante ein Appartement besaß. Ich hätte gerne auch mal woanders Urlaub gemacht, aber Jens fand es idiotisch, woanders hinzufahren, wo es nicht schöner war, aber viel, viel teurer, weil wir für ein Hotel bezahlen mussten. Manchmal war er schon ein echter Langeweiler.
    Saskia hatte vielleicht doch recht: Eine Beziehung war eine Mischung aus Anstrengung und Langeweile. Wie es mit Lennart wohl wäre? Das würde ich niemals erfahren.
    Langsam wurde mir heiß, und meine Haut sah auch schon rot aus. Vermutlich hatte ich genug pralle Sonne für einen Tag abbekommen. Ich streifte mir mein buntes Hemdkleid über, zog die türkische Pumphose wieder an und machte mich auf den Rückweg. Auf der Treppe kamen mir immer neue Urlauber entgegen, die an den Strand wollten.
    Es war wirklich ein herrlicher Tag – jedenfalls für Leute, die nicht gerade den Verrat ihres Verlobten entdeckt und einen potenziellen Übergangsmann vergrault hatten. Oh Gott! Was war nur mit meinem Leben passiert? Am besten nicht drüber nachdenken. Ich würde mir jetzt einen Campingplatz

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