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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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ich hatte darüber grübeln müssen, welches Gefühl bei meinen Eltern überwog: Mitleid, dass ich mir wehgetan/mich verlaufen/mich lächerlich gemacht hatte, oder Befriedigung, dass sie recht behalten hatten.
    Aber natürlich würde diese Sache nicht schiefgehen. Ich würde Jens heiraten, und wir wären glücklich bis an unser Lebensende, ob es ihnen nun passte oder nicht. Und weil sie so gemein gewesen waren, hatte ich Tante Mariannes Angebot, unsere Hochzeit auszurichten, angenommen. Tante Marianne war nämlich sehr enttäuscht, dass ihre Tochter Anja ihre Hochzeitsfeier alleine bezahlen und organisieren wollte.
    »Unsere Geschmäcker sind zu verschieden«, hatte Anja zu ihrer Mutter gesagt, und damit war das Thema für sie erledigt.
    Tante Marianne wurmte das sehr. »Ich hatte schon so viele tolle Ideen für eine wirkliche Traumhochzeit«, jammerte sie mir vor und erzählte wieder die Story, dass sie und Bernd damals keine Hochzeitsfeier gehabt hätten, weil sie gerade das Haus gebaut hatten und es sich nicht leisten konnten, und dass sie das ihr ganzes Leben lang bedauern würde. Aber als ich sagte, sie dürfe gerne unsere Traumhochzeit organisieren, da war sie total glücklich gewesen. Und wenn meine Eltern sich nun übergangen fühlten und eingeschnappt waren, dann waren sie selbst schuld. Wer versuchte, mir die Hochzeit auszureden, konnte wohl nicht davon ausgehen, an der Planung beteiligt zu werden!
    Abgesehen davon wäre ich sowieso nie im Traum auf die Idee gekommen, sie zu fragen. Meine Eltern und meine Partys – das war eine Kombination wie Ananassaft und Milch. Beides vertrug sich nicht. Sie hatten mir nicht nur meine Verlobungsfeier im vergangenen Jahr verdorben, auch der Gedanke an meine Kindergeburtstage zog noch immer eine Spur der Verwüstung durch meine Erinnerungen. Es war nicht so, dass meine Eltern sich keine Mühe gegeben hätten, mir etwas Besonderes zu bieten. Es war einfach so, dass alles in einem Drama endete.
    Zu meinem siebten Geburtstag engagierten sie einen Clown. Als er mit einiger Verspätung eintraf, unterhielt er sich erst eine Zeit lang mit meiner Mutter in der Küche. Dann kam meine Mutter zu uns rein und sagte, Clown Lolli würde gleich loslegen. Sie nahm eine Flasche Wasser aus dem Wohnzimmerschrank mit. Wir kicherten vor Vorfreude.
    Dann kicherten wir irgendwann nicht mehr, und ich hörte Mutter laut und vernehmlich sagen: »Hör mal, Uwe, du hast mich gebeten, dir eine Chance zu geben, und mir versprochen, dass du das packst. Und wenn du da jetzt nicht sofort reingehst, trete ich dir höchstpersönlich in den Hintern.«
    Wir kicherten wieder. Plötzlich wurde die Tür mit Schwung aufgerissen und knallte gegen die Wand. Clown Lolli sprang herein und blies voller Kraft in eine scheppernde Tröte. Nicki, die kleine Schwester meiner Freundin Claudia, fing an zu weinen.
    »Hey, Kinder«, brüllte Lolli, stolperte über seine großen Schuhe und fiel der Länge nach hin. Wir lachten. Als er wieder aufstand, war Lollis rechtes Auge deformiert. Jedenfalls sah es so aus, weil die weiße Schminke mit dem schwarzen Rand total verschmiert war. Die Asymmetrie verlieh dem Clown etwas Diabolisches. Verängstigt hockten wir Kinder auf dem Boden. Nicki wimmerte und hielt sich die Augen zu.
    »Wer will mal an dieser wunderschönen Blume schnuppern?«, rief Lolli und hielt meinem Bruder eine Plastikblume ins Gesicht.
    »Hau ab«, sagte Hannes. Lolli spritzte ihn trotzdem nass. Ich lachte, weil ich wollte, dass es meinen Freunden gefiel.
    »Du blöder Arsch«, schrie Hannes und versuchte, Lolli zu hauen.
    »Na, na, Hannes«, sagte meine Mutter, die im Türrahmen stand.
    »Mmmhhh«, rief Lolli, »ich habe Hunger.«
    Er zog einen überdimensionalen Löffel aus der einen Tasche seines bunt karierten Jacketts und einen kleinen Joghurtbecher aus der anderen. Dann versuchte er, mit dem Löffel den Joghurt auszulöffeln, was natürlich nicht klappte. Wir beobachteten eine Zeit lang seine vergeblichen Versuche.
    Dann sagte meine Kusine Anja: »Der Löffel ist zu groß.«
    Clown Lolli seufzte, steckte Joghurtbecher und Löffel weg und holte ein silbernes Fläschchen aus der Innentasche. »Clown Lolli hat Durst«, sagte er und trank einen tiefen Schluck.
    »Du bist nicht lustig«, kommentierte Anja.
    »Genau. Du bist überhaupt nicht witzig«, bekräftigte Hannes.
    Meine Mutter sagte seufzend: »Nun komm zum Schluss, Uwe.«
    »Gut, ihr kleinen Miesepeter«, sagte Lolli. »Ich zeige euch jetzt, wie man

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