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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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Eltern waren nur in sehr geringer Dosierung zu ertragen.
    »Ich habe ja überhaupt keine Lust, zu der Hochzeit zu gehen«, maulte ich.
    »Super Idee! Dann lassen wir es«, sagte Jens und hielt die Hand hoch, um mit mir abzuklatschen.
    »Jens!«, rief ich entrüstet. »Wie kommst du denn auf die Idee? Wir können doch nicht absagen!«
    »Warum nicht?«
    »Weil wir schon zugesagt haben. Und es eine Sitzordnung gibt. Und ich ein neues Kleid habe.«
    »Schon wieder?«, fragte er, aber ich ging nicht darauf ein.
    »Und weil ich endlich mal mit dir tanzen will.«
    »Du weißt doch, ich werde nur ein einziges Mal mit dir tanzen. Und zwar auf unserer Hochzeit.«
    »Das ist der Grund, warum ich dich überhaupt heirate«, scherzte ich.
    »Ich weiß«, sagte er und lächelte.
    Ich hegte natürlich die Hoffnung, dass er dabei Gefallen am Tanzen finden und seine kindische Haltung aufgeben würde. Dabei verdrängte ich immer den Gedanken, dass ich auch gehofft hatte, dass er Banjo lieb gewinnen würde, wenn er ihn besser kennengelernt hätte.
    »Bin mal gespannt, was dein Vater sagt, wenn er von dem Spitznamen erfährt«, sagte Jens.
    »Bist du verrückt?«, rief ich. »Das werden wir natürlich niemandem verraten! Ich habe Tante Marianne versprochen, dass es keine Katastrophen gibt.«
    »Da hast du ja wohl überhaupt keinen Einfluss drauf«, stellte Jens fest. Das stimmte leider.

3
    Die Trauung könnte man im Nachhinein als »Vier Desaster und ein Hochzeitsfall« betiteln. Das erste Desaster ereignete sich, noch bevor alles losging, und war das überflüssigste von allen. Ich stritt mit Jens.
    Es war folgendermaßen: Mein Verlobter war einer der Männer, die sich wirklich gut pflegten. Er duschte und rasierte sich täglich, benutzte Conditioner und fönte sich mit Liebe zum Detail die Haare, die unheimlich dick waren und immer in einem exakten Seitenscheitel liegen mussten, der nachher wegen der Fülle seiner Haare zwar kaum auffiel und nur eine Art schmale Schlucht bildete, der aber für sein Wohlbefinden entscheidend war. An diesem Morgen jedoch übertrieb er es mit der Reinlichkeit. Wenn auch nur mit seiner eigenen und nicht mit der des Badezimmers. Aber dazu später. Er duschte nicht kürzer als eine Ewigkeit. Ich saß im Bademantel in der Küche und hörte das Wasser rauschen. Um die Zeit zu nutzen, holte ich meine Nagelfeile aus meiner Handtasche und machte mich an die Maniküre. Vor meiner eigenen Hochzeit würde ich vielleicht wirklich mal zu einer professionellen Nagelpflege gehen.
    Wir würden am 21. Juli heiraten, einen Tag vor meinem neunundzwanzigsten Geburtstag. Was ich ziemlich perfekt fand, weil ich immer geplant hatte, vor meinem dreißigsten verheiratet zu sein. Nächste Woche würden wir die offiziellen Einladungen rausschicken.
    Und es war mir total egal, dass meine Eltern meinten, ich sei zu jung und vor allem zu unerfahren zum Heiraten. Das glaubten sie nämlich allen Ernstes – ist das zu fassen? Als wir ihnen unsere Heiratspläne verkündeten, gratulierten sie uns zuerst. Nicht überschwänglich, aber das waren sie ja nie, wenn es nicht um ihren eigenen Kram ging. Doch als ich sie kurz danach noch einmal alleine besuchte, um meinen Hund zu bringen, sagte meine Mutter mir klipp und klar: »Du kannst doch nicht den ersten Mann heiraten, mit dem du zusammen bist! Tob dich erst mal aus. Stoß dir die Hörner ab!«
    Ich glotzte sie konsterniert an und sagte dann: »Papa war doch auch dein erster Freund, und du hast ihn geheiratet. Und du findest doch auch nicht, dass du was verpasst hast, oder?«
    Daraufhin verdrehte sie nur die Augen.
    Und ich wurde sauer. »Ja, Jens ist der erste Mann, mit dem ich geschlafen habe, und ich weiß überhaupt nicht, was dagegen einzuwenden ist, diesen Mann auch zu heiraten. Ich finde es absolut romantisch und toll, sein ganzes Leben nur einen Mann zu lieben.«
    Meine Mutter sah mich ganz ruhig an und meinte dann nach einer bedeutungsschwangeren Pause: »Ist in Ordnung. Es ist ja dein Leben. Du musst wissen, was du tust.« Dazu verzog sie den Mund, als hätte sie Zitronensaft geschluckt, und ich haute stinksauer ab.
    Also ehrlich! Das konnte ich ja wirklich supergut leiden. Wenn sie so taten, als würden sie mir die Entscheidung überlassen, aber mir trotzdem deutlich zeigten, dass sie es ja viel besser wussten. Das hatten sie schon früher gerne gemacht. Und wenn irgendwas schiefgegangen war, hatten sie das ganze Siehst-du-hab-ich’s-nicht-gesagt-Repertoire ausgeschöpft, und

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