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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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Namen! Aber mit so was kannte ich mich aus. Ich war die Königin der verkorksten Namen und hatte totales Verständnis für ihr Leiden. Wir waren Verbündete im Ertragen der Verrücktheiten unserer Eltern.
    »Hey, ihr beiden, schön euch kennenzulernen«, sagte ich warm und zwinkerte ihnen verschwörerisch zu: »Und wie soll ich euch nennen?«
    Die Ältere, Cassidy, schaute mich mit ihren Kuhaugen an, bewegte nur ein absolutes Minimum an Gesichtsmuskeln, und doch feuerte sie die Wörter aus ihrem Mund ab wie Dum-Dum-Geschosse. »Natürlich Cassidy und Sundance , wie denn sonst ?« Die Betonung einzelner Wörter gab ihrer Satzmelodie etwas besonders Verabscheuungswürdiges.
    »Oh, okay.« Das war wohl nichts mit unserem Bündnis.
    »Ich möchte eine Cola«, maulte Sundance, die Pummelige.
    »Wie alt bist du noch mal?«
    »Elf.«
    »Darfst du schon Cola trinken?«
    »Was soll das?«, blaffte Cassidy mich an ihrer Stelle an. »Meinen Sie, sie wüsste nicht, was sie darf und was nicht? Sieht sie so hohl aus?«
    Nein, ganz im Gegenteil, dachte ich, und betrachtete den Rettungsring, der sich über den Bund ihres Jeansrocks presste und ihrer Figur in dem engen rosa T-Shirt mit der Glitzeraufschrift eine Vasenform verlieh. Ich seufzte und ging mit ihnen in die Küche, wo ein Getränkekühlschrank stand.
    »Bedient euch«, sagte ich. »Ich bin gleich wieder da.«
    Ich wollte gehen, um ein ernstes Wörtchen mit Zacharias Höveler über meinen Zuständigkeitsbereich zu reden, da meldete sich Cassidy zu Wort.
    »Hallo, hallo, hallo !«, sagte sie. »Meinen Sie im Ernst , ich würde mir selbst was zu trinken holen?«
    »Ja, weil du selbst zwei Hände hast!«, blaffte ich zurück. Sie holte ihr iPhone hervor, ohne mich aus den Augen zu lassen, und hielt es sich ans Ohr. »Mama, hier gibt es ein Problem . Diese Frau , bei der du uns gelassen hast, will uns nichts zu trinken geben. Aber wir haben solch einen Durst !« Dann streckte sie mir mit triumphierendem Blick ihr Telefon hin. Genervt nahm ich es.
    »Da liegt ein Missverständnis vor«, sagte ich sofort. »Natürlich bekommen die beiden was zu trinken.«
    »Das will ich doch wohl auch hoffen. Ich habe Ihnen meine beiden Kronjuwelen anvertraut. Und wenn Sie die beiden nicht zu meiner Zufriedenheit betreuen, dann wäre mein Vertrauen in Sie und Ihre Firma deutlich geschwächt und …«
    »Es wird keine Probleme geben«, unterbrach ich sie. »Sie können sich ganz auf mich verlassen.«
    »Dann ist es ja gut. Es ist ja wohl nicht zu viel verlangt, zwei so tolle Mädchen zu einem Shakira -Konzert zu begleiten.«
    »Nein, natürlich nicht.«
    »Immerhin bekommen Sie die Eintrittskarte umsonst. Einen Backstage -Ausweis!«
    »Ja, ich weiß«, sagte ich. Immerhinhatte ich die Eintrittskarten besorgt.
    Ich gab das Handy zurück und holte zwei Flaschen aus dem Kühlschrank. Sie nahmen jeder zwei Schlucke und stellten die Cola dann achtlos beiseite. Mir dämmerte langsam, dass ich in einer Seitenstraße der Hölle gelandet war. Aber es sollte noch schlimmer kommen.
    Wir kamen pünktlich zum verabredeten Zeitpunkt zum Shakira-Konzert. Iris, die Freundin von Ellen, die uns die Tickets besorgt hatte, führte uns durch den Hintereingang in einen Aufenthaltsraum. Der Raum hatte ein großes Fenster, von dem man in die Halle schauen konnte. Es standen Stühle und einige Stehtische darin und ein Büfett, das auf einem langen Tisch aufgebaut war. Da gab es Muffins, Brötchen, kleine Würstchen und Käsegebäck, Orangensaft, Sekt, Wasser, Cola und Kaffee.
    »Bedient euch ruhig«, sagte Iris. »Wenn das Konzert losgeht, hole ich euch ab und zeige euch, wo ihr euch hinstellen könnt.«
    »Vielen Dank«, sagte ich. »Das ist sehr nett.«
    »Keine Ursache. Für Freunde von Ellen tue ich das doch gerne.« Sie eilte davon.
    Als ich mich zu meinen Schützlingen umdrehte, streifte Cassidy gerade ihren XL -Pullover ab und entblößte ein bauchfreies goldenes Lackbustier, von dem goldene Fransen auf ihre Taille baumelten wie obszönes Lametta. Mit dem freizügigen Oberteil, den hautengen Leggins in Schwarzmetallic und den Plateauschuhen sah sie aus wie eine Auszubildende im Rotlichtmilieu.
    »Willst du etwa so rumlaufen?«, fragte ich entsetzt.
    Cassidy musterte mich von oben bis unten und sagte: »Immer noch besser, als wie eine tatterige Spießer- Oma rumzurennen. Gott. Peinlich.« Sie drückte mir ihren Pullover in die Hand. » Ich muss mal auf die Toilette .«
    Ich schaffte es in meinem Schock gerade noch

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