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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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leicht schwankte.
    »Was ist los?«, fragte ich. »Ist dir schlecht?«
    »Mir wird nie schlecht«, sagte Sundance mit schwerer Zunge. Dann fing sie an zu kichern. »Aber das ist alles so lustig hier!« Sie lachte los und beugte sich vor, so sehr musste sie lachen.
    Ich nahm ihr das Glas aus der Hand. Plötzlich überfiel mich ein heißer Verdacht. Ich schnupperte an ihrem Glas, dann nippte ich daran.
    »Igitt«, rief ich.
    Sundance hatte die ganze Zeit nicht nur Orangensaft getrunken, sondern Orangensaft mit Sekt. Sie war beschwipst! Ach, du meine Güte! Sundance lachte wie eine Irre. Eine betrunkene und eine entjungferte Tochter, das wäre wirklich keine gute Bilanz für diesen Abend.
    Ich schärfte Sundance ein: »Du bleibst hier, bis ich wieder da bin. Und du trinkst auf gar keinen Fall noch mehr Orangensaft, ist das klar?«
    Ich rannte los und suchte überall, und dann erwischte ich Cassidy hinter einem Scheinwerfergestell beim Knutschen mit diesem halbstarken Techniker. Er knetete an ihrem Oberteil herum.
    »Mann, das sind ja Fake-Titten«, beschwerte er sich.
    »Ja, das liegt daran, dass das Mädchen erst dreizehn ist«, sagte ich.
    »Scheiße«, schrie Greg und ließ Cassidy los, als hätte sie eine ansteckende Krankheit.
    »Los, komm jetzt!« Ich wollte Cassidy mit mir zerren, aber die sträubte sich und rief Greg hinterher: »Warte, ich gebe dir meine Nummer!« Aber er drehte sich nicht mal um.
    »Schönen Dank auch, bitch «, fauchte Cassidy mich an und machte sich von mir los.
    Ich legte alle natürliche Autorität in meine Stimme: »Cassidy, damit eines klar ist: Ab jetzt gehorchst du mir, sonst verrate ich das deiner Mutter!«
    Sie beugte sich näher zu mir heran und schnaubte: » Versuch es, und du bist tot .«
    Dummerweise sollte sie recht behalten, denn es dauerte nicht lange, bis sie herausfand, warum Sundance so wahnsinnig kicherte.
    »Du hast meiner kleinen Schwester Alkohol gegeben?«, kreischte sie.
    Die Leute in dem Aufenthaltsraum drehten sich zu mir um.
    »Nein«, sagte ich verzweifelt. »Ich dachte, sie trinkt Orangensaft.«
    »Mann, du bist so hohl. Sie ist elf. Elf Jahre, und du lässt sie Alkohol trinken!« Cassidys schwarz geschminkte Kuhaugen funkelten mich an, als sie zischte: »Damit eines klar ist: Ab jetzt gehorchst du mir, sonst verrate ich das meiner Mutter.«

12
    Als ich nach Hause kam, wollte ich nur noch ins Bett. Aber ich hatte eine Kleinigkeit vergessen: meinen Verlobten.
    »Wo, um alles in der Welt, warst du?«, schoss mir Jens’ Frage ins Gesicht, kaum dass ich die Wohnungstür hinter mir geschlossen hatte. Er sah ziemlich sauer aus. »Wir haben überhaupt nichts mehr zu essen im Haus! Ich bin am Verhungern!«
    »Oh Mann«, sagte ich. »Es tut mir leid. Ich musste plötzlich länger arbeiten. Du glaubst nicht, was ich gemacht habe!«
    Plötzlich fiel mir ein, dass ich ihm natürlich wieder nichts erzählen durfte. Verflixt noch eins. Ich musste mir noch eine Notlüge einfallen lassen, bis ich wusste, wie ich es ihm schonend beibringen konnte, dass ich ihm eine Mandantin abspenstig gemacht hatte.
    »Ich – ähm, habe diesen Arzt angerufen, wie du das wolltest«, sagte ich. »Damit wir bald einen Mediziner zum Freund haben. Und dann hatte er zufällig gerade Zeit und …«
    »Und dann hat das so lange gedauert?«, fragte er skeptisch.
    Ich zog langsam meinen Mantel aus. »Ja, äh …«
    »Und was ist das?« Er zeigte auf das orangefarbene Plastikarmband von der Lanxess-Arena, das ich noch am Handgelenk trug.
    Ich wurde rot. »Ja, es war so: Er hatte eine Karte übrig für das Shakira-Konzert und hat mich gefragt, ob ich ihn begleite. Normalerweise hätte ich natürlich Nein gesagt, weil du ja selbst weißt, wie doof Konzerte sind. Aber dann habe ich an dich gedacht und bin mitgegangen.« Ich biss mir auf die Lippen. »Es tut mir leid.«
    »Ja, das sollte es auch«, sagte er und schnaubte verächtlich. Ich klimperte ihn mit meinen Wimpern betreten an, weil ich dachte, jetzt würde er wirklich eifersüchtig werden. Pustekuchen!
    »Wie konntest du nur ohne mich gehen? Ausgerechnet heute! Mir tut nämlich ganz komisch das Bein weh. Hier unten, an der Wade, da zieht es total. Vielleicht kriege ich eine Thrombose.«
    Ich verdrehte die Augen. »Ach nein, da ist bestimmt nichts. Soll ich dir Spiegeleier braten?«
    »Wie kannst du so vorschnell sagen, dass da nichts ist? Du bist ja wohl nicht der Arzt«, sagte Jens ärgerlich. »Ich hatte heute echt Stress, und Stress ist

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