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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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wirklich die beste Lösung!«
    »Ja, finde ich auch. Im Tierheim sorgen sie auch gut für ihn.«
    Ich starrte ihn fassungslos an. »Das meinst du jetzt nicht ernst, oder?«
    Er zuckte mit den Schultern.
    »Du denkst, es ist unmenschlich, Kinder schon früh in die Kita zu geben, aber meinen Hund willst du ins Tierheim abschieben?«, schrie ich ihn an.
    Er zeigte auf die Wand und sagte sarkastisch: »Haben Sie das auch alles gehört, Frau Kaufmann, oder soll meine Freundin es noch mal wiederholen?« Dann drehte er sich um und ging an den Computer.
    Für den Rest des Tages herrschte eisiges Schweigen zwischen uns. Immerhin ließ er sich dazu herab, meinen Kartoffelauflauf zu essen. Am Sonntag hielt ich es nicht mehr aus. So einen Streit hatten wir noch nie gehabt. Ich fühlte mich richtig krank, als ob ich die Grippe kriegen würde.
    »Hallo, Schatz«, sagte ich und ging zu ihm. Er saß vor dem Computer.
    »Hallo«, brummte er.
    »Ich lass mir was einfallen wegen Banjo, okay?«, sagte ich. »Und wenn du irgendwo anders hinziehen musst, um deinen Traumjob zu bekommen, dann komme ich eben mit.«
    Seine Miene wurde etwas freundlicher. Er seufzte. »Das ist gut, Möhrchen.«
    »Und dann können wir ja immer noch sehen, wie wir das mit der Kinderbetreuung machen.«
    »Kinder brauchen ihre Mutter«, sagte er.
    »Ja.« Ich nickte. »Natürlich.« Mehr würde ich dazu jetzt nicht sagen, sonst hätten wir gleich wieder schlechte Stimmung.
    »Komm her!« Er klopfte sich auf den Schoß zum Zeichen, dass ich Platz nehmen sollte. Wir küssten uns. Mir ging es wieder besser.
    Am nächsten Morgen sagte ich zu Jens, dass ich etwas früher zur Arbeit fahren müsse, weil ich noch mit Banjo spazieren gehen würde.
    »Wozu brauchst du denn die Reisetasche?«, fragte er und zeigte auf die leere Tasche, die ich mir über die Schulter gehängt hatte.
    »Die brauche ich für Banjo«, sagte ich.
    »Wieso denn das? Willst du ihn doch wegbringen?«
    »Nein, natürlich nicht. Ich nehme ihn mit ins Büro.«
    »Wie bitte? Ist das bei euch erlaubt?«
    Ich schüttelte den Kopf. Hunde waren bei uns am Arbeitsplatz natürlich total verboten. Erstens einmal sowieso, und zweitens hatte Matthias Wulf ganz entgegen seinem Namen eine ausgeprägte Hundephobie. »Aber er wird ganz brav sein, und es wird niemand mitkriegen.«
    »Moni, das gibt doch nur Ärger«, prophezeite Jens.
    »Da du mir nicht hilfst, geht es nicht anders«, gab ich pampig zurück.
    Ich würde Banjo in der Tasche unter meinen Schreibtisch stellen, wo er dann einfach liegen und schlafen würde. So jedenfalls malte ich mir das aus. Natürlich war ich nervös. Ich bin nun mal einfach nicht der Typ, der gerne irgendwelche Regeln brach.
    Ich parkte meinen VW Polo ein ganzes Stück vom Neumarkt entfernt und lief mit Banjo den Rest des Weges zu Fuß, damit er schön müde wurde. Dann ließ ich ihn in die Tasche springen, wo auch schon seine Kautiere drin waren.
    »Schön leise sein, okay?«, sagte ich, zog den Reißverschluss etwas zu und hängte mir die Tasche über die Schulter.
    Olga Herbert, unsere Empfangsdame, guckte etwas merkwürdig wegen meines großen Gepäcks, sagte aber nichts.
    »Morgen, Sören«, sagte ich mit belegter Stimme, als ich in mein Büro ging, und räusperte mich schnell, weil ich dachte, man hörte mir die Anspannung an.
    Sören bekam aber zum Glück weder davon noch von meinem unhandlichen Gepäck etwas mit. Er reagierte zwar höchst sensibel auf kleinste Kursschwankungen, aber auf emotionale Stimmungsschwankungen war er nicht programmiert.
    »Tach, Moni«, sagte er, ohne den Blick von seinen Monitoren abzuwenden, und stopfte sich einen rosa Marshmallowklumpen in den Mund, um dann kaum verständlich zu nuscheln: »Na, kommt heute wieder der große Laster mit den Schweinehälften?«
    Normalerweise würde ich auf diesen blöden Scherz, den er alle paar Tage wiederholte, seit ich mal mit einem Future auf Schweinehälften ordentlich viel Geld gemacht hatte, mit einem Witz über Devisen antworten oder ihn mit einer erfundenen Sondermitteilung der Bank of England schocken. Aber heute war ich wegen Banjo abgelenkt. Das machte ihn dann doch stutzig.
    »Alles okay?«, fragte er. Doch zu meinem Glück wartete er gar nicht auf eine Antwort, weil sein Computer ihm gerade »It all started with a Big Bang!« vorspielte, als Zeichen dafür, dass einer seiner Charts gerade ein bestimmtes Limit erreicht hatte und er jetzt handeln musste.
    Ich stellte die Tasche vorsichtig unter meinen

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