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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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eine zweite weibliche Stimme im Hintergrund. »Mama, jetzt hör auf damit!«, sagte Ellen zu ihr. »Er hat nicht uns betrogen, sondern mich .«
    Dagmar sagte: »Das macht doch keinen Unterschied!«
    »Macht es sehr wohl!«, schrie Ellen.
    »Ellen, wir können auch ein anderes Mal telefon…«, sagte ich dazwischen.
    »Wo bist du, Moni?«, fragte sie mich.
    »Äh, im Haus meines Chefs.«
    »Warte da! Ich komme zu dir. Und du kommst nicht mit«, brüllte sie Dagmar an. Ich hörte noch, wie sie sagte: »Warte, Ellen. Lass uns darüber reden. Wir schaffen das zusammen. So wie wir die Scheidung von deinem Vater zusammen …«
    Dann brach das Telefonat ab.
    Eine halbe Stunde später kam die aufgelöste Ellen mit Fritz und Saskia bei der Villa meines Chefs an. »Ich hätte gar nicht fahren können, so aufgeregt war ich. Deswegen habe ich Saskia angerufen.«
    »Also«, sagte Saskia. »Arne hat eine Affäre, und was ist dein Problem?«
    Ich zeigte ihnen den Fleck auf dem Massagesessel und garnierte das Ganze mit ein paar Details über die Unersetzlichkeit dieses objets .
    »Das sieht aber sehr unschön aus«, kommentierte Saskia.
    »Ich habe es schon mit einem feuchten Lappen und ein bisschen Seifenlauge probiert, aber es hat nichts genutzt. Der Fleck ist eher noch leuchtender geworden.«
    »Meine Mutter hat mir mal gesagt, man solle Kirschflecken über Nacht in Milch einlegen«, sagte Ellen.
    »Das ist natürlich eine super Idee«, sagte ich. »Da müssen wir nur hundert Liter Milch kaufen, damit den Whirlpool füllen und den Sessel dort einweichen.«
    Saskia kicherte. »Wie ich sehe, hast du deinen Humor noch nicht verloren.«
    »Nur ein verzweifelter Versuch von Galgenhumor.«
    »Wie wäre es mit Gallseife?«, fragte Ellen.
    »Das bringt auch nichts.«
    »Oder Salz?«
    »Das ist Kirschsaft, kein Rotwein.«
    Ellen legte die Stirn in Falten und überlegte. »Hey! Ich hab’s! Wenn bei mir ein Kuchen angebrannt ist, streu ich immer Puderzucker drauf!«
    »Du willst Puderzucker auf den Sessel streuen?«, fragte ich skeptisch.
    »Doch keinen Puderzucker, nein. Aber wir könnten den Fleck irgendwie abdecken.«
    »Womit denn?«
    »Keine Ahnung. Mit Tipp-Ex? Oder mit Sprühfarbe! Damit kann man doch alles überdecken.«
    »Ich glaube, das könnte das Wildleder ein klitzekleines bisschen ramponieren«, sagte ich.
    Saskia hatte unserem Hausfrauengespräch gelauscht und fasste dann zusammen: »Es hilft nichts. Der Sessel muss neu bezogen werden.«
    »So ein verdammter Mist«, sagte ich. »Die werden in irgendeiner kleinen Designerwerkstatt hergestellt. In Handarbeit! Die kosten ein Vermögen.«
    »Aber was ist die Alternative? Du wirst gefeuert. Richtig?«
    Ich nickte. »Und bezahlen muss ich ihn dann sowieso.«
    Sie holte ihr Smartphone raus und googelte. »Mmmhh. Der Designer sitzt in Itzehoe …«
    »Wo ist denn das?«, fragte Ellen.
    »Hinter Hamburg.«
    »Das ist ja ewig weit weg!«
    »Gibt es nicht jemanden in der Nähe, der das reparieren könnte?«
    »Mmhh.« Saskia tippte wie wild auf ihrem Smartphone rum. »In Köln gibt es eine Polsterei, die infrage käme. Mal sehen. Sie haben hier eine Handynummer.« Kurz darauf sprach sie mit einer Dame, die aber ziemlich sicher war, dass sie kein chilenisches Ziegenwildleder auf Lager hatten.
    »Kacke«, sagte sie, als sie auflegte. So ein Wort aus Saskias rotem Lippenstiftmund zu hören war ziemlich ungewohnt. »Was ist eigentlich mit deinem Nachbarn? Diesem Lennart?«
    »Nichts«, rief ich. »Ich habe ihn nicht mehr gesehen, seit Jens mich angerufen hat.«
    Ellen und Saskia schauten mich beide durchdringend an.
    »Na gut«, stöhnte ich. »Eben habe ich ihn kurz gesehen.« Ich fasste die Geschichte kurz zusammen, ließ aber den Kuss weg.
    »Und jetzt ist er weg?«, fragte Ellen.
    »Nach Sylt?«, fragte Saskia. »Das ist ja wirklich äußerst schade.«
    »Wieso findest du das denn schade?«, fragte ich.
    »Na ja, weil der dich jetzt für eine Lügnerin hält, die einen dicken, großen, alten Freund verschwiegen hat.«
    »Hör bloß auf«, schrie ich. »Alleine bei dem Gedanken werde ich impotent.«
    »Können Frauen impotent werden?«, fragte Ellen verwundert.
    »Weiß ich nicht«, sagte ich ärgerlich. »Außerdem haben wir jetzt dringendere Probleme.«
    »Ich habe ja gesagt, dass sie sich in Lennart verliebt hat«, sagte Saskia.
    »Was? Nein! Natürlich nicht!« Ich hätte nur gerne Sex mit ihm gehabt. Zählte das auch? Vermutlich nicht, weil es natürlich auch nur ein bescheuertes

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