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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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gegen jede Art der Lüge ziemlich allergisch. Aber vielleicht kannst du es wiedergutmachen, wenn er zurück ist.«
    »Das hoffe ich«, seufzte ich, dann ging ich langsam zurück.
    Meine Eltern stiegen gerade aus dem Whirlpool, als ich zurückkam. Sie sahen irgendwie verschwitzt aus, obwohl sie aus dem Wasser kamen. Aber sie sahen nicht nur verschwitzt aus, sondern irgendwie beseelt.
    Diesen Gesichtsausdruck kannte ich. Oh mein Gott! Sie hatten Sex gehabt! Im Whirlpool meines Chefs! Mir wurde schlecht. Ich beschloss gerade, dass ich niemals wieder mit ihnen sprechen wollte, da trat mein Vater an den Rand der Terrasse.
    »Und jetzt zeige ich deinem Chef, dass mit uns nicht gut Kirschen essen ist!«
    Mit fassungslosem Entsetzen sah ich zu, wie er auf die vierzig Jahre alte Bonsai-Lärche pinkelte.
    »Da sieht er, dass wir uns nicht kaufen lassen«, rief er. »Wenn er dafür sorgt, dass unser Birnbaum stirbt, dann bringe ich eben sein Bäumchen um.«
    Meine Mutter lachte.
    »Ja, bist du denn jetzt total wahnsinnig geworden?«, rief ich hysterisch.
    »Das hat er doch verdient, dieses reiche Arschloch, das denkt, mit Geld könnte man alles kaufen!«
    »Und lustig ist es auch«, sagte meine Mutter.
    »Das ist überhaupt nicht lustig!«, schrie ich. »Das sind doch nicht eure Sachen!«
    »Sei nicht so spießig.«
    »Ja, es ist leicht, mit anderer Leute Leben nachlässig umzugehen«, sagte ich verbittert. »Ihr seid wirklich unglaublich. Und unverbesserlich. Und jetzt raus hier.«
    »Moni …«
    »Ich sagte: Raus! Nehmt eure Klamotten und haut ab! Aus diesem Haus! Und aus meinem Leben! Ich will euch nie wiedersehen!«
    »Mann, was bist du für eine Spaßbremse«, sagte meine Mutter, und falls sie merkte, dass sie zu weit gegangen waren, dann schaffte sie es, das gut zu verbergen. Banjo schleckte mir über die Hand, aber auch das konnte mich nicht trösten.
    Als sie samt Hund weg waren, ließ ich das Wasser aus dem Whirlpool. Zum Glück würde die Sonne die Terrasse von selber trocknen. Drinnen machte ich einen weiteren Kontrollgang, schaute auf der Gästetoilette und in der Küche nach, ob ich irgendwelche verräterischen Indizien auf unbefugtes Eindringen fand, und als ich mich bückte, um ein paar nasse Fußspuren vom Boden zu wischen, meldeten sich auf einmal meine Rückenschmerzen zurück. Ich beschloss, mich noch ein einziges Mal auf den Massagesessel zu setzen, bevor ich ihm Lebewohl sagen würde.
    Dieses Teil war wirklich einmalig. Wenn ich groß bin, möchte ich auch so einen haben, dachte ich, als ich mich hineinsinken ließ und fast augenblicklich die Genesung einsetzte. Ich betrachtete den Sonnenuntergang über den Pappeln, doch dann wurde es Zeit zu gehen. Ich stellte die Massagefunktion ab und stand auf.
    Ich fühlte mich wieder ruhiger. Mit Lennart, das war dumm gelaufen. So hatte es nicht enden sollen. Aber wer weiß, wie es sonst geendet hätte, wenn meine Eltern nicht dazwischengefunkt hätten? Nach diesem Kuss … Ehrlich, ich hätte nicht gewusst, was noch hätte passieren können. Plötzlich hatte ich – und alleine der Gedanke ließ mich rot werden – Visionen, wie ich mit Lennart Sex hatte. Im Whirlpool. Oder auf dem Rasen. Oder unter der Dusche. Was war nur mit mir los?
    Ich schüttelte mich. Nein, nein, nein. Schluss damit. Er war weg. Gott sei Dank. Ich würde gleich nach Hause fahren, in meinem Bett schlafen und morgen alles hübsch und tipptopp aufräumen, um Jens einen würdigen Empfang zu bereiten, wenn er am Montagabend wiederkäme, in unser gemeinsames Leben.
    Mit neuem Schwung stand ich auf und warf noch einen letzten Blick auf den wolkengleichen, himmlischen Sess… Und da sah ich ihn.
    Den Fleck.
    Den hässlichen roten Fleck.
    Mitten auf der Sitzfläche.
    Hatte ich meine Tage bekommen? Ich schaute an mir herunter, schaute zwischen meine Beine. Eine zerquetschte Kirsche klebte auf meiner beigefarbenen Hose. Die leere Fruchthülle haftete an den Fasern meiner Hose, und ihr Saft hatte sich in dem weichen, weißen unersetzlichen chilenischen Ziegenwildleder festgesetzt.

23
    »Ich werde gefeuert!«, rief ich atemlos ins Telefon. »Ellen, die größte Katastrophe ist hier gerade passiert und …« Erst jetzt bemerkte ich, dass Ellen schluchzte. Das brachte mich aus dem Konzept und zu der Frage: »Was ist denn bei dir los?«
    »Arne hat eine Affäre«, heulte sie.
    »Nein!«, rief ich entsetzt. »Das glaube ich nicht!«
    »Er hat es mir selber gesagt. Hat es zugegeben. Rundheraus.« Ich hörte

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