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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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behauptet hat, Männer wären doch alle gleich. Und dann hat sie gesagt, dass sie es gewusst hätte, dass Arne uns betrügen würde. Uns ! Nicht mich!«
    »Das ist wirklich ein bisschen krass«, sagte ich. »Er hat doch nicht sie betrogen, sondern dich!«
    Ellen nickte. »Genau. Und da habe ich auf einmal gedacht, vielleicht hat Arne doch recht damit, dass sie sich etwas zu sehr in unser Leben einmischt. Aber jetzt ist es zu spät. Jetzt hat er eine andere!« Ein Heulkrampf schüttelte sie.
    »Warte mal ab«, sagte ich. »Das wird schon wieder.« Aber es klang irgendwie hohl.
    »Genau, er wird dich und Fritz bestimmt nicht sitzen lassen«, bekräftigte Saskia, ungewohnt optimistisch.
    »Aber ich weiß gar nicht, ob ich ihn noch will. Vielleicht hat er der anderen ja auch schon ein Kind gemacht.«
    Ellens Vater hatte seine Affäre, eine viel jüngere Frau, auch geschwängert. Jetzt lebte er mit ihr und drei gemeinsamen Kindern in der Schweiz. Ellen hatte er in all den Jahren nur zweimal besucht.
    »Aber vielleicht auch nicht«, sagte ich.
    »Ist mir auch egal«, behauptete Ellen plötzlich. »Dann suche ich mir eben auch einen anderen, phhh!«
    »So, Mädels«, unterbrach Saskia uns plötzlich. »Es ist dunkel, und die Nachbarin ist gerade schlafen gegangen.« Sie deutete durch die Scheibe auf die dunklen Fenster im Haus nebenan. »Dann mal los.«
    »Verdammte Axt, der ist ja schwer«, keuchte Saskia, als wir auf Kommando den Sessel hochhoben.
    »Los, schnell«, sagte Ellen, »mir fallen gleich die Hände ab.«
    Wir wuchteten das Möbelstück zur Haustür.
    »Wartet«, röchelte ich. Wir stellten den Sessel ab. »Ich fahre das Auto in die Einfahrt.«
    »Oh«, rief Ellen. »Dein schöner Ohrring ist kaputt!«
    »Was?« Ich fasste mir ans linke Ohrläppchen.
    »Der Stein ist rausgefallen«, sagte Ellen.
    »Echt?«, rief ich panisch. »Den müssen wir finden. Das ist ein echter Diamant.«
    »Da liegt er«, rief Saskia zu meiner großen Erleichterung und hob das Steinchen vom Boden auf.
    »Zeig mir mal die Fassung«, bat Ellen, und ich gab ihr den Ohrring. »Mmmhh«, machte sie, während sie das Schmuckstück eingehend inspizierte.
    »Was ist?«
    »Siehst du das da?« Sie hielt mir den Ohrring hin. »Diese Klebespuren. Einen echten Diamanten würde man niemals so nachlässig da reinkleben. Zeig mir mal den Stein.« Ich reichte ihn ihr. Sie hielt ihn gegen das Licht. »Nee«, sagte sie. »Das ist niemals ein echter Diamant.«
    »Echt nicht? Aber woran erkennst du das?«
    »An der Lichtbrechung und an dem Schliff. Hat mir meine Mutter beigebracht.«
    »Komisch«, sagte ich. »Das war ein Geschenk von Jens. Und er hat mir gesagt, dass es Diamanten seien. Ich hätte mich genauso über Strassohrringe gefreut!«
    »Er wollte dir eben ein besonders teures Geschenk machen«, sagte Saskia. »Um dich wegen der Fortbildung zu besänftigen.«
    »Oder wegen etwas anderem«, sagte Ellen zögernd.
    »Was meinst du?«, fragte ich.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ach nichts. Bist du eigentlich schon aufgeregt wegen morgen?«
    »Ach, das habe ich ja ganz vergessen zu erzählen. Ich fahre nicht nach London.«
    »Was? Wieso nicht?«
    »Jens meinte, es wäre ungünstig, weil er wegen wichtiger Termine keine Zeit für mich hätte.«
    Ellen und Saskia warfen sich einen Blick zu.
    »Aber das ist nicht schlimm. Wir sehen uns sowieso nächste Woche«, plapperte ich. »Er arbeitet an unserer gemeinsamen Zukunft und …«
    »Und das Abschiedsgeschenk hat er dir auch nicht gegeben«, überlegte Ellen. Ich hatte ihr von dem Douglas-Päckchen erzählt, und Ellen hatte damals gemeint, Männer seien nun mal schusselig, und das habe nichts zu bedeuten.
    »Und sein Handy war die ganze Zeit ausgeschaltet«, steuerte Saskia bei.
    »Und die Telefonnummer von dem Appartement hat er mir auch nie gegeben«, rief ich auf einmal aufgeregt dazwischen.
    »Oh mein Gott«, stöhnte Saskia.
    »Die Sache ist ganz klar. Er betrügt dich!«, fasste Ellen atemlos zusammen.
    »Nein«, sagte ich entschieden. »Nein. Das kann nicht sein. Es muss eine ganz einfache und logische Erklärung geben. Jens ist nicht so.« Ich bückte mich, um den Sessel hochzuheben. »Los, packt mit an!«
    Wir trugen wackelnd und stöhnend den Sessel raus und stellten ihn vor der Haustür ab. Und dann sah ich sie: die Frau in dem roten Toyota mit dem Uni-Maastricht-Aufkleber. Sie war wieder auf ihrem Beobachtungsposten. Sie verfolgte mich.
    »Natürlich!«, rief ich und schlug mir mit der Hand vor

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