Ordnung ist nur das halbe Leben
Werkstatt auch am Samstag auf habe und wir kurzfristig morgen vorbeikommen könnten.
»Alles klar«, sagte sie grinsend, nachdem sie aufgelegt hatte. »Auf nach Itzehoe!«
»Ich komme auch mit«, sagte Ellen entschieden und deutete auf Fritz. »Ich weiß eh nicht, was ich hier noch soll. Jetzt, wo meine Ehe am Ende ist.«
»Danke. Ihr seid die Besten!«, seufzte ich und umarmte die beiden erleichtert. »Aber wir müssen warten, bis es ganz dunkel ist und die Denunzianten-Nachbarin schläft«, sagte ich. »Wenn sie sieht, wie wir einen Sessel hier rausschleppen, dann wird sie gleich die Polizei holen.«
Also warteten wir noch zwei Stunden. Fritz schlief friedlich in seinem Maxi-Cosi, und Ellen erzählte uns, was bei ihr eigentlich passiert war.
»Ihr wisst doch, dass es Ärger gab wegen des Urlaubs. Arne wollte nicht, dass meine Mutter mitfährt. Er war ja sowieso in letzter Zeit schlecht auf sie zu sprechen und meinte, er hätte zwei Frauen geheiratet, dabei hätte er nur eine gewollt. Und jetzt hätte er endgültig die Schnauze voll. Entweder er fahre mit oder sie.«
»Das hat er gesagt?«, fragte ich erstaunt.
»So kennt man ihn ja gar nicht«, warf Saskia ein.
»Genau! Er war richtiggehend außer sich. Also habe ich meiner Mutter gesagt, dass sie nicht mitfahren könne. Und meine Mutter hat total toll reagiert. Sie meinte: ›Klar, ihr braucht auch mal Zeit für euch, und es ist ja nicht lang.‹ Und all so was. Ich war total erleichtert. Alles schien wieder gut zu laufen. Und dann …«
Ellen fing an zu schluchzen, und ich reichte ihr ein Taschentuch.
»Und dann kam dieser Anruf, wo jemand wieder auflegte.«
»Also, es hat geklingelt, du bist rangegangen, und dann wurde aufgelegt?«
»Ja«, heulte Ellen.
»Konntest du denn hören, ob da ein Mann oder eine Frau dran gewesen ist?«, wollte Saskia wissen.
Ellen schüttelte den Kopf. »Nicht wirklich. Aber dann erzählte meine Mutter, dass das auch ein paarmal vorgekommen sei, wenn sie auf Fritz aufgepasst hatte, und dass sie mir das nicht gesagt habe, weil sie nicht wolle, dass ich mir Sorgen mache. Und Arne hat in letzter Zeit auch so viel gearbeitet und ist immer länger geblieben abends, angeblich weil es so viel zu tun gab.«
»Ja, das hattest du gesagt. Und das stimmte gar nicht?«, fragte Saskia atemlos.
»Nein. Denn heute hatte Arne sein Handy zu Hause vergessen. Als es geklingelt hat, hab ich drauf geguckt – und da hatte eine Janina angerufen. Schon dreimal.«
Ihr lief eine Träne über die Wange, und sie musste sich schnäuzen, bevor sie weitersprechen konnte. »Und dann hat meine Mutter gesagt, die Trennung von Heinz, also von meinem Vater, hätte genauso angefangen. Mit Überstunden. Und mit Anrufen, wo niemand dran war. Und auf einmal hätte er eine andere gehabt und sie und mich sitzen gelassen. Da habe ich Angst gekriegt. Natürlich konnte ich das nicht glauben. Also habe ich Arne auf der Arbeit angerufen und ihn direkt gefragt, ob er eine Affäre hätte. Er meinte: ›Wie kommst du auf die Idee?‹ Und da habe ich ihm gesagt, es gäbe doch allerlei Anzeichen dafür. Anrufe und Überstunden. Doch er sagte nur noch mal: ›Und wie kommst du auf die Idee?‹, so als wäre das völlig aus der Luft gegriffen. Ich hatte total das Gefühl, dass er Zeit brauchte, um sich eine gute Ausrede auszudenken. Also meinte ich zu ihm, dass ich ja nicht alleine mit meiner Meinung dastünde. Und da wurde er sauer und meinte, es wäre ja klar gewesen, dass meine Mutter wieder dahinterstecken würde. Also habe ich noch mal gefragt: ›Hast du eine Affäre? Ja oder nein?‹ Und er fragt mich: ›Und was wäre, wenn?‹ Und dann hat er meine Mutter im Hintergrund gehört und angefangen rumzubrüllen, ob ich das Telefon auf Lautsprecher hätte und sie mithören würde. Aber er hat mir noch nicht mal Zeit gelassen, ihm zu erklären, dass meine Mutter zwar da war, ich das Telefon aber natürlich nicht auf Lautsprecher hatte. Und dann hat er es zugegeben.« Sie weinte jetzt richtig. »Er hat gesagt: ›Ja, ich habe eine Affäre. Mit Janina.‹«
»So ein Arsch«, schrie Saskia. »Der soll mir unter die Augen kommen!«
»Das kann ich gar nicht glauben«, sagte ich. »Arne ist doch nicht so.«
Saskia schnaubte. »Alle Männer sind so, Schätzchen.«
Ellen weinte immer noch, und ich streichelte ihren Rücken, bis sie sich ein bisschen beruhigt hatte.
»Aber warum hast du dich dann mit deiner Mutter gestritten?«, fragte Saskia.
»Weil sie genau wie du
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