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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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erstaunt an. Dann warfen sie sich einen Blick zu und fingen an zu lachen.
    »Du bist wirklich gut«, röhrte mein Vater. »Hast schon die Hintermännersuche angefangen!«
    »Was? Nein! Ich gieße nur die Blumen, ehrlich!«
    »Na klar! Die hoch bezahlte Wertpapierspezialistin gießt die Blumen!«, sagte meine Mutter und zwinkerte mir zu.
    »Dürfen wir dir helfen beim ›Blumen gießen‹?« Mein Vater malte Anführungszeichen in die Luft.
    »Ja, super Idee«, sagte meine Mutter. »Das ist die Rache dafür, dass er uns die Wiese wegnimmt.«
    »Aber er nimmt euch doch gar nicht die Wiese weg«, protestierte ich. »Das ist eine unsere Mandantinnen und …«
    »Los, mach auf«, rief mein Vater und zeigte auf das Gartentor.
    »Nein, das kann ich nicht, das ist doch …«
    »Wie du willst«, sagte er, stemmte sich hoch und schwang ein Bein über die Holzlatten. Das Tor ächzte.
    »Mach schnell, Papa, gleich kracht das Tor zusammen.«
    Aber irgendwie war die Gelenkigkeit meines Vaters auch nicht mehr die, die sie mal war. »Hilf mir mal, Trautchen«, sagte er, und meine Mutter schob ihn von hinten an, sodass er es schaffte, auch das zweite Bein rüberzuschwingen. Beim Absprung verlor er das Gleichgewicht, fiel lachend auf den Rasen und riss mich dabei fast mit sich.
    »Aua«, rief ich. »Pass doch auf!«
    »Los, Trautchen, jetzt du«, sagte er im Liegen. Meine Mutter hob erst Banjo rüber.
    »Warte«, sagte ich, und bevor meine Erzeuger das Tor noch endgültig demolierten, rannte ich schnell ins Haus und holte den Schlüssel, der an einem kleinen Bord in der Küche hing. Als ich die Gartentür für meine Mutter öffnete, gab sie ein leises Quietschen von sich. Vermutlich hatte mein Vater mit seinem Gewicht die Scharniere verbogen. Vielleicht würde etwas Öl helfen, dass es wenigstens nicht so auffiele.
    »Hey, guck mal, Manni!«, rief meine Mutter unternehmungslustig. »Süßkirschen!«
    »Heeee, ihr könnt doch nicht einfach …«
    Aber sie rupften sich schon einige Früchte ab und stopften sie sich in den Mund.
    »Die Kirschen aus Nachbars Garten schmecken doch immer noch am besten!«, grölte mein Vater. Während er mit seinen großen Händen weiter Kirschen pflückte, pirschte meine Mutter weiter durch den Garten.
    »Oh, ein Whirlpool! Das wollte ich schon immer mal machen«, schrie sie plötzlich. Und schon drehte sie den Wasserhahn voll auf, sodass das Wasser in einem dicken Strahl in das türkisfarbene Becken sprudelte.
    »Nein, Mama, das darfst du nicht«, stammelte ich.
    »Dein Chef darf uns auch nicht die Wiese wegnehmen. Los, Manni, komm her!«
    Schon fing sie an, sich auszuziehen. Mein Vater kam rüber, und in seinem Bart hingen überall rote Tropfen. Die Kirschkerne spuckte er achtlos auf den Rasen.
    »Haha! Dieser Naturzerstörer wird sehen, was er davon hat, wenn er versucht, uns durch Bestechung von unserem Weg des Protestes abzubringen. Jetzt zeige ich ihm mal, mit wem er es hier zu tun hat.«
    Er zog sich die Hose und die Unterhose aus und setzte sich mit seinem dicken, weißen nackten Hintern auf einen der Rattansessel.
    »Papa, nicht«, flehte ich. Doch er stand auf und machte das Gleiche bei den anderen Gartenstühlen.
    »So, Revier markiert!«, rief er. Der Whirlpool war bereits halb voll und meine Mutter ganz nackt. Und schon stieg sie hinein.
    »Herrlich«, rief sie begeistert. Ihre Brüste schwammen auf dem sprudelnden Wasser. Mein Vater entledigte sich seines orange-grünen T-Shirts, sein bleicher Bauch leuchtete wie eine Boje.
    Ich hörte erneut das Quietschen des Gartentors. Wer war das denn nun schon wieder?
    »Hallo, Moni?«, rief Lennart.
    Lennart! Oh nein! In einem Garten mit meinen Eltern, die gar nicht so aussahen wie meine angeblichen Eltern auf den Fotos im Haus. Wie sollte ich ihm das erklären? Und zwar, ohne dass meine Eltern den Verdacht bekamen, dass ich hier was am Laufen hatte. Das wäre am Allerschlimmsten. Wenn sie denken würden, ich könnte nicht monogam sein. Ich musste ihn abwimmeln. So schnell wie möglich!
    Ich lief um die Ecke. Er kam mir lächelnd entgegen. Seine Haare waren noch feucht von der Dusche, man konnte sehen, wo die Zinken des Kamms durch die dicken Strähnen gefahren waren. Er trug ein schwarzes T-Shirt und seine Lieblingsjeans mit der dickgliedrigen silbernen Kette an der Seite. Die weißen Zähne leuchteten zwischen seinen blassrosafarbenen weichen Lippen.
    »Hey«, sagte er sanft, und aus irgendeinem Grund wurde mir schwummerig.
    »Hey«, sagte

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