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Ordnung ist nur das halbe Leben

Ordnung ist nur das halbe Leben

Titel: Ordnung ist nur das halbe Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Flint
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die Stirn. Plötzlich wurde mir alles klar. Jens hatte doch eine Affäre. Und zwar mit ihr . Sie beschattete mich, um mich elegant aus dem Weg zu räumen. Aber nicht mit mir! So einfach ließ ich mich nicht von meinem Verlobten trennen.
    »Wartet hier!«, kommandierte ich und schoss los, schnurstracks auf das rote Auto zu.
    Die junge Frau sah mich kommen. Ich fixierte sie und ihre kleinen Schweinsäuglein, mit denen sie durch die Windschutzscheibe glotzte. Da konnte sie mit ihrer Nscho-Tschi-Frisur noch so harmlos aussehen! Ich wusste, dass sie Dreck am Stecken hatte. Wütend und entschlossen ging ich weiter.
    Nscho-Tschi straffte ihre Haltung, öffnete die Autotür und stieg aus. Sie war groß und ziemlich kräftig. Sie sah aus, als könnte sie eine Tonne Mais dreschen und danach noch einen Speer hundert Meter weit schleudern, um einen Büffel zu erlegen. Aber das war mir jetzt egal.
    »Wer sind Sie, und was machen Sie da?«, rief ich. »Warum verfolgen Sie mich?«
    »Ich wollte mal sehen, was du so treibst«, sagte sie ganz ruhig.
    »Ich? Wieso ich?«, fragte ich verwundert und blieb verblüfft stehen. »Was sollte ich denn treiben?«
    »Ich wollte mal sehen, ob das eine Masche ist, die du und dein feiner Freund da so abziehen.«
    »Masche abziehen? Feiner Freund? Was meinen Sie?«
    Und dann erzählte sie.

24
    »Ich habe mich geirrt«, sagte ich mit zusammengekniffenem Mund, als ich zurückkam. »Mein Verlobter hat keine Affäre.«
    »Hast du ein Glück«, rief Ellen und schluchzte kurz auf.
    Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. »Das würde ich nicht sagen. Es ist viel schlimmer.«
    Die beiden erstarrten in schauriger Erwartung.
    »Was ist es denn?«, fragte Saskia.
    Tausend Gedanken schossen kreuz und quer durch meinen Kopf und richteten ein heilloses Durcheinander an. Ich hätte es überhaupt nicht formulieren können, selbst wenn ich gewollt hätte. In so einer Situation gab es nur eines, was einen vor dem Versinken im Strudel der Verzweiflung bewahren konnte: ein Ziel. Und mein Ziel hieß: Ich musste meinen Job retten.
    »Lasst uns jetzt mal den Sessel einladen«, wich ich aus und deutete auf den Polo. Ich bückte mich, um das Möbelstück anzuheben, aber Ellen und Saskia beobachteten mich nur regungslos mit betretenen Gesichtern.
    »Was ist?«, schnauzte ich sie an. »Seid ihr euch auf einmal zu fein, um zu helfen?«
    Ellen zeigte auf meinen Kofferraum. »Äh. Moni. Der Sessel passt da auf gar keinen Fall rein.«
    »In meinen Mini geht er auch nicht«, sagte Saskia. Sie blies geräuschvoll die Luft aus.
    »Na super«, sagte ich. »Und jetzt?«
    »Wir probieren es doch, den Fleck mit Sprühfarbe zu kaschieren«, sagte Ellen.
    »Wir müssten einen Bus haben«, überlegte Saskia. »Aber die Mietwagenfirmen haben jetzt schon zu.«
    »Ich hab’s!«, rief ich. »Ich hol den Bus von meinen Eltern. Da passt er auf jeden Fall rein!«
    »Meinst du, sie geben ihn uns?«, fragte Ellen.
    »Ja«, sagte ich. »Weil ich sie gar nicht fragen werde. Wartet hier, bin gleich zurück.«
    Ich parkte mein Auto um die Ecke meines Elternhauses. Ich würde sie jetzt auf keinen Fall um das Auto anbetteln, nachdem ich ihnen vor ein paar Stunden gesagt hatte, ich wolle sie nie wiedersehen. Außerdem waren sie schuld an dem Schlamassel mit dem Sessel, von daher war es nur recht und billig, wenn ich ihren Bus nahm. Morgen würde ich ihnen eine SMS schicken, damit sie wussten, wo er war. Ja, genau. So würde ich es machen.
    Das Auto aufzukriegen war kein Problem. Das Schloss der Beifahrertür war kaputt. Die Sicherheitsmaßnahme bestand darin, den Fiat so nahe neben Engels’ alter Scheune zu parken, dass man die Tür höchstens einen Spalt weit öffnen konnte. Als ich an unserem Haus vorbeikam, flimmerte bläuliches Licht aus dem Fenster im ersten Stock. Sie schauten also Fernsehen, als wäre nichts gewesen. Eines war klar: Meine Eltern mussten bei meiner Geburt vertauscht worden sein.
    Ich schlich mich zum Auto und hatte Glück: Die Lücke zwischen der Mauer und der Beifahrerseite war breit genug, um mich seitlich durchzuquetschen, aber weil es so eng war, schrappte ich trotzdem mit dem Rücken an den Backsteinen entlang. Es fühlte sich nicht gut an, vor allem für den zarten Stoff meiner Bluse. Trotzdem schob ich mich weiter bis zur Tür. Ich öffnete sie, soweit es möglich war, stellte einen Fuß auf das Trittbrett und drückte meine linke Schulter zuerst in den Spalt. Ich schaffte es, halb raufzukommen, doch als ich meinen

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