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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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die Schie­be­tür hin­ter mir zug­litt und ich den großen Vor­raum be­trat, ver­nahm ich plötz­lich rechts hin­ter mir ein Ge­räusch, das ei­ne täu­schen­de Ähn­lich­keit mit dem Krei­schen ei­ner ver­ros­te­ten Eis­en­tür hat­te.
    Ich blieb ruck­ar­tig ste­hen.
    Das selt­sa­me Ge­räusch wie­der­hol­te sich. Die Sol­da­ten, die hier war­te­ten, grins­ten breit. Ei­ner von ih­nen lach­te so un­ver­schämt, daß ich mich be­herr­schen muß­te.
    Lang­sam dreh­te ich mich um und er­kann­te au­gen­blick­lich, wer die­se Stim­mung her­vor­ge­ru­fen hat­te. Ich sah in die wäs­se­rig blau­en Au­gen des selt­sams­ten GWA-Agen­ten, der je­mals das Wa­shing­to­ner Haupt­quar­tier be­tre­ten hat­te.
    Er war so dürr wie eh und je. Sei­ne Uni­form schlot­ter­te ihm am Lei­be. Die Hän­de hat­te er in den Ho­sen­ta­schen ver­gra­ben.
    Sprach­los starr­te ich auf den Zwerg, den ich hier wirk­lich nicht er­war­tet hat­te.
    Als er sei­nen un­er­hört großen Mund öff­ne­te und die ab­ste­hen­den Oh­ren so hef­tig be­weg­te, daß die Schirm­müt­ze nach hin­ten glitt, muß­te ich mit Ge­walt an mich hal­ten.
    Agent MA-23, dem sei­ne Mut­ter die his­to­ri­schen Vor­na­men Han­ni­bal, Othel­lo, Xer­xes ge­ge­ben hat­te, feix­te so un­ver­schämt, wie ich es von ihm ge­wöhnt war. Wo­her kam die Ner­ven­sä­ge? Hat­te der Al­te nicht be­haup­tet, MA-23 hiel­te sich zur Zeit auf dem Mond auf?
    Wäh­rend ich noch um mein see­li­sches Gleich­ge­wicht rang, brüll­te Han­ni­bal:
    »Hal­lo, Sir, ich bin Ma­jor Bird, ab­ge­stellt zu Ih­rer Be­glei­tung.«
    Ich fühl­te, daß mei­ne Lip­pen zit­ter­ten. In mei­nen Oh­ren klan­gen die Wor­te nach, die er mit sei­ner durch­drin­gen­den Stim­me in die Ge­gend ge­schri­en hat­te. Der Zwerg muß­te den Kehl­kopf ei­nes Was­ser­büf­fels be­sit­zen, an­ders war die­se Laut­stär­ke nicht zu er­klä­ren.
    »So, so«, er­wi­der­te ich. Han­ni­bal nick­te eif­rig. Die an­we­sen­den Sol­da­ten hat­ten ver­däch­tig feuch­te Au­gen. Nur mei­ne Ge­gen­wart schi­en sie dar­an zu hin­dern, in schal­len­des Ge­läch­ter aus­zu­bre­chen.
    Das Ge­sicht des Klei­nen be­stand nur aus Fal­ten und Run­zeln. Er mus­ter­te mich so in­ter­es­siert, als hät­te er mich noch nie­mals ge­se­hen. Und mit ihm soll­te ich zu­sam­men­ar­bei­ten! Ein fürch­ter­li­cher Ge­dan­ke für mich, zu­mal Han­ni­bal schon mei­ne Ner­ven stra­pa­zier­te, so­bald er nur in mei­nem Ge­sichts­feld auf­tauch­te.
    Ne­ben mir stand der Cap­tain, der mich hier­her ge­flo­gen hat­te. Er amü­sier­te sich köst­lich über mei­nen Be­glei­ter. Han­ni­bals Stim­me dröhn­te er­neut in mei­nen Oh­ren. Ich war mir dar­über klar, daß er ganz der Mei­nung war, nor­mal und zu­rück­hal­tend zu spre­chen. Was für sei­ne Be­grif­fe lo­gisch war, wirk­te auf an­de­re Men­schen reich­lich gro­tesk.
    Är­ger­lich mein­te der Klei­ne:
    »Wenn die Brü­der nicht mit dem Ge­läch­ter auf­hö­ren. Cap­tain, be­för­de­re ich sie in die nächs­te Peil­an­ten­ne, daß sie in der Form von Fun­kim­pul­sen auf dem Mond an­kom­men.«
    Der Si­cher­heits­dienst­mann wur­de blaß und schi­en un­ter Luft­not zu lei­den. Ich konn­te ihn gut ver­ste­hen. Mein lie­ber Kol­le­ge war ja im­mer so be­schei­den in sei­nen Aus­sprü­chen!
    Dro­hend, mit ge­run­zel­ter Stirn sah er einen Ser­gean­ten an, der ihm in Grö­ße und an Kör­per­stär­ke weit über­le­gen war. Han­ni­bal schi­en über die un­ver­hoh­le­ne Hei­ter­keit des Man­nes ehr­lich em­pört zu sein, da er sich tat­säch­lich für einen Ath­le­ten hielt.
    Wäh­rend ich dar­über nach­dach­te, wie ich schnells­tens un­auf­fäl­lig den Raum ver­las­sen könn­te, frag­te ich mich er­neut, was den Al­ten be­wo­gen hat­te, die­sen Mann in die Rei­hen der ak­ti­ven GWA-Agen­ten ZBV auf­zu­neh­men. Er hat­te mir das ein­mal zu er­klä­ren ver­sucht und ge­meint, in Han­ni­bal wür­de selbst der ver­sier­tes­te GAS-Agent kei­nen GWA-Schat­ten ver­mu­ten.
    Das war aber auch der ein­zi­ge Plus­punkt für den Zwerg. Für mich war er ei­ne nerv­li­che Be­las­tung. Auch wenn er nicht ge­fragt war, gab er bei

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