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Ordnungszahl 120

Ordnungszahl 120

Titel: Ordnungszahl 120 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. H. Scheer
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je­der Ge­le­gen­heit sei­nen Kom­men­tar. Mit die­ser An­ge­wohn­heit muß­te er über­all un­an­ge­nehm auf­fal­len.
    Als er be­gann, mit an­ge­win­kel­ten Ar­men durch den Raum zu trip­peln und fürch­ter­li­che Dro­hun­gen aus­zu­sto­ßen, konn­te ich ent­wi­schen.
    Es dau­er­te zehn Mi­nu­ten, bis Han­ni­bal in der Tür auf­tauch­te und sei­ne Na­se schnup­pernd in die Luft reck­te. An sei­nem Gür­tel hing ei­ne schwe­re Ar­mee­pis­to­le vom Typ »Hen­der­ley«, Ka­li­ber 357-Ma­gnum. Der lan­ge Lauf reich­te ihm fast bis zum rech­ten Knie.
    Er tän­zel­te auf mich zu.
    »Sir, ich soll Sie be­glei­ten«, krächz­te er. Auf sei­nem Ge­sicht lag wie­der das un­ver­schäm­te Grin­sen.
    Ich be­ach­te­te ihn kaum. Wort­los dreh­te ich mich um.
    »Da drü­ben steht mein Wa­gen, Sir. Ich soll Sie zu Kom­pers brin­gen«, füg­te er dienst­be­flis­sen hin­zu.
    Ich fühl­te die Bli­cke der Sol­da­ten in mei­nem Rücken und war be­müht, so schnell wie mög­lich in den Tur­bo­wa­gen ein­zu­stei­gen.
    Han­ni­bal schwang sich hin­ter das Steu­er. Die Ga­stur­bi­ne heul­te mit ei­ner Laut­stär­ke auf, daß ich im ers­ten Au­gen­blick glaub­te, das Fahr­zeug wür­de sich in sei­ne Be­stand­tei­le auf­lö­sen.
    Dann ruck­te der Wa­gen so hef­tig an, daß mein Kopf in den Nacken ge­schleu­dert wur­de. Ro­sa­ro­te Stern­chen tanz­ten vor mei­nen Au­gen.
    Un­mit­tel­bar dar­auf bog der Zwerg mit so ho­her Ge­schwin­dig­keit auf die be­to­nier­te Ver­bin­dungs­stra­ße zu den großen Ver­wal­tungs­ge­bäu­den ein, daß die Rei­fen quietsch­ten.
    Auf­ge­bracht fuhr ich ihn an:
    »Was soll der Un­sinn! Nimm ge­fäl­ligst den Fuß vom Schub­he­bel. Ich möch­te le­bend an­kom­men.«
    Han­ni­bal er­kun­dig­te sich stirn­run­zelnd, ob das ein Be­fehl sei. Ich nick­te. So­fort trat der Klei­ne voll auf die Brem­se. Durch die­se Fahr­wei­se flog mein Kör­per so kräf­tig nach vorn, daß ich mit dem Kopf ge­gen die Wind­schutz­schei­be schlug.
    Han­ni­bal sag­te iro­nisch:
    »Wenn du ei­ne Er­fri­schung brauchst, dann hol tief Luft, Lan­ger. Ich ma­che dir spä­ter, wenn wir al­lein sind, ei­ne Kom­pres­se. An­sons­ten hof­fe ich, daß es dir noch gut­geht.« Er lä­chel­te un­schul­dig.
    »Ich möch­te so­fort wis­sen, was du hier suchst. Ich dach­te, du wärst auf dem Mond?«
    »Der konn­te mei­ne lie­bens­wer­te Er­schei­nung nicht ver­tra­gen«, er­klär­te der Klei­ne ho­heits­voll und ließ den Wa­gen über die Stra­ße ra­sen, daß mir Schweiß­trop­fen auf die Stirn tra­ten.
    »Wenn du jetzt nicht ver­nünf­tig fährst, pas­siert et­was«, brüll­te ich wü­tend. »Ich ha­be mit dir zu re­den; des­halb bin ich nicht dar­an in­ter­es­siert, in­ner­halb von fünf Mi­nu­ten im Zen­trum zu sein.«
    Der Zwerg trat wie­der auf die Brem­se, doch dies­mal war ich dar­auf vor­be­rei­tet.
    »Okay, was willst du wis­sen?«
    »Dum­me Fra­ge«, er­wi­der­te ich. »Was tust du hier?«
    Er lach­te und mein­te:
    »Ich soll Wach­hund spie­len und auf­pas­sen, daß der hoch­de­ko­rier­te Oberst Per­mont auch auf dem Mond ein­trifft. Dort gibt es einen Mann, der durch­aus nicht da­mit ein­ver­stan­den ist, daß der neue Chef der bi­na­ren Raum­ab­wehr ein Ver­fah­ren hin­ter sich hat. Mei­ner An­sicht nach habt ihr et­was zu dick auf­ge­tra­gen, mein lie­ber.«
    »Blöd­sinn, das ist nicht zu dick. Im­mer­hin hat der Al­te da­für ge­sorgt, daß mei­ne gu­ten Be­zie­hun­gen zum Ober­kom­man­do er­wähnt wur­den. Mei­ne Ver­set­zung wur­de vom Mi­nis­ter für Raum­fahrt per­sön­lich an­ge­ord­net. Laut Ak­ten­ver­merk ist das mein On­kel. Ne­ben­bei ge­sagt, der Mann ist über al­les in­for­miert. Er war ein­ver­stan­den. Von der War­te aus ge­se­hen, ist mei­ne Ver­set­zung ab­so­lut nicht un­wahr­schein­lich, zu­mal man in Wa­shing­ton of­fi­zi­ell noch nicht weiß, daß es im Atom­werk Hun­tris ge­hö­rig brennt. Dem­nach könn­te man in Wa­shing­ton tat­säch­lich der Mei­nung sein, daß der un­be­quem ge­wor­de­ne Per­mont auf der Rück­sei­te des Erdtra­ban­ten gut auf­ge­ho­ben wä­re. Wenn An­fra­gen kom­men soll­ten, wird der Chef des

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