Ordnungszahl 120
der Pilotenkanzel, die druckfest und mit einer eigenen Klimaanlage versehen war. Captain Mitchum ließ das stählerne Schott aufgleiten. Ohne zu zögern, schwang ich mich in die zur Zeit noch luftleere Kabine, die über keine Schleuse verfügte.
Bei der Gelegenheit bemerkte ich rechts und links der Kabine die beiden kleinen Brennkammern der Hilfstriebwerke, die mit chemischem Treibstoff arbeiteten. Die Aggregate waren in erster Linie für die Bremsmanöver gedacht, da es auf dem Mond nichts gab, was die hohe Fahrt durch einen atmosphärischen Reibungswiderstand hätte bremsen können.
Die Landemanöver waren äußerst schwierig. Das war mir auf Grund meiner Erfahrungen während der bisherigen Spezialschulung bekannt.
Mitchum klappte die druckfeste Tür hinter mir zu. Danach ließ ich die künstliche Atmosphäre aus den Druckflaschen einströmen. Trotzdem durfte ich laut Vorschrift den Helm nicht zurückklappen, so daß die Einrichtung einer Druckkabine eigentlich widersprüchlich erschien.
Am Körper fühlte ich wieder den gewohnten Außendruck. Das war schon eine Erleichterung.
Die Kunststoffverglasung bot gute Sicht nach allen Seiten. Mit Hilfe des bordeigenen Fernsehgerätes konnte ich sogar die wichtigsten Triebwerksteile überwachen. Die Kabine war gegen die Strahlung des Kernreaktors abgeschirmt.
Ich ergriff den »Knüppel«, dessen Bewegungen auf die schwenkbare Hauptdüse übertragen wurden. Kleine Hilfsdüsen dienten zur seitlichen Stabilisierung. Die Konstrukteure hatten größten Wert darauf gelegt, die Steuerorgane so anzuordnen, daß man den Mondjäger fliegen konnte wie eine Maschine, die an die Atmosphäre der Erde gebunden war.
Sorgfältig überprüfte ich sämtliche Kontrollinstrumente. Dann sah ich mich nach Hannibal und Mitchum um, die ihre Maschinen ebenfalls bestiegen hatten.
Über die Sprechanlage gab ich die Anweisung zum Öffnen der Deckenklappen. Die Bestätigung kam sofort.
Augenblicke später wurde es über mir hell. Langsam glitten die schweren Stahltore in den Schienen zurück. Das grelle Sonnenlicht brach so plötzlich in die Halle ein, daß der Schein der Leuchtstoffröhren abrupt verblaßte.
Erneut sprach ich in das Helmmikrophon, das ich mit der Bordanlage verbunden hatte.
Meine Maschine zog sanft an. Ich beobachtete, wie die Träger des Startgerüstes angehoben wurden. Die Maschine richtete sich steil auf, so daß die Kabine auf die Deckenöffnung zeigte.
»Einrichtung beendet«, klang es aus dem Lautsprecher. »Start frei.«
Ich sah Hannibals Handbewegung. Im gleichen Augenblick ließ ich den Meiler anlaufen.
Der rotmarkierte Schalter schwenkte nach rechts. Das bedeutete, daß innerhalb des Aggregats der steuerbare Kernzerfall begann. Weitere Schaltungen bewirkten das Anlaufen der Turbopumpe, die das Arbeitsmedium in den bereits hitzeglühenden Wärmeaustauscher preßte.
Sekundenbruchteile später fühlte ich, wie die Maschine heftig erzitterte. Ich wurde in meinem Sitz durchgeschüttelt.
Bei einem schnellen Blick nach hinten sah ich, daß die weißglühenden Gasmassen den Basaltboden der Starthalle peitschten. Der Raum schien angefüllt mit den davonstiebenden Partikeln, zumal auch die Triebwerke der beiden anderen Maschinen angelaufen waren.
Kalter Schweiß trat auf meine Stirn. Ich wußte nur zu gut, daß viele Augen an den Bildschirmen hingen und ich mir schon deshalb keinen Versager erlauben durfte. Die Maschine mußte elegant, aber auch rasant hochkommen, sonst war ich als Träger des goldenen Kometen-Ordens durchgefallen.
Ich gab noch einige Anweisungen an
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