Ordnungszahl 120
bleigepanzerte Schott zu, das den Gang zur Luftschleuse abriegelte. Summend glitt die schwere Tür auf. Wir gingen durch den erleuchteten Felsgang, bis wir die eigentliche Luftschleuse erreichten.
»Die radioaktiven Nebenprodukte der neuen Kleinmeiler sind fast hundertprozentig beseitigt, Sir«, erklärte der Captain über die Sprechanlage. »Trotzdem müssen wir vorsichtig sein. Ihr Anzug schützt unbedingt vor den härtesten Gammastrahlungen, die wir aber nicht zu erwarten haben. Die Maschinen stehen in den Abschußhallen.«
Die Luftschleuse war ziemlich groß. Ungeduldig wartete ich auf den Augenblick, bis die grüne Lampe aufzuckte. Dann öffnete ich das andere Tor, das uns den Weg in das absolute Vakuum der Starthallen freigab.
Ich spürte, wie sich das kräftige Kunststoffmaterial spannte, als der Außendruck nicht mehr auf meinen Körper einwirken konnte.
Vor mir erblickte ich eine große, langgestreckte Halle, die wahrscheinlich in den Boden hineingesprengt war. Sie lag bereits außerhalb der titanischen Felswände. Über uns erstreckte sich die flache Gesteinsebene.
Das waren die Starthallen für die Mondjäger. Und da standen sie, die zehn silberglänzenden Gebilde, die einsitzig geflogen wurden und die doch keine Ähnlichkeit mit einem schnittigen Jäger der Erde hatten.
Sie waren speziell für Mondverhältnisse konstruiert. Tragflächen und aerodynamische Ruder fehlten völlig, da sie im luftleeren Raum sinnlos gewesen wären.
Darauf deutete auch die sogenannte Zelle hin, die in keiner Weise strömungsgünstig verkleidet war. Jede überflüssige Belastung wäre in diesem Falle unangebracht gewesen, da es nichts gab, was an den eckigen Teilen einen Widerstand hätte verursachen können.
Langsam ging ich auf die Jagdmaschine zu, die vor mir in den stählernen Startschienen ruhte. Es war eine Maschine in offener Gerüstbauweise.
Das Triebwerk hing frei in den Leichtstahlhalterungen. Die schwenkbare Großdüse klebte förmlich an den zerbrechlich wirkenden Streben.
Ich sah die unverkleidete Turbopumpe und die gewundenen Leitungen, die zu den Tanks führten.
Die Tanks selbst waren an dem Gesamtgerüst so befestigt, daß sie ebenfalls ganz offen lagen. Nur die zylinderförmige Kabine mit sämtlichen Kontroll- und Steuerorganen wies ungefähr eine strömungsgünstige Form auf.
Die skurril wirkende Konstruktion wäre auf der Erde keine Meile weit geflogen, doch hier erfüllte sie ihren Zweck hervorragend.
Für einen Jäger erschien mir die Maschine sehr groß, doch ich wußte, daß mein Eindruck täuschte. Im Grunde genommen waren es nur die verschiedenartig geformten Tanks mit dem reinen Destillat, die der Maschine ein unförmiges Aussehen verliehen.
Vorsichtig schritt ich an dem kleinen Plutoniummeiler vorbei, der auch bei dieser Maschine als Heizelement diente. Der Gammazähler an meinem Handgelenk begann heftig auszuschlagen.
In meinem Helmlautsprecher klang Hannibals leises Gelächter auf.
»Feine Maschinen, meinen Sie nicht auch, Sir? Sie sind größer als ein irdischer Jagdbomber, aber leichter als ein kleines Sportflugzeug. Dazu kommt noch die geringe Schwerkraft des Mondes. Alle Effekte zusammen bewirken, daß wir mit einer Schubleistung von nur fünftausend Kilopond auskommen. Die Leistung reicht für einen Raketenstart auf dem eigenen Gasstrahl.«
Ich schwieg, da ich mir meine Gedanken nicht anmerken lassen wollte. Außerdem wußte ich, daß wir mit Hilfe der Fernbildgeräte beobachtet wurden. Es war deshalb ratsam, nicht auf Hannibals Bemerkungen einzugehen.
Ich begab mich nach vorn zu
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