Organic

Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava

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musste ihre Arme hochhalten und kleine Schritte machen, bei denen sie jedes Mal ein bisschen tiefer einsank.
    „Vorsichtig“, flüsterte ihr Russ ins Ohr.
    „Geh nach rechts“, befahl Howard mit beruhigender Stimme. „Halt dich rechts, Sabrina.“
    Für den Moment konnte sie an nichts anderes denken, als dass es in den Watstiefeln unerträglich heiß wurde. Sie wischte sich den Schweiß von der Stirn und schob sich das Haar hinter das Headset, wobei sie darauf achtete, es nicht nass zu machen. Feuchte Strähnen klebten an ihrer Stirn.
    „Noch weiter nach rechts“, sagte Howard.
    Sabrina erreichte das Ufer und stieß auf mehrere tote Baumstümpfe und Wurzelwerk. Sie waren stark genug, um ihr Halt zu geben. Sie hob sich mühsam aus dem Wasser, die Watstiefel schwer wie Blei, die an ihr zogen und jeden Schritt schwer machten. Sobald sie ans Ufer geklettert war, wollte sie schon erleichtert aufseufzen, als sie neben sich etwas ins Wasser gleiten hörte, gleich neben der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatte. Auch wenn es noch nicht ganz hell war, konnte Sabrina die Schlange erkennen, die jetzt durch das Wasser glitt. Sie nahm genau den Weg, den Sabrina gekommen war. Ihr Magen tat einen kräftigen Satz, während ihr ein eiskalter Schauer über den Rücken lief, obwohl sie die Watstiefel noch anhatte.
    „Gut gemacht“, sagte Howard mit derselben Ruhe, mit der er sie von der Schlange weggelotst hatte, die offenbar nur Zentimeter über ihr in den Zweigen gehangen hatte.
    Sie wünschte sich plötzlich zurück ins Boot.

99. KAPITEL
    EcoEnergy
    Eric hoffte, Sabrina würde nicht auf ihn warten. Eine gute Stunde der Autofahrt von Pensacola nach Tallahassee hatte er damit verbracht, mit einem Lämpchen über die Karte gebeugt, sich das Gelände von EcoEnergy einzuprägen. Er war todmüde, weil er nach dem Angelausflug mit Howards Freunden nur ein paar Stunden Schlaf bekommen hatte. Er war sich nicht sicher, wie viel er sich hatte einprägen können. Als endlich Bubba an das Wachhäuschen heranfuhr, schaute Eric auf die vielen Gebäude und Lastwagen des Ortes, an dem seine Schwester gearbeitet hatte. Das Gelände war erheblich größer, als er vermutet hatte.
    Der Sicherheitsposten kontrollierte Bubbas Ausweis, dann fragte er nach Erics. Mit seiner Fälschung eines Mitarbeiterausweises hatte Russ ganze Arbeit geleistet. Die Vorlage stammte von einer Datei, die der Freund des Bürgermeisters ihnen gemailt hatte, derselbe Freund, der Eric den Job als Vertretung in allerletzter Minute verschafft hatte. Eric hatte keine Ahnung, welchen Einfluss der Bürgermeister oder sein Freund besaßen. Er konnte nur hoffen, er würde nicht bereuen müssen, dass er dem alten Kerl vertraut hatte.
    Bei Bubba hatte der Mitarbeiterausweis kein Misstrauen erregt, aber er hatte ihn auch nur flüchtig angesehen. Dagegen betrachtete der Wachmann Erics Ausweis sorgfältig von allen Seiten. Hatte Russ womöglich irgendetwas vergessen? Eric überlegte, sich notfalls unwissend zu stellen und zu behaupten, er habe von einer Fälschung nichts gewusst.
    Verdammt! Der Wachmann machte sein Fensterchen zu und griff nach dem Telefonhörer. Vielleicht waren sie wegen des Mordfalls in erhöhter Alarmbereitschaft. Und nun hatte Eric nicht die geringste Möglichkeit, Sabrina zu warnen. Russ hatte ihn zu einer Funkverbindung überreden wollen, aber Eric hatte sich nur auf ein GPS-Gerät eingelassen. Wenigstens stand Russ mit Sabrina in Verbindung und konnte sie leiten, wenn er in ein paar Minuten auf dem Weg in eine Gefängniszelle in Tallahassee war.
    „Den Quatsch machen sie hier jedes Mal“, meinte Bubba schließlich. „Man könnte meinen, sie verstecken hier den heiligen Gral oder so was.“
    Bubba zog eine Packung Kaugummi aus der Tasche und schob sich eins in den Mund, dann hielt er Eric das Päckchen hin. Er hatte offenbar einen Stein bei Bubba im Brett wegen seiner Bemerkung über Coke BlaK. Er bedankte sich und nahm auch ein paar. Auf welche Seite sich Bubba wohl schlagen würde, falls der Wachposten seinen Ausweis als Fälschung entlarvte?
    Dann machte der Mann sein Fenster wieder auf und gab Bubba Erics Ausweis zurück. Er winkte sie ohne ein weiteres Wort durch, während er den Hörer noch zwischen Ohr und Schulter geklemmt hatte.
    Verfolgungswahn, dachte Eric. Er litt eindeutig unter Verfolgungswahn.
    Sie umfuhren ein Gebäude mit Stahlverkleidung, das Eric als die Produktionsanlage erkannte. Hinter dem Parkplatz sah er zwischen Bäumen und