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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Tür zum Gang.
    „Bist du schon da?“
    Russ’ Stimme ließ sie wieder zusammenfahren.
    „Herrgott!“, flüsterte sie. „Du musst damit aufhören!“
    „Ich will doch nur nach dir sehen.“
    „Du erschreckst mich jedes Mal zu Tode!“
    „Tut mir leid“, sagte er. „Das hätte ich mir gar nicht zugetraut.“
    „Na, und ich hätte mir nie zugetraut, hierher zurückzukehren.“
    „Okay, dann werde ich dich jetzt nicht mehr erschrecken. Aber denk dran, uns auf dem Laufenden zu halten, ja?“
    „Okay.“
    Auf der anderen Seite der Tür lauschte sie wieder für einen Moment, bevor sie den Gang hinunterlief. Immer noch war alles ruhig. Kein Computer und kein Kopiergerät brummte. Nicht einmal die Leuchtstoffröhren waren an. Durch die kleinen Milchglasscheiben der Türen zum Labor drang das Sonnenlicht.
    Sie versuchte es mit dem Eingang, der Dr. Lansiks Büro am nächsten lag. Manchmal war dort abgeschlossen, aber diesmal hatte sie Glück. Auch hier war alles ruhig. An dem alten Garderobenständer hingen Laborkittel. Auf einem Papierhandtuch neben dem Waschbecken trockneten Teströhrchen. Auf dem Regal standen aufgereiht Flaschen mit unterschiedlich brauner Flüssigkeit. Sabrina war überrascht, dass alles so normal aussah, als würde sie immer noch hier arbeiten. Aber was hatte sie erwartet? Das Leben ging weiter. Und selbst ohne sie und Anna Copello lief im Labor alles glatt. Vielleicht hatte sie wenigstens ein bisschen Unordnung erwartet. Hatten sie und Anna nicht schließlich immer hinter den Männern her geputzt?
    Ihr Vater hatte ihr einmal gestanden, dass er an Teamarbeit unter Wissenschaftlern nicht glaubte. Immer gab es ein Ego, das über die anderen triumphierte. Und Geistesgrößen waren nicht notwendigerweise auch großzügig, vor allem nicht, wenn es um die Erträge ihrer Arbeit ging. Aber trotzdem fand Sabrina den Gedanken absurd, sie könne Anna Copello wegen einer Beförderung ermordet haben.
    Auch Dwight Lansiks Büro sah unverändert aus. Nicht einmal das blaue Sofa war abtransportiert worden. Allerdings hatten sie seine gerahmten Diplome und Auszeichnungen entfernt. Auf der Wand verrieten helle Rechtecke, wo sie einmal gehangen hatten.
    Immer der Reihe nach. Sie setzte sich an Lansiks Computer und schaltete ihn ein. Er fuhr ganz normal hoch, was bedeutete, dass er nach wie vor mit dem Netzwerkserver verbunden war.
    Sie klickte das Kontrollprogramm an und fand im Ordner „Netzwerk“ die Programmdatei, die sie nach Russ’ Aussage brauchte. Dann loggte sie sich mit ihrem gewohnten Passwort in ihr E-Mail-Programm ein. Keiner war auf die Idee gekommen, ihren Account zu sperren. Sie gab Russ’ E-Mail-Adresse ein, hängte die Programmdatei an und klickte auf „Senden“. Er hatte ihr erklärt, dass sie ihm einen Zugang verschaffen und offenhalten musste. Und das machte sie mit dieser E-Mail. Die angehängte Programmdatei erlaubte ihm den Zugang zu allem, was auf dem Netzwerkserver gespeichert war. Ungefähr so arbeiteten auch Hacker, die einen Virus verbreiten wollten. So ganz verstand Sabrina die Sache nicht. Aber sie wusste genug, um zu verstehen, dass Russ jetzt die Datei über die Verarbeitung des Schutts aus den Hurrikanschäden finden würde, wenn sie noch auf dem Server lag.
    „Ich hab dir gerade die E-Mail geschickt“, sprach sie in ihr Mikrofon. „Sag Bescheid, wenn du sie bekommen hast.“
    Sie wartete. Verdammt! Was war, wenn die Sache doch nicht so einfach war, wie es sich bei Russ angehört hatte? Die Sekunden verrannen. Die Stille kam ihr wie eine Ewigkeit vor.
    „Hab sie!“, meldete er sich endlich zurück.
    Sabrina schloss ihren E-Mail-Account, ließ aber den Computer an. Sie brauchte noch Lansiks Passwort, damit Russ alle verschlüsselten Dateien herunterladen konnte, die auf dem Netzwerkserver lagen. In seinem Notizbuch hatte er geschrieben, er habe das Passwort in seinem Büro hinterlassen, „unübersehbar für einen wahren Wissenschaftler“. Russ meinte, es müssten mindestens sechs bis acht Ziffern oder Buchstaben sein. Und wenn es auf den Diplomen und Auszeichnungen stand, die schon entfernt worden waren? Das konnte durchaus sein. Denn sie hatten schließlich mit Wissenschaft zu tun.
    An der kleinen Pinnwand hinter Lansiks Schreibtisch hingen die üblichen Sachen, die man an seinem Arbeitsplatz aufhängte, mit dem einen Unterschied, dass sie bei Lansik alle etwas mit Wissenschaft zu tun hatten. Es gab mehrere Cartoons aus dem „New Yorker“, einen Zeitungsartikel

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