Organic
über EcoEnergy, der Lansik mehrmals zitierte, und einen schmalen Zettel, der aussah wie das Orakel aus einem Glückskeks. „Sie werden eines Tages reich und berühmt sein“. Darunter stand eine Serie von Glückszahlen. So einfach konnte es nicht sein.
„Willst du mal eines versuchen?“, fragte sie.
„Nur zu.“ Seine Antwort kam umgehend.
„Na gut. 43590.“
„Das sind nur fünf Ziffern.“
„Ich weiß“, gab sie zurück. „Das wird’s auch nicht sein, aber du hast gesagt, es könnte auch irgendwas total Offensichtliches sein.“
Stille.
Während sie wartete, nahm sie das Büro unter die Lupe. Viel war nicht darin. Lansik hatte wenig Wert auf die Einrichtung gelegt. An einer Wand hing ein Periodensystem, eines der früher üblichen laminierten, wie man sie aus den Chemielabors der Highschools kannte.
„Nada“, sagte Russ. „Ich hab es vorwärts und rückwärts versucht.“
Sie sah auf ihre Armbanduhr. Sie brauchte viel zu lange. Unübersehbar für einen wahren Wissenschaftler, wiederholte sie für sich, und starrte das Periodensystem an. Konnte es irgendeine Kombination sein? Ein Scherz wie Öl und Wasser?
Irgendwas leitete ihren Blick wieder an die Pinnwand.
Dort hingen zwei Zitate von Albert Einstein. Das erste lautete:
Man muss seine Zeit zwischen Politik und wissenschaftlichen Gleichungen aufteilen. Aber Gleichungen sind mir sehr viel wichtiger.
Das andere hatte sie noch nie gesehen oder gehört:
Wenn A Erfolg im Leben bedeutet, dann ist A gleich x plus y plus z.
Arbeit ist x, Spiel ist y, z steht für Mundhalten.
Sabrina starrte die Zitate eine kleine Ewigkeit an, dann sagte sie schließlich: „Russ, versuch das mal: AAxyzxyz.“
Sie musste wieder warten, aber nur kurz.
„Das war’s! Ich bin drin! Komm wieder her!“
Sabrina lächelte und gestattete sich einen Seufzer der Erleichterung. In ein paar Minuten würden sie Kopien aller Dateien haben, die sich auf die Verarbeitung der Schuttberge der Hurrikane bezog, inklusive genauer Datums- und Uhrzeitangabe, um sie mit den Satellitenfotos abzugleichen, die Russ heruntergeladen hatte.
„Sie sind ganz schön mutig, einfach so wieder hierherzukommen.“
Sabrina brauchte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass nicht Russ gesprochen hatte. Die Stimme kam von hinter ihr. Sie fuhr hastig herum und erblickte O’Hearn, der im Türrahmen lehnte.
„Das war alles ein einziger Irrtum“, sagte sie. Sobald sie ihm erklärte, dass sie recht gehabt hatte in Bezug auf Reaktor fünf und den Schutt, würde er verstehen.
„Das stimmt. Ein Riesenfehler. Sie sind diejenige, die eigentlich hätte sterben sollen.“
Jetzt erst sah Sabrina den Revolver in seiner Hand.
105. KAPITEL
Regionalflughafen Tallahassee
Jason saß vor einem anderen Fernseher im Flughafen. Er nahm alles wie durch einen Nebel wahr. Die Geräusche vermischten sich, seine Reflexe schienen wie verzögert. Vielleicht waren das noch immer die Auswirkungen der Bloody Marys. Mehrmals war er in Leute hineingelaufen, weil er sie nicht einmal wahrgenommen hatte.
Dreimal war er von einem Wartebereich für Fluggäste zum anderen gegangen, um nicht allzu sehr aufzufallen. Er konnte nicht mehr sagen, wie viele Flüge er hatte kommen und gehen sehen. Er hatte das Zeitgefühl völlig verloren. Seinen Trolleykoffer und seine Aktentasche schleppte er vom einen Ende des Terminals ins andere.
Sein Handy hatte er lange genug eingeschaltet, um angesichts der langen Liste verpasster Anrufe und Nachrichten auf seiner Mailbox in Panik zu geraten. Als es klingelte, erschrak er so sehr, dass er das Telefon fast fallen gelassen hätte. Die Nummer auf dem Display konnte er nicht zuordnen. Sofort schaltete er das Telefon wieder aus und steckte es in die Hosentasche.
Auf dem Nachrichtenband bei CNN wurden nach und nach neue Informationen hinzugefügt. Das meiste davon hatte Jason inzwischen so oft gelesen, dass er es auswendig hersagen konnte, daher erkannte er sofort, als auf dem Band etwas Neues auftauchte.
Er dachte, er hätte das Schlimmste bereits hinter sich. Aber da lag er falsch.
Die neueste Information lautete:
Der Bürochef des Senators, Jason Brill, wird zur Vernehmung gesucht. Brill hat Washington D. C. vermutlich verlassen. Wer Informationen über seinen Verbleib hat, wird gebeten, die Telefonnummer 1-800-555-0700 anzurufen.
Jason saß jetzt kerzengerade auf der Stuhlkante. Das konnte doch nicht wahr sein! Natürlich hatte er Washington verlassen, aber wegen des Energiegipfels. Das
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