Organic
hatte rein gar nichts mit dem Mord an Zach zu tun. Wie kamen sie überhaupt auf den Gedanken, er könne irgendetwas damit zu tun haben?
Er sah sich um. Vor den Abfertigungsschaltern hatten sich neue Schlangen gebildet. Leute vom Flughafenpersonal sammelten Müll auf und schoben Rollstühle mit behinderten Passagieren. Ein- oder zweimal lief ein Mann vom Sicherheitsdienst vorbei. Aber niemand schien von ihm Notiz zu nehmen. Niemand machte den Eindruck, als würde er ihn beobachten.
In diesem Moment wurde Jason klar, dass möglicherweise bei der Gepäckausgabe oder am Schalter der Leihwagenfirma jemand auf ihn wartete. Verflucht! Sie mussten schließlich wissen, dass er die Morgenmaschine hierher genommen hatte und längst gelandet war. Das konnten sie problemlos herausfinden. Er konnte also nicht einfach einen Flug woandershin nehmen. Auch das wurde möglicherweise überwacht.
Er hatte seinen Kleiderbeutel noch nicht abgeholt. In Gedanken ging er jetzt den Inhalt durch und überlegte, ob er auch ohne die Sachen auskam. Fast alles außer seinen Anzügen hatte er in seinen Trolley und seine Aktentasche gepackt.
Krumm saß er auf dem Plastiksitz, als ihm plötzlich klar wurde, dass er mit einem Mal völlig auf sich allein gestellt war. Er zog sein Handy aus der Tasche und schaltete es ein. Er begann zu wählen, aber dann schaltete er es wieder aus. Konnten sie ein Handy nicht orten?
Verunsichert musterte er die Menge um sich herum und griff dann nach Koffer und Aktentasche. Er fand eine Telefonzelle, an der niemand stand. So lange war es her, dass er ein Münztelefon benutzt hatte, dass er die Bedienungsanleitung lesen musste, bevor er telefonierte. Falls er eine Voice-Mail erreichte, würde er einfach einhängen, dann konnte niemand die Nummer zurückverfolgen.
„Hallo?“, sagte sie nach dem dritten Klingeln.
„Lindy, hier ist Jason.“
„Wo bist du denn?“ Sie verlegte sich auf ein Flüstern, ein panisches Flüstern. Nein, nicht panisch, eher verschwörerisch.
„Das ist jetzt egal. Was zum Teufel geht da vor?“
„Warte einen Moment“, sagte sie, und sein Magen zog sich zusammen. Konnte er sich auf sie auch nicht mehr verlassen? Aber dann hörte er sie jemandem sagen, sie würde sich wieder melden, da sei ein wichtiger Anruf. Wenn er sich recht erinnerte, musste sie inzwischen auch hier in Florida sein. Hatte ihm das nicht Senatorin Malone letzte Nacht gesagt? Vermutlich war sie schon irgendwo am Tagungsort. „Dein Chef steckt ganz schön tief im Schlamassel“, sagte sie schließlich. „Angeblich hat man seine Fingerabdrücke in Zachs Hotelzimmer gefunden.“
„Oh Gott! Das kann doch nicht sein!“
„Jason, er behauptet, er habe dir nur helfen wollen.“
„Was?“
„Er behauptet, du hättest ihn angerufen, und er sei dir zu Hilfe gekommen.“
„Wovon zum Teufel redest du?“
„Ich dachte, du hättest gesagt, dass du Zack gar nickt kennst?“
„Ich kannte ihn ja auch nicht.“
„Er sagt, du und Zach hättet euch da im Hotel sckon seit Monaten getroffen. Du hättest immer denselben Raum reserviert. Die Reservierung käst du von deinem Büro aus gemacht. Es gibt Nachweise für diese Gespräche.“
Jason umklammerte den Telefonhörer, weil er sich an nichts anderem mehr festkalten konnte. Verdammt! Natürlich hatte er in den vergangenen Monaten immer wieder dasselbe Zimmer im „Washington Grand“ reserviert – aber für Senator Adams.
„Jason?“
„Du glaubst dock nickt ein Wort davon. Ich war doch mit dir zusammen.“
Eine Pause trat ein.
„Du bist weg, bevor ich aufgewacht bin“, sagte sie schließlich.
„Lindy, das war morgens um vier.“ Er fuhr sich mit der Hand durchs Haar und sah sich panisch um. Er fragte sich, ob man seine Panik riechen konnte.
„Ich habe keine Ahnung, um welche Uhrzeit du gegangen bist.“
„Lindy, du weißt dock, dass ich es nickt gewesen bin.“
Wieder folgte eine Stille. Er konnte es einfach nickt fassen.
„Hast du das der Polizei auch so erzählt?“, fragte er dann und lehnte sich gegen die Wand. Seine Knie drohten einzuknicken.
„Ich habe nichts ... na ja, sie haben mich nicht gefragt ... noch nicht.“
„Lindy, wieso sollte ich ...“ Er sah sich wieder um und senkte die Stimme. „Warum hätte ich mit dir schlafen sollen, wenn ich schwul wäre?“
„Woher soll ich wissen, wieso ihr Kerle irgendwas macht?“ Aus ihrer Stimme klang Arger. „Zach hat es jedenfalls nicht davon abgehalten, mit mir zu schlafen, als wir uns
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