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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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wegzuschauen und nicht angeekelt auszusehen.
    Marek reichte Senator Adams ein weiteres nasses Handtuch. „Gestank geht nicht weg viele Wochen“, sagte der Chauffeur, schüttelte den Kopf und verbarg seinen Ekel kein bisschen. Dann setzte er sich hinters Steuer und schien gar nicht zu bemerken, dass der Senator auf seinen Nacken schaute, als wollte er da im nächsten Moment einen Giftpfeil platzieren.
    Jason hielt sich zurück, er nahm nur ein oder zwei verdreckte Handtücher entgegen. Im Gegensatz zu Marek wusste er genau, wann er den Mund zu halten hatte. Der marineblaue Anzug war vermutlich im Eimer. Aber anstatt auf den Geruch konzentrierte er sich auf das, was eigentlich passiert war. Jason hätte schwören können, dass Sidel, der Mistkerl, haargenau wusste, wozu er die ganze Truppe auf den Steg über den Tank lotste, um ihnen den „Zauberrohstoff“ zu präsentieren.
    Eigentlich war es egal, was er damit beabsichtigt hatte. Aber Jason würde niemals vergessen, dass Sidel wie ein dämlicher Highschooljunge losgelacht hatte, als Senator Adams sich über das Geländer übergeben hatte. Jason hatte schon solideren Kerls als diesem Sidel einen Denkzettel verpasst, mit dem Ellbogen in die Leber und einer Faust an die Kehle. Das kam ihm ehrlicher und sauberer vor als die Art, wie der Senator solche Dinge geregelt haben wollte. Aber alles, was Jason in dem Moment hatte denken können, war: Gott sei Dank ist keiner von den Medienfritzen dabei.
    Sidel war zu weit gegangen. Nach allem, was der Senator für ihn getan hatte, hätte er eigentlich Adams die italienischen Schuhe sauber lecken müssen, anstatt ihn auszulachen. Aber Jason verstand die Beziehung der beiden Männer zueinander ohnehin nicht. Er wusste, dass sie zur gleichen Zeit auf der Florida State University gewesen waren, aber er konnte sie sich nicht als befreundete junge Männer vorstellen. Dafür waren sie viel zu verschieden. Sidel war die Sportskanone der Universität gewesen, während Senator Adams einen Debattierklub geleitet hatte. Und trotzdem schien die Bindung zwischen den beiden stark, zumindest vonseiten des Senators.
    Loyalität und unbedingte Treue, das verstand Jason ganz sicher. Das hatte er selbst auf die ganz harte Tour lernen müssen. Er kam aus einer Welt, wo man niemandem trauen konnte, wo man log und stahl und betrog, und das so mühelos, dass die Grenzen verwischten. Kein Wunder, dass Washington ihn fasziniert hatte, seitdem er alt genug für ein eigenes Motorrad gewesen war – eine schicke PS-starke Yamaha. Er bekam einen Job als Kurier und röhrte mit seiner Maschine durch die Hauptstadt, quälte sich durch den Verkehr, ging ans Limit und brach die eine oder andere Regel. Aber dann gab er sich und seinem Motorrad den Rest, als er frontal in einen Geländewagen krachte.
    Trotz dreier gebrochener Rippen und einem bös verletzten Knie lieferte Jason die blutverschmierte Sendung noch aus. Der Fahrer des Geländewagens, irgendein hochrangiger ausländischer Diplomat, drohte Jason, er würde ihm den Führerschein wegnehmen lassen. Das war ohnehin egal, die Maschine hatte es nämlich noch schlimmer erwischt als Jason. Er war den Job sowieso los.
    Drei Tage später bekam er eine Nachricht von seinem Kurierdienst, weil der Empfänger seines letzten Auftrags ihn sprechen wollte. Jason rechnete mit dem Schlimmsten, vermutete Ärger wegen dem Blut auf der Sendung oder weil etwas Wertvolles darin kaputtgegangen war. Nie hätte er damit gerechnet, dass der Mann gerüchteweise von Jasons heldenhafter letzter Zustellung gehört hatte und ihm einen Job anbieten wollte. Senator John Quincy Adams erklärte Jason, er fühle sich an seine eigene Jugend erinnert. Und die musste gut gewesen sein, denn zwei Jahre später wurde Jason Brill der jüngste Bürochef eines Senators in Washington. Ein solches Vertrauen hatte noch niemand in ihn gesetzt.
    Jetzt musste Jason überlegen, was wohl William Sidel ein solches Vertrauen eingebracht hatte. Nach allem, was er über den Mann wusste, war Sidel einfach gestrickt, ein bodenständiger Kerl, der zufällig ein bisschen Unternehmergeist an den Tag gelegt hatte. Ein besonderes Talent besaß er zwar nicht, aber dafür beherrschte er etwas viel Besseres: die Kunst der Aufschneiderei. Die Fähigkeit, andere nur durch Reden zu begeistern, sie in Bewegung zu setzen – und sie sogar dazu zu bringen, Geld zu investieren. Die thermische Umwandlung mochte genial sein, aber sie war nicht Sidels Idee gewesen. Er hatte das

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