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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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fälschlicherweise unter Umgehung des Spülwassertanks angeschlossen worden war, dann konnten gefährliche Giftstoffe in den Fluss gelangen.
    Sabrina klebten die Sachen am Körper, und die Klimaanlage im Labor brachte sie zum Zittern. Sie wollte sich gar nicht vorstellen, was es bedeutete, wenn Abfall der Stufe zwei verarbeitet wurde. Und schon gar nicht war das möglich, ohne dass das EcoLab davon wusste. Sie hätten dafür Entwürfe gemacht, Prozesse getestet und die Vergasungstemperaturen festgelegt. Es war schlichtweg nicht möglich und schon gar nicht ohne den Spülwassertank. Abfall der Stufe zwei enthielt normalerweise mehr als fünfundzwanzig Arten nicht recycelbarer Stoffe aus Plastik, Gummi, Metall, Holz und Glasfaser, und das war erst der Anfang. Im Unterschied zum Schlachthausabfall wurden bei der Verarbeitung dieser Stoffe Giftstoffe wie PCB und Dioxin freigesetzt, die hochgiftig waren. Der Wasserstoff des Spülwassers band diese Stoffe. Den Spülgang auszulassen, war also nicht nur irgendein Fehler, sondern tödlich.
    Aber O’Hearn hatte ihr versichert, dass keine Abfälle der Stufe zwei verarbeitet würden.
    O’Hearn. Sabrina hatte tags zuvor am Nachmittag wegen des Reaktors fünf mit ihm gesprochen. Hatte er vielleicht den Zugang zum Programm erschwert, bis Lansik wieder zurück war? Aber warum hätte er das tun sollen? Es sei denn, es gab ein Problem, das außer O’Hearn niemandem auffallen sollte.
    Sabrina griff nach den kratzigen Papierhandtüchern, die sie aus der Toilette im Aufenthaltsraum mitgenommen hatte, und trocknete sich Gesicht und Arme ab. Es war einfach zu blöd. Auf ihr logisches Denkvermögen konnte sie sich eigentlich verlassen. Es gab immer eine Erklärung. Nur musste man manchmal ein bisschen danach suchen.
    Ein weiterer Blitz ließ die Lampen und Bildschirme im Labor kurz flackern. Die Leuchtröhren blinkten. Der Computerbildschirm wurde schwarz. Das Summen der Geräte verstummte. Dann krachte ein Donner, und danach war das Labor völlig dunkel und still.
    Sabrina saß regungslos da und versuchte sich zu beruhigen. So ein Gewitter war in Florida vollkommen normal. Es würde rasch vorbeigehen. Sie sah, wie die Schatten der Bäume auf den Wänden des Labors tanzten. Der Regen trommelte weiter gegen die Fenster. Und dann hörte sie Schritte irgendwo im Flur.
    Es war mitten am Vormittag, und das Labor lag wie in der Dämmerung da. Die Fensterreihe zum hinteren Park hinaus bildete den Rahmen für zuckende Blitze und wogende Baumwipfel. Aber die Stille war am beunruhigendsten. Ohne das Rattern und Brummen der Geräte hallten die Schritte auf dem gefliesten Korridor umso lauter. Wie erstarrt saß Sabrina vor ihrem toten Computerbildschirm.
    Sie sah ein flackerndes Licht unter der Tür zum Korridor. Eine Taschenlampe, sagte sie sich und begann wieder zu atmen. Als die Tür aufging, konnte sie sich fast wieder völlig ruhig geben. Ein Mann vom Sicherheitspersonal steckte den Kopf herein. Er war es, der erschrocken zurückzuckte, als er sie sah, aber er machte ein Husten draus und trat ins Labor, als hätte er das ohnehin vorgehabt.
    „Ist alles okay bei Ihnen?“
    Er leuchtete ihr mit seiner Taschenlampe ins Gesicht. Was auch immer er damit beabsichtigte, Sabrina fand es eher unangenehm als beängstigend.
    „Ich versuche nur ein bisschen zu arbeiten.“
    „Die Generatoren sollten gleich wieder anlaufen“, meinte er, und jetzt bemerkte sie seinen Südstaatenakzent. Er ließ die Taschenlampe von ihrem Gesicht durch den Raum gleiten, fuhr über Regale und in die Ecken.
    Da sah Sabrina die Pistole in seiner anderen Hand, als rechnete er damit, es könne jeden Moment jemand aus einer dunklen Ecke springen. Sie wusste nicht mehr, ob die Sicherheitsleute von EcoEnergy immer bewaffnet waren. Sie war mit ihnen nur in Berührung gekommen, wenn sie am Tor zum Gelände ihren Firmenausweis kontrollierten. Sie beobachtete, wie er mit der Waffe umging. Im Blitzlicht des Gewitters schien er sich wie in Zeitlupe zu bewegen, wie ein bläulich ausgeleuchteter Darsteller in einem Videospiel.
    „Sind Sie allein hier?“, fragte er, ohne sie anzusehen, und schaute stattdessen auf Dr. Lansiks Bürotür.
    Ganz plötzlich war da etwas Beunruhigendes an seiner Anwesenheit. Das Gewitter hatte einen Stromausfall verursacht. Nichts weiter. Warum dann benahm er sich wie auf einer geheimen Erkundungstour?
    „Normalerweise sind samstags immer ein paar von uns hier“, antwortete sie, weil sie nicht zugeben

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