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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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einem Workshop, einer Präsentation oder einem Lehrauftrag verbunden gewesen war.
    Es machte ihr nichts aus. Das Hauptziel der letzten zehn Jahre war ihr berufliches Weiterkommen gewesen. Das hatte alles andere in ihrem Leben dominiert, und mancher hätte gesagt, das habe ihr Leben außerhalb der Arbeit eingeschlossen. Selbst Daniel hatte sich manchmal beschwert, sie behandele ihn gelegentlich wie eine Ablenkung oder eine Verpflichtung. Er hatte es nicht gemocht, irgendwo hinter ihrem Beruf, manchmal sogar noch hinter ihrer Familie zu rangieren. Zu ihrer Verteidigung hatte sie nur vorbringen können, dass sie nun mal nicht besonders gut in Beziehungen war. Ganz generell waren Menschen unlogisch, machten Fehler, waren unvorhersehbar. Sie hatte mit Gleichungen und Aufgabenstellungen zu tun, die bei aller Komplexität mit Geduld und logischem Denken immer zu lösen waren.
    In Wahrheit hatte sie nicht ein einziges Mal – nicht einmal in Ansätzen – die Art Leidenschaft erfahren, die sie in der Beziehung ihrer Eltern erlebt hatte. Und vielleicht wollte sie es darunter einfach nicht machen. Und vielleicht war das auch der Grund gewesen, warum ihr ihre Familie stets wichtiger gewesen war als Daniel.
    Als Sabrina beschlossen hatte, aus Chicago wegzugehen, um näher bei ihrem Vater zu sein, hatte sie das mit Daniel nicht einmal besprochen. Sie hatte ihm einfach ihre Entscheidung mitgeteilt. Er hatte ihr versichert, das würde nichts an ihrer Beziehung ändern. Genauso hatte sogar ihr Dekan darauf bestanden, dass sie ein Sabbatjahr nahm, anstatt ihre Stelle an der Universität ganz aufzugeben.
    „Wie lange wird es denn dauern?“, hatten beide Männer getrennt voneinander wissen wollen, beide mit dem gleichen Interesse.
    Sechs Monate. Es würde nicht länger als sechs Monate dauern, allerhöchstens ein Jahr. Aber der Zustand ihres Vaters hatte sich nicht verbessert, eher ein wenig verschlechtert. In einem Monat war das Jahr vorbei, und sie würde ihren Dekan um Verlängerung bitten müssen. Dass sie Daniel nicht auch darum bitten würde, wusste sie bereits. Es ging nur noch darum, wie sie es ihm am besten beibrachte. Was wie eine kleinere Störung ihres geordneten Lebens ausgesehen hatte, war in vielerlei Hinsicht zu einem dauerhaften Schwebezustand geworden.
    Sabrina dachte an ihren Bruder Eric. Sie erreichte die Interstate 10 und bemerkte das Schild: Pensacola, 190 Meilen. Warum sollte ihr Vater sich einen Besuch von Eric ausdenken? Wunschdenken vielleicht, aber warum dann eine so handfeste Geschichte?
    Sie hatte von Eric seit dem Unfall ihrer Mutter nichts mehr gehört. Und soviel sie wusste, hatte auch ihr Vater Eric seitdem nicht mehr gesehen. Verrückt, wie dasselbe Ereignis das Leben verschiedener Menschen auf so unterschiedliche Weise verändern konnte. Eben noch stritt man darüber, ob es als Weihnachtsessen Truthahn oder gebackenen Schinken geben sollte. Und einen Tag später musste man sich entscheiden, ob die geschundenen Überreste der eigenen Mutter begraben oder verbrannt werden sollten.
    Es war ein Unfall gewesen. Die spiegelglatten Straßen von Chicago. Ein Auto war außer Kontrolle geraten und mit dem Wagen ihrer Mutter zusammengestoßen. Als ihr Vater angerufen und gesagt hatte: „Deine Mutter hatte einen Unfall“, hatte Sabrina sofort nach Stift und Zettel auf ihrem Schreibtisch gegriffen, um sich Details und die Adresse des Krankenhauses zu notieren. Auf den zweiten Satz ihres Vaters war sie überhaupt nicht vorbereitet gewesen: „Sie ist tot.“
    Sabrina wusste noch genau, wie ihre Hand mit dem Stift ziellos über den Notizzettel gefahren war. Sie bekam Atemnot. Alle Geräusche um sie herum schienen plötzlich wie durch Watte gefiltert, nur ihr Herzschlag war unendlich laut. Es schien eine kleine Ewigkeit zu dauern, bis die Worte zu ihr durchgedrungen waren, und sie wartete darauf, dass ihr Vater weiterreden würde, irgendetwas sagte, das dem eben Gesagten widersprach. Stattdessen hatte sie sein Schluchzen gehört. Nie zuvor hatte sie ihren Vater weinen hören, und da hatte sich etwas in ihr zu der Gewissheit verknotet, dass es keine Hoffnung mehr gab. Sie wusste noch, wie sie nach Luft geschnappt hatte. Kein Schluchzen, kein Schrei, sondern das Ringen nach Luft. Wie konnte das sein, wie konnte sie einfach so verschwunden sein? Ja, so grausam spielte das Leben manchmal. Eben noch kaufte man roten und weißen Weihnachtsstern, und ein paar Tage später schmückte man damit das Grab der eigenen

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