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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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Es war einfach zu lange her ... definitiv zu lange.
    Plötzlich rutschte sie ohne Vorwarnung vor, als hätte sie seine Gedanken gelesen. „Was also macht so ein smarter, gut aussehender Kerl wie Sie im Team von John Quincy?“
    Wenn er seine Karten richtig ausspielte, würde sie ihn vielleicht sogar auf ihre Suite einladen. Jason wusste, dass Senatorin Malone im Unterschied zu anderen Senatoren, die aufwendige Anwesen oder Häuser in den besten Vierteln von Washington besaßen, nur eine Suite im „Mayflower“ gemietet hatte. Und den Gerüchten zufolge fand sie der Zimmerservice dort stets allein vor. Aber jetzt flirtete sie unverkennbar mit ihm, und darin war er einmal ein Meister gewesen. Dass sie älter war als er und bedeutend mehr Klasse hatte, hätte die Herausforderung eigentlich nur noch verlockender machen sollen.
    Aber gerade weil sie ihm dermaßen gefiel, war er verunsichert. Er wusste nicht recht, was er davon zu halten hatte. Er mochte sie. Und das hatte er nicht erwartet. Irgendwie verlor das Spiel damit seine Balance, war nicht mehr fair. Es entblößte seine eigene Schwäche, wo er doch die ihre herausfinden wollte.
    Nach ungefähr einer Stunde, die sie mit einer Art mentalem Vorspiel zugebracht hatten, bot er an, sie zu ihrem Wagen zu bringen, auch wenn ihr Fahrer vor der Tür wartete. Er sah zu, wie sie einstieg und ihm zum Abschied zulächelte.
    Er beschloss nach Hause zu laufen. Die Nacht war kühl für Juni. Vielleicht würde er sich am nächsten Morgen selbst in den Arsch treten. Aber für den Moment schien es aussichtsreicher, sich an Max Holdens schwules Jüngelchen Zach zu halten, wenn er auf das Votum des Investitionsausschusses Einfluss nehmen wollte.
    Er war noch nicht weit gekommen, als jemand seinen Namen rief. Jason drehte sich um und sah das Geburtstagskind Lindy auf sich zukommen.

27. KAPITEL
    Tallahassee, Florida
    Sabrina freute sich eigentlich immer auf ihre Filmabende am Samstag. Sie hatte mal gelesen, dass der Unterschied zwischen extrovertierten und introvertierten Menschen darin bestand, woraus sie ihre Energie bezogen. Extrovertierte regenerierten sich, indem sie unter Leute gingen, jemandem von ihren Ideen erzählten und ihre Gedanken und Gefühle teilten.
    Introvertierte dagegen brauchten Zeit, um ihren Gedanken nachzuhängen. Sie luden ihre Batterien wieder auf, ohne dafür mit anderen zusammen sein zu müssen. Sabrina wusste, dass auf sie Letzteres vollauf zutraf, und hatte das längst für sich akzeptiert. Auch wenn es anderen gelegentlich schwer zu vermitteln war, dass sie diese erholsamen Samstagabende für sich brauchte. Und heute verbrachte sie ihn mit einem Hitchcock-Film.
    Es war einer ihrer Lieblingsstreifen, „Das Fenster zum Hof“, mit James Stewart und Grace Kelly. Auch wenn sie ihn schon unzählige Male gesehen hatte, starrte sie doch immer wieder wie gebannt auf den Bildschirm.
    Als Kinder durften sie und Eric in den Sommerferien abends länger aufbleiben, um Filmklassiker anzusehen. Erics Favoriten waren Jerry Lewis und Dean Martin. Er hatte eine Schwäche für Komödien, sogar Liebeskomödien, vor allem mit Cary Grant. Rückblickend war das eigentlich nicht weiter überraschend. Vermutlich sah Eric sich selbst als eine Art Cary Grant, vielleicht noch mit einem kleinen Schuss James Bond dabei.
    Sie dagegen schwärmte für Psychothriller, vor allem Klassiker wie „Gaslicht“, „Du lebst noch 105 Minuten“ und natürlich jeder einzelne der Filme von Alfred Hitchcock. Über die Jahre hatte sie sich eine ansehnliche Videothek zusammengekauft, und mindestens einmal im Monat hatten sie und Eric sich samstags getroffen, um einen ihrer Lieblingsfilme zu sehen. Sabrina rief dann den Pizzaservice an und bestellte die eine Hälfte vegetarisch, die andere mit Salami und Paprika. Eric brachte kaltes Bier mit, immer irgendeine teure Sorte zum Ausprobieren. An diesem Abend begnügte sie sich mit einer Tiefkühlpizza aus dem Backofen und Budweiser Lite.
    An Abenden wie diesem merkte sie erst, wie sehr sie ihren Bruder und ihr altes Leben vermisste. Da bewahrheitete sich der alte Spruch, dass man das Gute erst zu schätzen wusste, wenn man es verloren hatte.
    Vor dem Haus hörte Sabrina ein Geräusch und drückte auf „Pause“, als James Stewart gerade mit Gipsbein und Fernglas im Rollstuhl saß und seinen Nachbarn verdächtigte, er könnte möglicherweise die eigene Frau ermordet haben.
    Sie lauschte, wartete und trank dabei einen Schluck Bier. Vielleicht hatte sie

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