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Organic

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Titel: Organic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alex Kava
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großartig mitgemacht, vor allem das Ohrlöcherstechen und die Sache mit der Bräunungslotion. Oder war sie noch viel verängstigter, als er angenommen hatte?
    Den Abend über sah sie mehrmals zu ihm herüber, und jedes Mal versuchte er ihren Blick zu lesen. Der erste bedeutete ohne Zweifel: „Das soll wohl ein Witz sein.“ Aber dann galten ihre Blicke eher der Rückversicherung. Das Grüppchen hing an ihren Lippen – nicht weil ihre Geschichte so schockierend war – Eric vermutete, dass nichts sie so schnell schockieren konnte –, sondern eher aus Respekt. Selbst Russ, der sehr ablehnend sein konnte, hörte aufmerksam zu. Hoffentlich arbeitete sein computerbesessenes Hirn bereits alle möglichen Strategien aus.
    „Sie haben gute Gründe, das Ganze so schnell wie möglich unter den Teppich zu kehren“, sagte der Bürgermeister und lehnte sich zurück, als hätte er nur festgestellt, was ohnehin auf der Hand lag.
    Die anderen warteten ab und sahen zu, wie der Bürgermeister von seiner pinkfarbenen Limonade trank. Bei ihm sah es immer elegant aus, trotz der hinderlichen Stücke Ananas und Mango und der Maraschinokirschen. Eric und Howard mixten abwechselnd die Drinks und wussten vermutlich als Einzige, dass dieses Gebräu – das der Bürgermeister die exotische Pink Lady nannte – keinen Tropfen Alkohol enthielt.
    Es dauerte ein paar Schlucke, bis der Bürgermeister merkte, dass die Runde auf nähere Erläuterungen wartete.
    „Ich meine diesen Hundertvierzig-Millionen-Dollar-Vertrag, auf den sie aus sind.“ Er machte eine Geste, als würde er diese Informationen regelrecht auf den Tisch werfen.
    Alle starrten ihn an, aber Eric sah, wie Sabrina sich aufsetzte.
    „Der Vertrag mit der Armee“, sagte sie, und der Bürgermeister nickte lächelnd.
    „Das kam doch in den Nachrichten“, erklärte er den anderen mit mildem Tadel in der Stimme. „Sieht denn von euch keiner mehr die Nachrichten?“
    Das war ein alter Streit, den der Bürgermeister immer gern wieder belebte, der aber jedes Mal von den anderen ignoriert wurde. Tatsache war, dass der alte Herr nur zu gern derjenige war, der ihre Lücken über das politische Geschehen und aktuelle Ereignisse füllte. Eric nannte ihn immer ihren persönlichen Nachrichtenkommentator. Vor Jahren war er einmal Bürgermeister von Pensacola gewesen, aber auch Kongressabgeordneter für einen der Bezirke von Panhandle. Eric wusste nicht mehr, wie viele Legislaturperioden der Bürgermeister Abgeordneter gewesen war – ein oder zwei –, aber es hatte gereicht, um ein paar Leute in Washington zu verärgern und ein paar lebenslange Verbindungen aufzubauen. Obwohl es schon Jahre her war, sprach er von den Politgrößen und aktuellen Affären, als wäre er dort gerade erst weggegangen.
    „Ich habe den alten Johnny Q letzten Freitag auf CNN gesehen, kurz bevor er nach Florida kam“, erklärte er. „Für mich sah es ganz danach aus, als wolle er in letzter Minute noch ein bisschen für sein Vorhaben trommeln. Was heißt, dass die Zustimmung noch nicht in Sack und Tüten war.“
    Er schob seine Brille auf die Stirn, setzte seine knotigen Ellbogen auf dem Tisch ab und stocherte mit einem arthritischen Finger in der Luft herum – eine weitere vertraute Geste, die die Aufmerksamkeit der Runde erregte, weil darauf im Allgemeinen eine aufschlussreiche Enthüllung folgte. Dann aber überraschte er alle, als er keine saftigen Details offenbarte, sondern über den Tisch hinweg Sabrina anschaute und fragte: „Stimmt es, dass er bei der Besichtigung sein Mittagessen von sich gegeben hat?“
    Sofort richtete sich die Aufmerksamkeit wieder auf Sabrina, und Eric dachte für einen Moment, dass er derjenige gewesen war, der seiner Schwester das zumutete, obwohl sie nicht gerade ein kommunikativer Mensch war und schon gar keiner, der Gerüchten oder Stimmungen Nahrung gab. Eigentlich sollten sie hier zusammensitzen und ihr helfen und sie beschützen, aber dem Bürgermeister ging es offenbar eher um eine Neuigkeit über einen vermutlichen früheren Gegner.
    „Direkt übers Geländer in den Tank mit den Schlachtabfällen“, bestätigte Sabrina dem Bürgermeister, aber sie lächelte ihn dabei an.
    Der Bürgermeister rieb sich die Hände, als gefiele ihm die Vorstellung. „Das hätte ich zu gern selbst gesehen.“
    Eric warf Max einen Blick zu, wobei sie die Augen verdrehte. Howard und Russ lachten.
    Da kam Bosco dazu. Alles wurde still, als sie einen Plastikbeutel auf den Tisch vor Eric warf.

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