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Orgie im Mondschein

Orgie im Mondschein

Titel: Orgie im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Zustand
innerhalb der nächsten paar Tage bessert.«
    »Um was für einen Zustand
handelt es sich eigentlich, Doktor?«
    Die dichten Brauen erschienen
einen Augenblick lang über den schwarzen Rändern seiner Brille. »Manchmal habe
ich den Eindruck, als ob Psychiatrie sehr viel Ähnlichkeit mit bildender Kunst
hat, Mr. Holman . Jeder hält sich vermittels bloßen
Hinsehens für einen Experten.«
    »Ich wollte keineswegs unsere
Diagnosen miteinander vergleichen, Doktor«, sagte ich höflich. »Aber das
Mädchen sah aus, als litte es ernsthaft unter Auszehrung, und sie redete
fortgesetzt von Besitzen. Kurz bevor Bleeker kam —
nachdem sie sich ausgezogen hatte — , forderte sie mich auf, sie zu besitzen.
Nach dem Ausdruck ihres Gesichts zu schließen, sagte ihr der Gedanke nicht
sonderlich zu. Ich meine, von Nymphomanie konnte nicht die Rede sein.«
    »Sie ist eine Paranoikerin«,
sagte er spröde. »Ich werde versuchen, mich so einfach wie möglich
auszudrücken, da Sie so interessiert sind. Das Mädchen leidet an
Wahnvorstellungen, und im Augenblick ist sie davon überzeugt, daß sie von
irgendeinem Dämon besessen ist. Ohne damit einen billigen Scherz machen zu wollen
— in ihrer Wahnvorstellung liegt eine Art irre Logik. Von einem Dämon besessen
zu werden, bedeutet sowohl geistiges als körperliches Besessensein .
Verstehen Sie? Die arme Barbara, die sich völlig unter der Herrschaft ihres
Dämons glaubt, hat das Gefühl, von ihm verfolgt werden zu müssen. Er straft sie
dadurch, daß er nicht erscheint; und er hat ihr zudem verboten zu essen, bis er
erscheint. Also verweigert sie die Nahrungsaufnahme, mit dem Resultat, das Sie
gesehen haben — sie muß mit Gewalt intravenös ernährt werden, um am Leben zu
bleiben — , und ihr Geist verwandelt jeden fremden Mann begierig in ihren
persönlichen Dämon, der gekommen ist, um sie zu besitzen und ihr auf diese
Weise zu vergeben. Deshalb kann der Dämon jede Maske annehmen, die er wünscht —
es kann sich um einen Lieferanten des Sanatoriums handeln, um den Besucher
einer anderen Patientin — oder auch um Mr. Holman .«
    »Ach so!« Ich zündete mir eine
Zigarette an. »Besteht irgendeine Chance, daß sie geheilt wird?«
    Er zuckte kaum merklich die
Schultern. »Ich bin praktizierender Psychiater, Mr. Holman ,
kein Mann, der Wunder garantieren kann. Ich tue mein Bestes — und hoffe.« Die
weichen weißen Finger spielten mit dem Eisenlineal, bis es diagonal zur
Schreibtischkante lag. »Aber soviel ich gehört habe,
wollten Sie über Carol Marchant reden?«
    »Und über ihre Schwester
Julie«, sagte ich.
    »Ja.« Er nickte weise. »Miss Whitcomb hat mir sehr ausführlich von Ihrem gestrigen
Besuch und die damit zusammenhängende Unterhaltung berichtet. Carols Selbstmord
war zutiefst bedauerlich, aber gleichermaßen unvermeidbar. Erlauben Sie, daß
ich das absolut klarstelle. Allen Anzeichen und allen Untersuchungen nach
machte ihre Heilung rapide Fortschritte. Daß ihre Schwester mit ihr zusammen hier
im Sanatorium lebte, schien genau die zu ihrer völligen Erholung erforderliche
Therapie gewesen zu sein. Während dieser letzten Woche hatte ich ihr die
Erlaubnis gegeben, sich frei zu bewegen, weil ich dies als zusätzliche
Ermunterung empfand und weil ich zudem wußte, daß ihre Schwester sich immer bei
ihr befinden würde, wohin sie auch ging. Dann, an diesem schrecklichen
Nachmittag, ließ Julie sie allein draußen zurück, um im Haus ihren Mantel zu
holen — oder aus irgendeinem ähnlich trivialen Grund — , und Carol verschwand.
Die in solchen Fällen immer vorhandene latente Gefahr, Mr. Holman ,
besteht darin, daß niemand mit Sicherheit wissen kann, ob der Patient seine
Neigung zum Selbstmord verloren und lediglich für eine gewisse Zeit sublimiert
hat. Ich muß zudem ganz offen sagen, daß es, wenn jemand eisern entschlossen
ist, sich das Leben zu nehmen, praktisch niemanden gibt, der ihn davon
zurückhalten kann.«
    »Das verstehe ich«, sagte ich.
»Wer mich im Augenblick interessiert, ist Julie.«
    »O ja, ihre Weigerung, sich
weiterhin ihrer Karriere als Sängerin zu widmen. Das hat Miss Whitcomb auch erwähnt. Wie kann ich Ihnen da helfen, Mr. Holman ?«
    »Sie scheint völlig von einem
Mann namens Page beherrscht zu werden. Gestern abend kam sie und flehte mich förmlich an, sie in Ruhe zu lassen. Es sei gefährlich
für sie, sagte sie. Dann gab sie eine Menge verworrenes Zeug von sich, Page sei
der einzige Mensch, der sie, Julie, gegen >sie<

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