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Orgie im Mondschein

Orgie im Mondschein

Titel: Orgie im Mondschein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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schützen könnte. Ich
glaube, das ist der Grund, warum Barbara Delaney einen solchen Eindruck auf
mich machte. Es scheint eine merkwürdige Ähnlichkeit zwischen dem, was sie gestern nachmittag zu mir sagte, und zwischen dem, was
Julie Marchant gestern abend zu mir sagte, zu bestehen.«
    Norris preßte erneut die Lippen
aufeinander und schüttelte dann leicht den Kopf. »Ich kann da leider keine
Erklärungen bieten. Nach dem, was Sie gestern nachmittag hier erlebt haben, ist es durchaus möglich, daß Sie dem, was Julie Marchant gesagt hat, unverhältnismäßig viel Bedeutung
beigemessen haben. Der Tod ihrer Schwester bedeutete natürlich einen großen
Schock für sie, und sie entwickelte dabei ein heftiges Schuldgefühl. Ich möchte
annehmen, Mr. Holman , daß sie, als sie von hier
wegging, dringend jemanden benötigte, dem sie vertraute. Ihre Eltern sind vor
ein paar Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen, dann hat sich ihre
eigene Schwester das Leben genommen, und damit steht Julie völlig allein auf
der Welt. Diese — Beziehung — zu Page, von der Sie sprechen, ist unter diesen
Umständen durchaus verständlich.«
    »Kennen Sie Page?«
    »Ja, ich habe ihn ein paarmal
gesehen, aber nur kurz.«
    »Was halten Sie von ihm?«
    »Wenig.« Er lächelte schwach,
wobei er kleine weiße Zähne entblößte. »Ein anmaßender Mensch, fand ich. Im
Grund seiner selbst unsicher — Arroganz als Schild gegen die Umwelt — ein
keineswegs ungewöhnlicher Typ.«
    »Sie wissen nicht, wie Julie
ihn kennengelernt hat?«
    »Nein.« Er sah milde überrascht
drein. »Ich dachte, es handle sich um einen alten Freund.«
    »Wie war die Beziehung der
beiden Marchant -Mädchen zueinander?«
    »Sehr eng — eine ausgezeichnete
geschwisterliche Beziehung. Carol, wenngleich die Jüngere, war natürlich die
Dominierende. Da haben Sie wahrscheinlich Ihre Erklärung für Julies
Abhängigkeit von diesem Page. Sie ist gewohnt, beherrscht zu werden, und
braucht es nach wie vor. Jetzt vielleicht noch mehr als je zuvor.«
    Er fummelte wieder mit dem Lineal
herum. »Haben Sie noch weitere Fragen, Mr. Holman ?
Ich möchte nicht unhöflich sein, aber ich muß meinen Zeitplan einhalten.«
    »Selbstverständlich.« Ich stand
auf. »Ich glaube nicht, daß ich noch weitere Fragen habe, Doktor. Vielen Dank
für Ihre Freundlichkeit und dafür, daß Sie mir Ihre Zeit geopfert haben.«
    »Es war mir ein Vergnügen, Mr. Holman . Finden Sie den Weg hinaus allein?«
    Ich schloß die Tür des
Sprechzimmers hinter mir, klopfte dann aus einem plötzlichen Impuls heraus an
die Tür, auf der Sanatoriumsleitung stand, und trat ein. Stella Whitcomb blickte mit verdutztem Gesichtsausdruck von ihrem
Schreibtisch auf und lächelte dann, als sie mich sah.
    »Hallo, Mr. Holman !
Haben Sie schon mit Doktor Norris gesprochen?«
    »Ich komme eben von ihm«, sagte
ich. »Ich dachte, ich sollte noch einen Augenblick zu Ihnen hineinsehen.«
    »Das freut mich.« Sie drehte
sich auf ihrem Stuhl, stand auf und kam um den Schreibtisch herum auf mich zu.
Sie trug eine dunkelblaue Seidenbluse und einen enganliegenden Rock, und beides
betonte die üppigen weiblichen Rundungen ihrer Figur.
    »Als Sie gegangen waren, fiel
mir noch etwas ein.« Sie blieb vor mir stehen, und ich konnte den zarten Duft
ihres Parfüms riechen. »Ich weiß nicht, ob es Ihnen etwas nützt. Es war etwas,
was er sagte — diesen Page meine ich — , als er einmal Julie Marchant besuchte.«
    »Was war das?«
    »Es ist sehr unkorrekt von mir,
es Ihnen weiterzuerzählen, Mr. Holman ! Ich trat ins
Zimmer, während er mit Julie sprach. Er hatte mir den Rücken zugewandt. Als ich
eintrat, erklärte er ihr eben, ihr bliebe die Wahl: Entweder sie täte, was er
ihr gesagt habe, oder er würde jemanden, der Reinhart hieß, die Wahrheit über
Carol erzählen.«
    »War das vor Carols Tod?«
    »Nein, hinterher. Kurz bevor
Julie uns verließ.«
    »Hat er sonst noch etwas
gesagt?«
    »Nein, es wurde ihm plötzlich
bewußt, daß ich hinter ihm stand.« Ihre dunklen Augen betrachteten forschend
mein Gesicht. »Nützt Ihnen das irgendwie, Mr. Holman ?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte ich
wahrheitsgemäß. »Aber jedenfalls vielen Dank.«
    »Nach dem, wie Bleeker Sie gestern behandelt hat, haben Sie einige
Rücksicht verdient.« Sie lächelte. »Doktor Norris hat ihm heute früh gewaltig
die Leviten gelesen.«
    »Nochmals vielen Dank, Miss Whitcomb .« Ich zögerte eine Sekunde. »Was tun Sie hier, um
sich zu

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