Orgie im Mondschein
gesamte rechte Brust
entblößt war. Hinter mir kamen die Schritte zu einem plötzlichen Stillstand,
als Page ins Wohnzimmer trat und offensichtlich uns beide auf der Couch
erblickte.
»Was, zum Teufel...?« Seine
Stimme explodierte förmlich in der Stille des Zimmers.
Ich drehte langsam den Kopf und
blickte ihn an. Seine schmalen Lippen waren so fest aufeinandergepreßt ,
daß sie nur noch eine dünne Linie bildeten und fast verschwanden, und in den
verschleierten blaßblauen Augen lag ein Ausdruck
kalter Wut. Seine Arme hingen starr an den Seiten hinab, und seine Hände
ballten und entspannten sich in einer Art rhythmischen Krampfes. Er sah aus,
als ob er fuchsteufelswild wäre, und das war gut so.
»Dabei fällt mir ein«, sagte
ich beiläufig, »Sally möchte ihren Wohnungsschlüssel zurück.«
»Sie möchte...?« Er erstickte
bei dem Gedanken beinahe.
Sally saß kerzengerade aufrecht
auf der Couch und sah aus wie die Nachlese einer römischen Orgie. Die Augen
traten ihr fast aus dem Kopf. Ihr Haar stand in verrückten Wischen vom Kopf ab,
und mit ihrem mit Lippenstift verschmierten Mund sah sie wie ein Clown aus. Der
zerrissene Büstenhalter und die entblößte Brust vervollständigten das Bild
weitgehend, aber der Clou war ihre von meinem Biß geschwollene Unterlippe. Sie
allein sprach Bände.
» Linc !«
sagte sie, und es kam recht schwerfällig heraus, so als ob sie von einer großen
Leidenschaft geschüttelt würde. » Linc ?« In ihren
Augen tauchte bei diesem erneuten Versuch ein Ausdruck des Schreckens auf, aber
diesmal klang es noch schlimmer. »Es ist nicht...« Sie schluckte krampfhaft und
versuchte dann, sich zu räuspern, und es klang wie der letzte Seufzer
weiblicher Hingabe.
»Keine Sorge, Süße.« Ich
tätschelte tröstend ihren Oberschenkel, und sie zuckte unter meiner Hand
zurück, als wäre sie eine glühend heiße Nadel. »Was Sally Ihnen sagen möchte,
Page, ist folgendes: Sie sind ausgebootet! Diese Behauptung am Telefon, sie
habe mich nach Sausalito gehetzt, war nichts weiter
als ein Scherz. Wir dachten, dies wäre die einfachste Methode, Ihnen bei Ihrem
Miniaturverstand alles klarzumachen. Aber etwas, wofür wir Ihnen dankbar sein
müssen, ist die Idee, Sally meine Assistentin werden zu lassen; denn das hat
wirklich hingehauen. Sie tun also gut daran, sich eine rosarote Brille zu
kaufen und Julie Marchant durch diese Brille zu
betrachten, denn mehr bleibt Ihnen nun nicht mehr zu tun übrig. Und Julie
werden Sie im übrigen auch nicht mehr lange haben.
Nicht jetzt, nachdem Sally mir alles Einschlägige über Sie und Ihre großen
Zukunftspläne erzählt hat!«
» Linc — «, begann Sally erneut verzweifelt, »es ist nicht wahr! Er hat sich auf mich
gestürzt und...« Ihre Zunge und ihre Oberlippe preßten sich fortgesetzt im
falschen Augenblick auf die geschwollene Unterlippe, so daß die Worte mit
seltsamen Nebengeräuschen herausdrangen, derart, wie man es vielleicht von
einer regierenden Königin erwartet, die soeben von einer Wespe ins Hinterteil
gestochen wurde. Da ich neben ihr saß und mich sehr konzentrierte, konnte ich
verstehen, was sie sagte; aber für Page, der etwa drei Meter von der Couch
entfernt stand, war es eben nichts als ein brummelnder Laut. Vielleicht, so
hoffte ich, klang es in seinen Ohren mehr wie ein Stöhnen.
»Okay.« Er nahm den
Wohnungsschlüssel aus der Tasche und warf ihn durchs Zimmer. »Viel Vergnügen,
ihr beiden.«
»Keine Ansprachen, Page«, sagte
ich spöttisch. »Ein paar gebrochene Schluchzer reichen vollauf — beim
Hinausgehen!«
Er knurrte wie ein Tier und
stürzte dann durch das Zimmer auf mich zu. Im letzten Augenblick glitt ich von
der Couch auf die Knie, packte ihn bei den Knöcheln und hob an. Die Wucht
seines Laufs besorgte das übrige. Er stieß einen verzweifelten Schrei aus, als
er glattweg über die Couch hinwegsegelte und auf dem modischen Eßtischchen landete, das unter seinem Gewicht
zusammenbrach. Ich stand auf und betrachtete den Schaden. Der Tisch war zu
Feuerholz geworden, und niemand konnte mehr an ihm essen. Page raffte sich auf
und kam auf die Knie. Sein Gesicht war bleich, und sein Mund stand weit offen,
während er mühsam versuchte, nach Luft zu schnappen. Da ich fand, das könnte er
überall tun, ging ich um die Couch herum, packte ihn hinten an der Jacke und
schleppte ihn aus dem Zimmer.
Als es mir gelungen war, die
Wohnungstür zu öffnen, atmete er wieder und begann, Anzeichen von Kampfeslust
zu zeigen. Ich
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