Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
hat«, entgegnete der fremde Aerc. Seine Art, die Worte der Weststämme zu verwenden, war guttural und noch fremdartiger als die Sekeshs. Außerdem lispelte er deutlich. »Wir alle haben euch erwartet?« Er beendete den Satz, als stelle er eine Frage.
Weitere Gestalten traten hinter den Bäumen um sie hervor. Sie alle waren bekleidet wie der Sprecher – nämlich kaum – und trugen Bündel in ihren Händen. Allerdings hatten sie jeweils eine Stange in ihrer Rechten.
Wurfspieße, wurde Krendar klar.
»Ich zähle fünf«, murmelte Ronkh nervös.
Einige der anderen nickten.
»Fünf, die wir sehen«, wandte Modrath ein.
Der fremde Aerc ließ die Beobachtung wirken, bevor er weitersprach. »Ich bin Lorracc, Broca Stamm der Waldschatten. Ihr habt unser Land betreten. Wer ihr und warum seid ihr?«
Die Augen des Felsenbär-Raut zuckten zwischen den nackten Kriegern hin und her, bevor er betont seine Axt senkte. »Ich bin Prakosh, genannt der Fünftod, Raut vom Stamm der Felsenbären, und wir passieren dieses Land im Auftrag der Kriegsherrn der verbündeten Weststämme und der Aerc des Nordens. Wir erbitten freies Geleit durch dieses Land«, sagte er förmlich, die freie Hand flach auf die Stammestätowierungen auf seinem Schädel gelegt.
Lorrac musterte den Raut ausgiebig, bevor er ein breites Grinsen aufsetzte. Ihm fehlten sämtliche Schneidezähne, und da er um die Augen, den Unterkiefer und den Hals vollständig schwarz gefärbt war, wirkte es, als schwebe ein grinsender, halber Totenschädel ein Stück über seinen Schultern. »Prakosh, der Fünftod. Genau den Fünftod haben wir erwartet.« Er erwiderte Prakoshs Ehrbezeugung und legte ebenfalls die Hand auf den Scheitel.
»Ihr habt uns erwartet?« Der Raut wirkte nicht besonders beruhigt.
Der halbe Schädel hüpfte auf und ab, als der fremde Aerc eifrig nickte. »Es wurde vorhergesagt, ihr kommt zu uns, Fünftod. Wir erwarten schon seit Tagen eure Ankunft. Ihr seid spät.« Er sah bedeutungsvoll hinauf, wo das dichte Blätterdach gnädig den monströsen Anblick des Himmels verbarg. »Doch nicht zu spät. Kommt. Kommt, folgt uns.«
»Was?« Prakosh rührte keinen Fuß. Misstrauisch taxierte er den schmalen Waldschatten-Broca. »Wieso sollten wir das tun? Und wohin?«
»Nicht fragen, Fünftod. Ihr folgt uns, wenn ihr leben wollt.« Der Fremde riss den Blick vom Blätterdach los und lächelte abermals.
Fragt sich, ob er uns damit beruhigen oder erschrecken will.
»Ihr seid hier in Land der Waldschatten, ihr kommt und begrüßt ihre große Mutter.«
»Land der Waldschatten?« Prakosh warf seinem Halbblutführer einen düsteren Blick zu, beließ es jedoch dabei. Es sah aus, als würde er Kyrk nicht vor den Fremden zurechtweisen und damit eingestehen, dass er nicht über alles im Bilde war. Seine Stimme nahm einen gereizten Ton an. »Wie wollt ihr uns zwingen?«, knurrte er. »Wir haben keine Zeit dafür, und wir passieren nur das Land, ohne zu jagen. Das könnt ihr uns nicht verwehren.«
»Nicht verwehren.« Der schwebende Schädel hüpfte in einem neuerlichen Nicken. »Tun wir nicht. Zwingen auch nicht. Ihr kommt freiwillig, die große Mutter erwartet euch. Lange schon.«
Der Raut knirschte hörbar mit den Zähnen und überlegte. »Entschuldige uns. Wir müssen uns beraten«, knurrte er schließlich.
Wieder ein Nicken. »Beratet. Beratet nicht zu lange.« Der Waldschatten legte den Kopf schief, stützte sich auf sein Bündel Wurfspieße und schlug die Füße übereinander.
Prakosh wandte sich um. »Bei den Ahnen! Was ist das, Kyrk?«, zischte er leise. »Du hast gesagt, das hier sei unbewohntes Land?«
Der Angesprochene neigte eilig den Kopf. »Ist es«, murmelte er verteidigend. »Die Waldschatten leben einige Tage südlich von hier. Ich dachte nicht, dass wir ihnen begegnen werden.«
»Du dachtest? Und du hast es nicht für nötig gehalten, mir davon zu erzählen?«
»Du wolltest den kürzesten Weg.« Kyrk klang beinahe trotzig. »Das hier ist der kürzeste Weg. Das letzte Mal, als ich hier war, haben sie mich nicht aufgehalten.«
»Ich sollte dir deinen dämlichen Schädel einschlagen.«
»Das solltest du vielleicht, Raut. Aber dann können dich nur die dort noch führen.«
Hätte Prakosh mit Blicken töten können, wäre der Halbaer c jetzt als blutiger Fleischhaufen zu Boden gefallen. Doch auch so fehlte nicht viel. Ein Grollen drang tief aus Prakoshs breiter Brust.
»Wenn das hier das Stammesland von denen ist, kannst du dich kaum weigern,
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