Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
schlecht ablehnen können. Krendars Doppelfaust brachte nicht nur eine der seltenen Schamaninnen in seinen Zug, sondern zusätzlich noch einen Oger. Eigentlich hätte sich Prakosh darüber freuen sollen. Es sieht nicht danach aus. Andererseits – er wirkt sowieso nie, als würde er sich über irgendetwas freuen.
Der Raut wandte sich um und musterte seine Truppführer der Reihe nach. Er war groß, selbst für einen Aerc, und trug seine abgenutzte Rüstung mit einer beiläufigen Leichtigkeit, die die grauen Strähnen auf seinem Kopf Lügen strafte. Wie alle Krieger der Felsenbären trug er sein Haar als Zopf hinter dem rechten Ohr, während die linke Kopfhälfte kahl rasiert war und die charakteristischen Stammeszeichen trug. Unzählige weitere Tätowierungen überzogen das kantige Gesicht, bedeckten den kurzen Hals und die muskelbepackten Arme, überall durchbrochen von einem wirren Netz kleiner und größerer Vernarbungen. Das Auffälligste an ihm war jedoch die alte Brandnarbe, die sich als weißes, wulstiges Geflecht von seiner rechten Wange bis in den Halsausschnitt des eisernen Brustpanzers zog. Sie legte einen mächtigen gelben Eckzahn frei und verlieh ihm einen permanent verächtlichen Gesichtsausdruck, der allerdings hervorragend zu seiner üblichen Stimmung passte. Das Leben hatte manchmal schon Sinn für Humor. Als Prakoshs Blick ihn streifte, senkte Krendar die Augen.
»Also gut. Inzwischen dürfte es auch dem Letzten von euch aufgefallen sein, dass wir nicht nach Norden gehen.«
Krendar konnte spüren, wie der Raut ihn ansah.
»Und ich kann mir denken, dass ihr euch fragt, was wir hier wollen. Ihr wisst, was die Häuptlinge verkünden. Die Schlacht ist geschlagen, der Norden frei. Kein Zwerg ist mehr im Norden, und der nahe Winter wird die letzten Reste ihrer Nester begraben, damit im Frühjahr frisches Grün aus ihren Herdstellen und ihren Knochen wächst.«
Die vier Broca brachen in zustimmendes Gemurmel aus, doch Prakosh hob seine schwielige Rechte. »Es mag sein, dass sie wiederkehren, doch wir werden sie erwarten. Uns, den Lebenden, gebührt es nun, siegreich an die Feuer unserer Stämme zurückzukehren und die Herzen der Gefallenen in d ie Heimat zu bringen, auf dass sich ihre Geister zu den Ahnen gesellen können.« Er deutete auf die ledernen Säcke, die auch hier sorgsam zu einem Haufen gestapelt unter einer ledernen Plane lagen.
Nachdenklich musterte Krendar die Säcke. Zweimal zehn und vier waren es, und jeder enthielt dreimal zehn Herzen. Jedes von ihnen war aus der Brust eines gefallenen Kriegers gelöst, sorgsam über dem Feuer geräuchert und in gefettetes Leder eingewickelt worden, um sie vor Nässe zu schützen. Dreimal zehn Seelen der Gefallenen in jedem Sack, über sieben mal hundert ruhelose Geister, die allein ihren Zug begleiteten. Unwillkürlich schauderte er.
»Und das Wetter – die Drûaka sagen, dass es die Toten sind, die den Sturm bringen. Ein Sturm, der sich erst legen wird, wenn die Geister der Krieger bei den Ahnen sind. Ein Grund mehr also, so schnell wie möglich zu unseren Stämmen zurückzukehren.« Prakosh verstummte und starrte hinaus in die nasse Finsternis. Unwillkürlich folgten die Broca seinem Blick und lauschten auf das Sausen des Winds hoch oben in den Ästen.
Für einen Moment glaubte Krendar, ein Flüstern im Wind wahrzunehmen. Unauffällig machte er ein Schutzzeichen.
»Nur ist das Blödsinn«, brach die Stimme des Häuptlings den Bann.
Die fünf Broca wandten sich um.
Prakosh sah mit düsterer Miene in die Flammen des Feuers. »Unsere eigene Drûaka sagt, dass es nur zum Teil stimmt. Gewiss, ein großer Sturm kommt auf. Aber es sind nicht die zornigen Geister der Toten.« Er hob den Blick, und im Schein des Feuers funkelten seine Augen tiefrot. »Der Sturm ist nahe, und es sind die Wühler, die er mit sich bringt. Die Zwerge und Menschen mit Stahl und Feuer! Noch vor dem Winter wird der Sturm über uns hereinbrechen. Und jeder, den er unvorbereitet trifft, wird in die Dunkelheit davongetrieben werden wie ein welkes Blatt«, sprach der Raut weiter. »Die Drûaka hat es in den Knochen gesehen. Die Heere der Erdmaden sind bereits auf dem Weg. Vor allem aber wissen wir, dass es so ist, weil unsere Späher uns dasselbe bestätigen. Die Kriegsherren sind blind, wenn sie glauben, dass der Krieg vorbei ist. Er beginnt gerade erst«, sagte Prakosh düster. »Deshalb sind wir hier. Damit wir uns mit eigenen Augen davon überzeugen können.«
Hinter dem
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