Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
geschnitten, etwa so groß wie ein Entenei und stellte eine selbst für Aercgeschmack erstaunlich üppige Aercfrau dar. Genau genommen bestand sie fast nur aus Hintern, Bauch, riesigen Brüsten und einem gesichtslosen Kopf. Arme und Beine wirkten so verkümmert, dass sie beinahe nicht vorhanden waren. Eine Stammesmutter, das traditionelle Amulett jeder Aerc-Schamanin. Mit diesem Amulett nahmen die Drûaka Kontakt zu den Ahnen auf. Und wie er inzwischen erfahren hatte, schützten die Ahnen damit wohl auch ihre Sprecherinnen. Zum Beispiel vor Pfeilen.
Krendar riss den Blick los und nickte. »Darauf wollte ich hinaus. Kannst du dich um den Kerl kümmern? Ehe er einen von uns trifft?«
Sekesh warf einen Blick über den Holzstoß und nickte. »Wir kümmern uns darum.« Sie griff in ihre Haare und löste etwas daraus, das wie eine schillernde Spange wirkte. Eine Spange allerdings, die sich bewegte und ein ungehaltenes Zischen ausstieß.
Krendar konnte nicht verhindern, dass er ein wenig zurückzuckte. Spilo nannte Sekesh die kaum handgroße Echse, die giftig genug war, um einen ausgewachsenen Aerc umzubringen. Beruhigend streichelte die Schamanin das winzige Tier und flüsterte ihm etwas zu. Dann warf sie den Spilo hoch in die Luft. Mit einem Zirpen klappte die Echse rote Flughäute auf und glitt in die Nacht, auf das Dorf zu.
Krendar wagte einen weiteren Blick um den Holzstapel herum. Nur wenige Augenblicke später wedelte der Bogenschütze auf dem Dach mit einem Arm, gerade so, als wollte er ein lästiges Insekt vertreiben. Dann zuckte er, stand auf, strauchelte und machte einen taumelnden Schritt. Mit einem dünnen Jaulen, das bis hierher zu hören war, stürzte er vom Dach.
»Erledigt, Broca.« Mit ausdruckloser Miene sah Sekesh ihn an. »Sonst noch was? Ich würde gern Wühler jagen.«
Ja, lächle mal wieder. Du bist so verdammt verbissen. »Ich werde dich nicht aufhalten. Aber vielleicht brauchen die anderen noch Hilfe mit den Pfeilwerfern. Halt die Augen offen.«
Sekesh nickte knapp, zog ihre beiden Messer und verschwand wortlos in der Dunkelheit. Der junge Aerc sah ihr nach und seufzte. In den vergangenen Tagen hatte sich die Laune der Ayubo immer mehr verdüstert. Er hatte die leise Vermutung, dass das nur zum Teil mit ihren Visionen des kommenden Sturms zu tun hatte. Diese Visionen hatten, wie es aussah, alle Drûaka des Heers, doch die meisten schien das nicht sonderlich zu beunruhigen. Sekesh hingegen …
Irgendjemand schrie, irgendetwas krachte, und Krendar rief sich selbst zur Ordnung. Er hob seinen Spieß auf, umrundete den Holzstoß und lief auf die Häuser zu. An der ersten Wand stießen die Korrach-Zwillinge zu ihm. Ihre Speerklingen glänzten rot, und sie schienen sich bestens zu amüsieren. Krendar warf einen schnellen Blick um die Hausecke. Die schmale Gasse war leer. »Wo sind Dudaki und Modrath?«
Die Zwillinge sahen sich an und zuckten synchron mit den Schultern. »Modrath schlägt das Scheunentor dort hinten ein«, sagte der Linke.
»Und das Froschgesicht haben wir zuletzt dort drüben gesehen«, ergänzte der Rechte. »Er hat Freunde zum Spielen gefunden.«
Krendar öffnete den Mund, doch wütendes Bellen beantwortete die naheliegende Frage. »Hunde?«
Die Korrach nickten. »Vier oder fünf.«
»Und ihr seid nicht auf die Idee gekommen, ihm zu helfen?«
Die Zwillinge hoben abermals die Schultern. »Er kann sich schon allein amüsieren. Und was machen wir jetzt, Broca?«
Nicht an unserem Zusammenhalt als Einheit arbeiten, wie es aussieht. Er sah nochmals um die Ecke. Die Gasse war noch immer leer. »Kommt mit.«
Die Gasse mündete in einen kleinen Platz zwischen den Langhäusern. Prakoshs Felsenbären waren bereits angekommen. Einige trieben von Norden her Grüppchen von schreienden oder weinenden Menschen zusammen. Fünf Krieger waren damit beschäftigt, die Tür zu einem Langhaus einzutreten. Zu ihren Füßen lagen zwei Aerc mit eingeschlagenen Schädeln sowie ein Wühlerkrieger, der es geschafft hatte, zumindest einen Teil seiner Panzerung anzuziehen, bevor er den Aerc entgegengetreten war. Einer der Häuptlinge der Zwerge. Dem Fluchen der Krieger nach zu urteilen hatten sich weitere hinter dieser Tür verschanzt.
Krendar wandte sich der anderen, tiefer gelegenen Seite des Platzes zu. Dort, am Rande des Feuerscheins, schimmerte das Wasser des großen Flusses, und der Anfang eines hölzernen Stegs erstreckte sich in die Dunkelheit. Nur ein Gebäude stand direkt am Ufer des
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