Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
uns auffallen müssen, wie still es war. Keine Vögel. Kein Rascheln von kleinen Tieren, keine entfernten Rufe des Wilds. Genau wie hier.« Der Oger musterte die Baumwipfel, und Krendar konnte nicht anders, er tat es ihm nach.
Nach einem Moment fuhr der Hüne leise fort: »Aber wir waren jung und unerfahren. Wenn wir es bemerkten, schrieben wir ihm keine Bedeutung zu. Meine Güte – wir waren Aerc, praktisch schon Krieger. Und ich immerhin ein Oger. Wir waren also das Gefährlichste weit und breit! Was sollte schon passieren? In dieser Nacht kamen die Schatten. Es war eher Zufall, dass Ragroth rechtzeitig erwacht ist, sonst hätten sie uns alle im Schlaf erwischt. Die beiden von uns, die Wache halten sollten – wir waren damals vielleicht blöd, aber nicht so blöd, keine Wachen aufzustellen – waren verschwunden, und als ich aufgewacht bin, sah ich gerade noch, wie einer der anderen durchs Fenster gezogen wurde. Ich hörte das Krachen seiner brechenden Halswirbel, danach wurde es undeutlich. Irgendetwas Scharfes traf mich und hätte mir beinahe den Arm abgehauen. Ich habe vielleicht nach einem oder zweien der Schatten geschlagen, doch es war unmöglich, sie zu treffen. Genauso gut hätte ich versuchen können, den Nachtwind zu fangen. Dann hab ich gemacht, was ich immer getan habe: Ich bin Ragroth gefolgt. Und der ist gerannt, also hab ich das auch gemacht. Ich bin nicht stolz darauf, aber es war das einzig Richtige. Die, die stehen geblieben sind, um zu kämpfen, haben wir nie wiedergesehen. Wir hatten keine Chance.« Er runzelte die Stirn. »Na gut – fast keine. Sonst wäre ich wohl nicht hier. Ich denke, dass ich ein Oger bin, war unser Glück. Das, und Ragroth. Der Drecksack war schon immer einer der besten Krieger, die ich je gesehen habe. Wir sind zu dritt geflohen, Ragroth, sein Nestbruder und ich. Den Schatten ausgewichen, sobald wir sie sahen, und schneller gerannt, als je ein Aerc vor uns. Warum auch immer – irgendwann haben sie aufgegeben, aber wir haben nicht angehalten, bis wir wieder über den Fluss waren.«
Krendar musterte argwöhnisch den Wald. »Wie sehen sie aus?«
»Keine Ahnung. Schwarze Schatten zwischen den Bäumen. Wir haben gekämpft und sind gerannt, bis wir wieder über den Fluss waren.« Der Oger wirkte etwas betreten. »Ich erinnere mich nicht mehr an viel. In meinem Arm wütete das Feuer, und den Drûaka ist es nur mit Mühe gelungen, mich unter den Lebenden zu halten. Ragroth hat nie darüber gesprochen. Aber eines ist klar. Es sind nicht nur Geschichten.«
Eine Weile schwiegen sie alle drei.
»Und du meinst, sie sind hier?«, fragte Corsha schließlich.
»Hört ihr etwas?«
Corsha schüttelte den Kopf.
»Eben.« Modrath nickte. »Traut der Stille nicht.« Er wan dte sich vom Wald ab, als ein dicker Tropfen sein Gesicht traf. Weitere folgten ihm. Missmutig sah er hinauf in den nachtschwarzen Himmel, und die übrigen Aerc folgten seinem Beispiel. Schwere, kalte Regentropfen fielen aus den unsichtbaren Wolken und klopften einen anschwellenden Rhythmus auf das Blätterdach der Urwaldriesen um sie.
»Groshakk«, murmelte er, und Krendar war sich nicht sicher, was der Oger meinte.
»Broca, ich glaube, das solltest du dir anhören.«
Die Stimme eines der Korrach-Brüder riss Krendar endgültig aus dem unruhigen Schlaf. Der Waldboden unter ihm war unbequem. Sein Rücken war nass, und irgendwelche Insekten schienen Zuflucht in seinen Hosenbeinen gesucht zu haben. Es war noch immer dunkel; er brauchte nicht die Augen zu öffnen, um das zu erkennen. Regentropfen trommelten auf die Plane über seinem Kopf, rauschte in den Baumkronen und dämpfte die Stimmen, die ein Stück entfernt etwas riefen. Krendar gab einen mürrischen Laut von sich und zwang ein Auge auf.
»Sucht sie!«, donnerte Prakoshs Stimme von irgendwoher. »Findet sie, ihr unfähigen Arschlöcher!«
Krendar schrak hoch, Schlaf und Nässe waren sofort vergessen. »Was?«
»Sieht aus, als hätten wir ein Problem, Kleiner.«
»Wir? Das ist wohl eher Prakoshs Scheiß-Problem.«
»Wenn der Raut ein Problem hat, dann ist das unser Scheiß-Problem. Darauf könnt ihr wetten.« Der Oger sog an seinem Zahnstummel und musterte den nächtlichen Wald. Regen troff ihm von den zusammengezogenen Brauen.
»Zwei Goldräder?«
»Hä?« Modrath riss den Blick los.
»Wetten. Du hast …«
»… gesagt, darauf können wir …«
»Leckt mich, ja?«
»Könnt ihr mal die Fresse halten und mir sagen, was los ist?« Krendar warf
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