Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
ihre Anwesenheit verraten, und das war an diesem Ort nicht gerade ratsam.
Von ihrem Standort aus hatten sie einen guten Überblick über den Hang, an dessen Flanke sich eine Handvoll Ruinen drängten. Sie waren beinahe vollständig vom Wald überwuchert, aber hier und da blitzte noch ein Mauerstück oder eine geborstene Säule aus dem Unterholz hervor und ließ einen Bruchteil der Pracht erahnen, die sich hier vor ewigen Zeiten einmal entfaltet haben musste. Jetzt war dort nicht mehr viel zu entdecken. Nur noch uralter Stein, noch ältere Geschichten und möglicherweise noch etwas anderes, das besser in Vergessenheit geblieben wäre.
»Das Weltenende kündigt sich mit Krieg und Pestilenz an«, murmelte Joffrey dicht neben ihm. »Das Korn verfault auf den Feldern, Kröten fallen vom Himmel, und eine leuchtende Schrift erscheint am Firmament.«
»Wirklich?«, fragte Brodyn erstaunt. »Was besagt die Schrift?«
»Das weiß ich doch nicht. Warte es einfach ab, so lange ist es ja nicht mehr hin.«
»Ich kann aber doch nicht lesen. Was ist, wenn ich dadurch etwas Wichtiges verpasse? Was ich zum Beispiel tun muss, um erlöst zu werden?«
»Das ist dein Problem. Wenn du die Schrift nicht lesen kannst, dann bist du es eben nicht wert, erlöst zu werden.«
»Das ist nicht gerecht.« Brodyn warf Joffrey einen bösen Blick zu. »Du bist kein Kupferstück besser als ich, nur weil du irgendwann einmal die Möglichkeit bekommen hast, Buchstaben verstehen zu lernen. Meine Mutter hat immer gesagt, die Gebildeten sind es, die uns ehrliche Bauern übers Ohr hauen und um den Weizenertrag betrügen. Warum sollten die also Erlösung finden?«
»Weil die Götter keine Dummköpfe gebrauchen können, das ist der Grund.«
Dudaki rollte mit den Augen. Menschen waren mit Abstand das Dümmste und Nutzloseste, was ihm in seinem gesamten bisherigen Leben untergekommen war. Schwächlich, mager und vollgestopft mit unsinnigen Gedanken. Im Vergleich zu ihnen waren selbst Zwerge ein Wunderwerk der Natur. Die konnten wenigsten richtige Häuser bauen und ein Bier brauen, das den Magen noch viel besser wärmte als ein Shranga. Er leckte sich über die Lippen. Menschen dagegen konnten gar nichts. Irgendein Oger, vermutlich war es Modrath, hatte sie nicht ganz zu Unrecht mal als Zahnstocher bezeichnet. Dumm wie Holz, nadeldünn und gerade mal geeignet, um einen hohlen Zahn damit auszupulen. Wenn das selbst ein Riesentrottel wie Modrath so sonnenklar erkannte, musste es ja stimmen.
»Ich weiß genau, was du denkst, Froschfresse!«
Dudakis Kopf schoss herum, und seine Hand tastete nach dem Dorn mit dem tödlichen Gift, den er immer griffbereit am Gürtel mit sich führte.
»Du denkst dir, lass den Weltuntergang doch kommen.« Joffrey stützte sich auf die Ellbogen und rieb sich den Nacken. »Soll es doch Kröten und Blut regnen. Das ist genau das Wetter, bei dem ihr Orks euch so richtig wohlfühlt. Und dann das Morden und Foltern – etwas Schöneres gibt es für euch doch nicht.«
Dudaki schnaubte und zog die Hand unauffällig wieder vom Gürtel zurück. »Ich ersehne das Weltenende genauso wenig wie ihr. Was nützt mir das schönste Gemetzel, wenn ich am Ende nichts davon habe. Was nützen mir tausend erschlagene Zwerge, wenn ich nicht an ihre Schätze komme. Das Weltenende, wie ihr es nennt, heißt doch nicht umsonst so. Es bedeutet nämlich, dass danach nichts mehr ist. Erst kommt das große Schlachten, dann folgt die große Dunkelheit und danach Stille.« Er deutete nach Osten, wo sich nun bereits gefährlich nah die nachtschwarze Wolkenwand zum Himmel hinauftürmte. Ein plötzlicher Windstoß fegte durch das Unterholz und ließ ihn schaudern. »Die große Dunkelheit wird alles Leben verschlingen und nichts zurücklassen. Das ist der Grund, warum ich hier bin. Ich habe nämlich verdammt noch mal keine Lust auf so einen Scheiß.« Er beugte sich nach vorn und ließ den Blick aufmerksam über die Ruinen wandern. Nichts rührte sich, kein Laut war zu vernehmen, bis auf das Rauschen des Winds, der unaufhaltsam die große Dunkelheit näher trieb. »Lasst uns aufbrechen«, knurrte er. »Es hat keinen Zweck, noch länger zu warten.«
»Aber warum gerade wir?«, fragte Brodyn. »Sind für solche Dinge nicht Helden zuständig oder so etwas?«
»Nicht dafür. Für diese Aufgabe braucht es Männer wie uns. Aufrechte Verbündete, die den Helden zur Seite stehen, damit die genügend Zeit haben für die wirklich großen Taten.«
»Aber in den
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