Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
Geschichten sterben die Verbündeten meistens.«
Dudaki sog verächtlich an seinen roten Zähnen. »Du möchtest wohl lieber hierbleiben und darauf warten, bis die Schrift am Horizont erscheint, was? Dann wünsche ich dir viel Spaß beim Entziffern.«
Leise schlichen sie den Abhang hinunter, einer nach dem anderen, die Menschen schön hinter Dudakis Rücken geduckt, damit sie nur ja nicht die Ersten waren, die einen Speer zwischen die Rippen bekamen oder eine Keule ins Gesicht. Wenn sie gewusst hätten, dass das, was hier auf sie lauern mochte, bevorzugt aus dem Hinterhalt angriff, hätten sie sich die Marschordnung wohl anders überlegt. Doch Dudaki hatte nicht vor, ihnen das zu erzählen.
Trotzdem halfen ihm diese Gedanken nicht, die Angstwürmer in seinen Eingeweiden zu beruhigen, als er den Bereich d er Tempelanlage betrat. Gewaltige Steinbrocken waren übe reinandergeschichtet worden, roh und beinahe unbehauen, aber dennoch so kunstvoll, dass kaum eine Lücke blieb, zwischen die man die Klinge eines Messers stoßen konnte. Nach all dieser Zeit, in der sie sich selbst und den Unbilden des Wetters überlassen waren, standen sie noch aufrecht, obwohl kein Mörtel sie hielt und kein Baumeister die Wurzeln der Bäume aus ihren Ritzen entfernte.
Dudaki trat näher an eine der mächtigen Säulen, die den Vorhof einfassten, und fuhr mit der Hand über die tiefen Rillen, die kunstvoll in den Stein geschlagen worden waren. Es handelte sich ohne Zweifel um Frakra. Eine krude Form der alten Keilschrift zwar, aber dennoch unverkennbar aercische Sprache. Letzte Überbleibsel einer Zeit, die nur noch in den Geschichten der Schamanen existieren mochte. Den einzigen Aerc, die heutzutage in der Lage waren, solche Worte zu lesen.
»Was ist das?«, fragte Brodyn, der sich interessiert vorbeugte, um die Inschriften genauer in Augenschein zu nehmen.
»Nichts. Nur alter verwitterter Stein.«
»Haben das Zwerge erbaut?«
»Wer sonst?«, brummte Joffrey. »Oder kennst du noch jemanden, der in der Lage wäre, so etwas zu errichten?«
Zwei mächtige Findlinge markierten den Eingang zum eigentlichen Tempel. Sie waren aufrecht stehend gegeneinandergelehnt worden, und in dem dadurch entstandenen Dreieck zwischen ihnen lauerte unheilvolle Dunkelheit. Das Tor zu den Ahnen.
»Dort hinein«, zischte Dudaki und zog eines seiner langen Messer. Der kalte Stahl hatte eine angenehm beruhigende Wirkung und drängte die Angstwürmer zurück, die sich ihren Weg seine Kehle hinaufzubahnen begannen.
»Nach dir, Froschfresse.« Joffrey machte eine einladende Geste und grinste dreckig. »Danach geht Brodyn. Ich halte euch beiden den Rücken frei.« Er zog eine Fackel aus seinem Gürtel und entzündete sie mit einem Feuerstein.
Dudaki warf ihm einen bösen Blick zu. »Bleib mir mit dem Licht vom Leib«, zischte er und trat über die Schwelle. Seine Augen gewöhnten sich nur langsam an die Dunkelheit. Es war, als läge ein schwarzes Tuch über dem langen Gang, der sich vor ihm erstreckte. Wie ein Vorbote der Finsternis, die auf die gesamte Welt zukommen würde. Er streckte den Arm aus, bis seine Hand gegen die Wand stieß. Auch hier fühlte er uralte Schriftzeichen, die sich in unendlichen Bahnen über den Stein zu ziehen schienen. Behutsam setzte er einen Fuß vor den anderen und watschelte los.
Endlos schien sich der Weg dahinzuziehen. Zuerst schnurgerade, dann im Zickzack, dann wieder in unverständlichen Kurven, die keinen Sinn zu ergeben schienen, außer den Wanderer zu verwirren und ihm die Orientierung zu rauben. Falls es doch ein Muster ergab, so interessierte es Dudaki allerdings auch nicht. Bei jedem Schritt erwartete er einen Angriff oder eine Fallgrube, die sich unter seinen Füßen auftat und ihn mit Haut und Haaren verschlang. Vielleicht war es ja das. Dieser ganze verschissene Weg sollte einfach nur die Angstwürmer in Aufruhr bringen und die Kehle zuschnüren. Verdammte Ahnen und ihre dämlichen Spielchen.
In Wirklichkeit waren es vielleicht nur vierzig lange Schritte und eine ganze Menge hektischer Herzschläge, bis sich vor ihnen ein großer Raum auftat, in dessen Mitte ein Steinblock stand. Eine Art Tisch, wie ihn die Menschen verwendeten, um darauf ihren Göttern Opfer darzubringen. Eine Sitte, die unter den Sumpfaerc auf Unverständnis stieß, aber bei anderen Stämmen nicht unbekannt war. Nur dass diese, statt irgendwelche Ausgeburten ihrer seltsamen Gedanken zu beschenken, darauf den Ahnen die täglichen Speisen
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