Orks vs. Zwerge 2 - Fluch der Dunkelheit
ihr. Aber ihr seid nicht die Einzigen, die davon wissen und ihre Ankunft fürchten. Ein paar Tage, bevor wir den Fluss erreicht haben, sind wir einer Frau begegnet, die uns dasselbe gesagt hat.«
»Eine andere Drûaka?«, fragte Sekesh, doch der Junge schüttelte den Kopf.
»Eine Menschenfrau. Wir waren in einer Siedlung der Schmuggler in den Sümpfen. An einem Ort, den ich kannte und von dem ich mir Hilfe versprach. Sie warnte mich davor zu bleiben. Dunkelheit käme aus Derok über das Land. Sie war es, die uns an jenen Ort schickte, an dem … wir uns begegnet sind. Wir wollten ein Schiff nehmen und nach Süden fahren, weit weg von dem, was da kommt. Wie es aussieht, hatten die Götter andere Pläne.«
»Eine menschliche Seherin?« Sekesh schnaubte abfällig, und die Korrach kicherten. »Ich glaube, du lügst, Kind. Es ist bekannt, dass Menschen und Wühler keinerlei Begabung für das Sehen der Wahren Welt haben. Es ist die Kraft unserer Ahnen, die uns die Macht gibt, …«
»Sicher?«, unterbrach sie Navorra leichthin. Er warf den hölzernen Löffel vor sich in das Gras, das vor aller Augen sofort zu verdorren begann. »Mein Löffel sagt etwas anderes.«
Sekesh kniff die Augen zusammen, während die anderen verblüfft nach Luft schnappten. Lediglich auf Corshas Gesicht kroch ein amüsierter Ausdruck. Navorra fing ihren Blick auf und lächelte. Dann sah er Sekesh an und fingerte eine Fingerkuppe voller feinem grauem Staub aus seinem Hemdsärmel. Er schnippte das Pulver in die Flammen, die bläulich auflohten und einen intensiven Blutgeruch verströmten. »Taschenspielerei, natürlich. Nicht nur ihr Orks kennt diese kleinen Tricks. Glaub mir, wenn es um’s Betrügen geht, könnt ihr noch einiges von uns Menschen lernen. Allerdings,« und damit verschwand sein Lächeln und wich einem seltsam kühlen Ausdruck, der ihn schlagartig älter wirken ließ, »ist nicht alles Taschenspielerei.« Er lehnte sich vor und sah Sekesh über das Feuer hinweg eindringlich an. »Ich kann zum Beispiel sehen, dass es nicht die Dunkelheit ist, die du fürchtest, sondern vor allem die Stille, die ihr folgt. Das konnte ich schon in dem Bootshaus sehen, und es frisst dich auf. Du«, er wandte sich Krendar zu, »fürchtest die Furcht. Vor allem aber fürchtest du die Entscheidung. Solange du das tust, wirst du die, die dir folgen, ins Verderben führen. Ich weiß, wovon ich spreche. Das ist eine wirklich dumme Angewohnheit.«
»Der Große da.« Navorras Finger deutete auf Modrath, ohne die Augen von Sekesh zu nehmen. »Er scheint zwei Personen in einem Körper zu sein, gerade so, als habe die eine davon die andere gefressen. Allerdings habe ich noch nie einen Oger gesehen. Also kann ich nicht sagen, ob das etwas Besonderes ist.«
»Du siehst richtig«, sagte Sekesh leise. »Deshalb nennt man ihresgleichen unter den Stämmen auch ›Bruderfresser‹.«
Der Menschenjunge riss die Augen auf. »Der hat tatsächlich seinen Bruder gefressen?«
Sekesh hob die Schultern. »Ihr Menschen seid so schwächlich, dass ihr allein geboren werdet. Und doch ist das Neugeborene schwächer als jedes Aerckind. Unsere Art dagegen wird fast immer zu zweit geboren. Gelegentlich aber kommt es vor, dass nur ein Kind zur Welt kommt, größer und stärker als alle anderen. Sie sind wild und wachsen schneller als jeder andere Aerc: die Oger. Man sagt, der stärkere Bruder habe schon im Leib ihrer Mutter den schwächeren erwürgt und gefressen, weshalb sie so groß werden.«
Navorras Augen strahlten begeistert, er klatschte in die Hände. »Das ist mal eine wirklich feine Geschichte.« Er musterte den Oger mit neuem Interesse. »Aber in seinem Fall bin ich mir nicht sicher, ob es der Stärkere war, der den anderen gefressen hat. Ich mag ihn. Aber ich schätze, ich würde ihn nicht mögen, wenn er wütend ist.« Seine Augen wanderten weiter zu den Zwillingen. »Einfach. Die sind das Gegenteil des Ogers. Eine Person in zwei Körpern.«
Der Linke feixte. »Wieso ist das …«
»… noch niemandem vor ihm aufgefallen«, ergänzte der Rechte trocken.
»Das eigentlich Interessante an euch ist, dass ihr auf der Flucht vor etwas seid, von dem jeder glaubt, der andere habe es begangen. So wie es aussieht, lauft ihr ganz umsonst davon.«
Die Mienen der Zwillinge erstarrten, doch Navorra hatte seine Aufmerksamkeit schon Corsha zugewandt.
»Die stets dienstbeflissene Schwester der Schamanin. In Wahrheit hast du keine Lust, die Arbeit deiner Schwester zu machen, doch
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