Orks vs. Zwerge
Sache, die wir ab sofort ändern müssen. Du schwörst sie mir. Oder stirbst hier. Du kannst es dir aussuchen.«
Dudaki zuckte zusammen, und der Ohrensammler quittierte das mit einem schmalen Grinsen. »Keine Sorge, ich bezahle meine Leute gut. Frag sie. Ich bin bekannt dafür, gute Beute zu machen.«
Dudaki schluckte. Dann hob er die Schultern und grinste ebenfalls. »Na, wenn es so aussieht – ich arbeite immer gern für Gewinner.« Er neigte den Kopf und präsentierte Gorotak seinen Nacken.
Neunundzwanzig
K rendar eilte müde dem Oger hinterher, der mit großen Schritten zu dem Gebäude auf der Ostseite des Platzes stapfte. Die Stallungen durchsuchen, hatte Ragroth befohlen. Natürlich. Wohin schickt man einen Viehtreiber auch sonst. Sie würden im Stall sicher keinen Eingang in den Tempel finden, also was sollte das?
Modrath hielt kurz inne und musterte den knorrigen alten Baum, der einsam in einem morastigen Stück Erde vor den Stallungen stand. Seine Blätter begannen bereits, ihre Farbe zu verlieren, doch seine Krone war dicht und reichte an mehreren Stellen beinahe bis zum Boden. »Birne«, rumpelte er anerkennend. »Alt. Gutes Holz.«
Krendar sah den Aerc im Schatten der ausladenden Äste. Axt oder Schwert hatten einen Weg vorbei an seinem Brustpanzer in seinen Hals gefunden, doch wider alle Wahrscheinlichkeit lebte der schlanke Krieger noch. Bereits zu schwach, um aufzustehen, presste er die Hand auf den Hals. Den Strom, der zwischen seinen Fingern hervorsickerte, konnte er nicht aufhalten. Mit trüben Augen starrte er Krendar an. Der junge Aerc wandte sich instinktiv zu der Ayubo um, doch Sekesh erwiderte seine stumme Frage mit einem Kopfschütteln. »Er ist bereits tot«, sagte sie leise. »Er ist nur zu stur, es einzusehen.« Nachdenklich betrachtete sie den mächtigen Baum, der zwischen all dem Stein hier fehl am Platz wirkte. »Ein mächtiger Wald«, murmelte sie.
»Ich weiß ja, dass ihr wenig Wälder im Norden habt«, rumpelte Modrath. »Aber ein Scheißbaum ist für euch schon ein Wald? Ihr seid komisch.«
Die Ayubo schoss dem Oger einen düsteren Blick zu. »Hier stand einst ein mächtiger Wald. Die Wühler haben vielleicht nur noch einen einzigen Baum übrig gelassen – aber solange er steht, ist der Wald noch immer hier.«
Krendar trat neben sie und Modrath und sah an dem Birnbaum empor. »Und das ist gut, nehme ich an?«
»Die Zwerge haben den Wald abgeholzt, die Erde in ihrer ewigen Gier nach Metallen verwüstet und ihren Leib mit Steinen bedeckt. Sie haben den Reichtum des Stammeslandes geplündert und geerntet, was ihnen nie zustand.«
»Hm«, machten Krendar und Modrath fast gleichzeitig.
»Aber solange der Wald da ist, und wenn auch nur in diesem einen Baum, ist das Land noch nicht tot. Es wird uns helfen.«
»Tatsächlich«, brummte der Oger und kratzte sich den Nacken. »Wir könnten den Stamm nehmen, um das verdammte Tor aufzubrechen.«
Diesmal würdigte ihn Sekesh keines Blickes. Modrath grinste und zwinkerte Krendar zu.
»Die Ahnen haben uns hierhergeführt. Und sie haben auch ihm eine Aufgabe zugedacht.« Sekesh deutete auf den verblutenden Krieger, und der Schimmer in ihren Bernsteinaugen ließ Krendar erschauern, als sie sich umwandte und ihr schmales Messer zog. »Ich bleibe hier.«
»Was hast du vor?«
Modrath legte ihm seine schwere Pranke auf die Schulter. »Das willst du nicht wissen«, grollte er, und diesmal klang er überhaupt nicht amüsiert. »Sie ist ’ne Drûaka, und das klingt nach einer Drûaka-Sache.«
»Aber …«
»Wir sind nur Fußvolk, Häuptlingstöter.« Die Hand des Ogers schloss sich fester um seine Schulter und zog ihn mit sich, als sich der Koloss in Bewegung setzte. »Wir machen, was dem Fußvolk gesagt wird, und lassen sie machen, was immer Drûaka so machen. Also schauen wir uns die groshakk Ställe an. Vielleicht finden wir ja ’nen Balken für das Tor.«
Auf der anderen Seite des Baums stand ein lang gezogenes, zweigeschossiges Gebäude, aus Stein wie alle anderen Häuser der Zwerge. Gemauerte Säulen trugen ein flaches, schiefergedecktes Vordach, unter dem ein breites Tor zu sehen war. Eine einsame Lampe flackerte neben ihm im auffrischenden Luftzug und tauchte den Säulengang in tanzende Schatten. Missmutig musterte der Oger das Vordach, ehe er den Kopf einzog und sich darunter duckte. »Also?«
Krendar zuckte mit den Schultern. »Lass uns nachsehen.« Er nahm die Lampe vom Haken und bedeutete Modrath, das Tor zu öffnen.
Weitere Kostenlose Bücher