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Orks vs. Zwerge

Orks vs. Zwerge

Titel: Orks vs. Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Orgel
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nach Status und Beute. Gar nicht mal so viel anders als wir.
    Die Wächter hatten einige von ihnen erwischt. Sie wälzten sich brüllend im Dreck, krochen auf allen vieren sinnlos im Kreis oder suchten verzweifelt nach ihren abgehackten Körperteilen. Die anderen Ameisen krochen gedankenlos über sie hinweg. Sie waren unwichtig. Wo einer fiel, rückten unzählige weitere nach. Die Gesunden hatten wichtigere Dinge zu tun. Sie plünderten die toten Dalkar, schnitten ihnen die Bärte ab und die Ringe von den Fingern.
    Früher einmal hätte Esse dieser Anblick sicherlich wütend gemacht oder irgendein anderes Gefühl in ihm hervorgerufen. Aber so war der Krieg nun einmal. Er stumpfte ab und machte gefühllos. Am Ende blieb nicht viel von einem Dalkar übrig, das ihn von einer Ameise unterschied. Vielleicht noch die Ehre. Aber den letzten Rest davon hatte Esse aufgegeben, als er diesen Auftrag angenommen hatte.
    Er stützte die Armbrust auf der Brüstung auf und verlagerte das Gewicht nach vorn.
    Leichter Wind war aufgekommen. Einerseits trieb er die Nebelfetzen auseinander, sodass die Sicht besser wurde, andererseits machte er das Zielen zu einem Glücksspiel. Es kam Esse entgegen, dass die Orks nicht nach oben schauten. Sie waren voll und ganz auf ihre Beute konzentriert und auf das Tempeltor, das sie mit Hämmern und Äxten einschlagen wollten.
    Vorhang auf. Bühne frei.
    Der erste Bolzen wurde von einer Windböe nach unten weggedrückt und durchschlug einem Ork den Oberschenkel. Das überraschte Monster knickte ein, versuchte mit einem schnellen Vorwärtsschritt das Gleichgewicht wiederzufinden, und fiel der Länge nach in den Dreck. Niemand schien sich daran zu stören oder eilte ihm zu Hilfe. Die Ameisen bahnten sich weiter stur ihren Weg. Den Nächsten traf der Bolzen mitten in die Brust. Ihm blieb immerhin noch genügend Zeit, wie am Spieß zu brüllen, bevor er Blut spuckend zu Boden ging. Die Orks schauten ihn entsetzt an, wedelten mit ihren Waffen und deuteten kreuz und quer über den Hof. Wie Schauspieler, die ihren Text vergessen hatten und die peinliche Stille mit improvisierter Theatralik überspielen wollten.
    Der dritte Bolzen bohrte sich einem direkt in den Schädel. Für ihn war kein Text vorgesehen. Lautlos brach er zusammen, zuckte noch ein-, zweimal mit Armen und Beinen und lag dann still.
    Jetzt endlich hatten sie es begriffen, ließen alles stehen und liegen und spritzten wie aufgescheuchte Hühner auseinander. Ein paar flüchteten in die Stallungen an der Ostmauer, der Rest unter das Vordach der Wohngebäude im Westen. Übrig blieben diejenigen, die im nächsten Akt des Stücks keine Rolle mehr spielen würden.
    K rendar kaute auf der Lippe und musterte die steinerne Rückwand des Stalls. »Jo«, sagte er endlich. »Gorotak ist wohl ein ziemliches Arschloch. Aber warum arbeitet Ragroth dann jetzt mit ihm zusammen?«
    Modrath musterte die Stirnwand, die an das Tempelgebäude grenzen musste. Nackter Stein erstreckte sich von einer Seite zur anderen. »Das musst du den Broca schon selbst fragen«, sagte er ausweichend. »Jetzt suchen wir erst mal eine Tür. Siehst du eine?«
    Krendar sah sich um. »Nein. Nicht hier unten.« Er deutete auf die Plattform über seinem Kopf. »Wir könnten auf dem Heuboden …« Ein Schrei von draußen unterbrach ihn.
    »Was verdammt noch mal …?« Modrath und Krendar fuhren herum. Sie rannten zurück ans Tor und starrten auf den Hof hinaus. Einer von Gorotaks Kriegern lief ihnen entgegen, brüllte etwas. Zwei Schritte bevor er die Säulenreihe des Vordachs erreicht hatte, zischte ein schwarzer Schatten heran und schlug mit dumpfem Knacken in seinen Schädel ein. Er fiel zu Boden wie vom Blitz gefällt. Für einen Moment zuckten seine Arme und Beine grotesk, dann lag er still.
    »Groshakk!«, fluchte der Oger. »Pfeilwerfer!«
    »Pfeilwerfer!« Krendar griff das Wort auf und schrie es über den Hof. »Geht in Deckung!«
    Mehr Rufe wurden laut, als die übrigen Krieger auseinanderliefen. Drei von ihnen retteten sich in den Säulengang des Stalls, die anderen rannten in die entgegengesetzte Richtung.
    Modrath packte Krendar am Kragen und riss ihn zurück ins Innere des Stalls, gerade noch rechtzeitig, bevor ihn ein weiterer Kurzpfeil nur um Handbreite verfehlte. Der Oger schlug ihm die Laterne aus der Hand und trat darauf. Mit einem hässlichen Knirschen erlosch das Licht. »Verdammte Drecksmaden«, knurrte der Riese. »Wie kann man Krieg nicht Auge in Auge

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