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Orks vs. Zwerge

Orks vs. Zwerge

Titel: Orks vs. Zwerge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T.S. Orgel
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Treffer ein zerstörtes Leben. Jeder Schrei vielleicht der letzte.
    Glond schloss die Augen und konzentrierte sich auf den Wind, der durch das Gebälk des Turms pfiff, und auf die Regentropfen, die wie vereinzelte Kiesel auf das Schieferdach klopften. Es wurden mehr. Er versuchte, alles andere beiseitezudrängen. Nachzudenken. So wie Esse es ihm geraten hatte.
    Irgendetwas schabte in der Tiefe des Turms langsam über den Steinboden. Glond riss die Augen auf. Er wusste zwar, dass Kearn irgendwo in den unteren Stockwerken unterwegs war, dennoch spürte er, wie sich ihm die Nackenhaare aufstellten. Oder vielleicht gerade deshalb. Er warf einen fragenden Blick auf Esse. Doch der alte Zwerg war viel zu sehr mit seiner todbringenden Arbeit beschäftigt, um etwas zu bemerken.
    Leise stand er auf und schlich die Wand entlang zur Treppe. Er blieb am Geländer stehen und lauschte in die Finsternis. »Hertig Kearn?« Keine Antwort. Angestrengt starrte er nach unten.
    Das Schaben erklang erneut. Leiser diesmal, aber dennoch kein zufälliges Geräusch, das der Regen verursacht haben könnte. Und es kam nicht vom Boden, sondern aus dem Gebälk direkt über ihm! Glonds Kopf zuckte nach oben.
    Etwas raste auf ihn zu, schlug hart gegen seine Schläfe und ließ den Turm in tausend bunten Farben explodieren. Glond verlor das Gleichgewicht, spürte dumpf, wie er irgendwo gegenstieß und zu Boden stürzte.
    »Wah?« Aus den Augenwinkeln sah er, wie sich direkt über ihm schemenhaft zwei Kreaturen von den Deckenbalken herunterhangelten, elegant auf den Dielen abfederten und mit wenigen ausgreifenden Schritten bei Esse waren.
    Der alte Dalkar fuhr im letzten Augenblick herum. Ein Bolzen löste sich, bohrte sich einer der Kreaturen in den Bauch und schleuderte sie zurück. Esse stieß die Armbrust nach vorn und riss mit der freien Hand sein Kurzschwert aus der Scheide. Doch das andere Monster war schneller. Es umfasste sein Handgelenk mit langen, kräftigen Fingern und wirbelte den Dalkar mit unglaublicher Kraft herum. Es knackte, das Schwert fiel scheppernd zu Boden. Mit voller Wucht warf sich das Monster auf den Dalkar und prügelte mit schrillen, abgehackten Schreien auf ihn ein.
    Langsam verschwand der Sternenregen vor Glonds Augen. Stöhnend richtete er sich auf und tastete sein Gesicht ab. Seine Wange schien auf das Doppelte angeschwollen zu sein, und Blut tropfte von seiner Schläfe zu Boden. Doch der Kopf war wohl noch dran.
    Glond schüttelte die Benommenheit fort und starrte mit entsetzter Faszination auf die Kreatur, die sich auf Esses Brustkorb geschwungen hatte. Sie war groß und hässlich und wirkte wie eine grauenhafte Mischung aus Mensch und Tier. Er erinnerte sich an die Geschichten von böser Magie, mit der die Orks erschaffen worden sein sollten. Vielleicht war das einer der ersten Versuche oder die Vollendung des düsteren Werks. Er stemmte sich in die Höhe, schwankte und hielt sich an der Wand fest. Dann schielte er zur Treppe hinüber. Es waren nur wenige Schritte, und die Kreatur war abgelenkt. Wenn er leise genug war, konnte er unbemerkt verschwinden.
    Nichts hätte er in diesem Augenblick lieber getan. Er wollte fort. Fort von diesem Turm und diesen Monstern. Fort aus Derok, fort von diesem beschissenen Auftrag, der ihn nichts anging, und diesen Dalkar, zu denen er nicht gehörte. Sie hatten ja recht: Er war keiner von ihnen. Er konnte nicht einmal eine Waffe in der Hand halten, ohne das große Zittern zu kriegen. Sollte sich doch Kearn um ihn kümmern, wenn er nicht selbst schon getötet worden war.
    Dummerweise war da noch etwas anderes. Axt, die ihm gesagt hatte, dass er Mut bewiesen hatte. Die ihm klargemacht hatte, dass er weniger ängstlich war, als er dachte. Esse selbst, der ihn zum Nachdenken gebracht hatte, und nicht zuletzt die Menschen, denen er versprochen hatte, sie aus Derok herauszuholen. Das konnte er nicht, wenn er floh. Er atmete tief durch und zog sein Schwert. Zögerlich trat er auf die Kreatur zu.
    »Hey, Mistvieh!«
    Die Kreatur drehte sich um. Sie legte den Kopf zur Seite und musterte Glond mit winzigen, bösartigen Augen. Sie waren glänzend schwarz wie dunkle Tümpel. Nur an den Rändern ließ der flackernde Schein der Fackel an der Wand sie rötlich glimmen. Die Kreatur drehte den Kopf langsam von rechts nach links. Ihre platte Nase sog schnüffelnd die Luft ein. Sie verzog das Gesicht zu einer wütenden Grimasse und riss das Maul auf. Speichel spritzte. »Hrrr …« Ansatzlos sprang sie

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