Orks vs. Zwerge
Kearns Kehle. Der Einäugige revanchierte sich mit einer Kopfnuss, die die Kreatur jedoch nur streifte. Wütend schüttelte sie den mächtigen Schädel.
Glond blinzelte verwirrt, während er den Kämpfenden zuschaute. Obwohl sein Atem schnell und heftig ging, fühlte er tief in seinem Inneren eine seltsame Ruhe. Sein Blick fiel auf Kearns Streitkolben, der vergessen auf dem Boden lag. Jede Scharte der alten Waffe trat deutlich hervor, jeder Blutspritzer, der sich bis hinunter zu dem abgewetzten Leder zog, das um den Griff gewickelt worden war. Rabenschwinges Auge schien ihn aufmerksam zu beobachten. Der Schnabel war leicht geöffnet, und dazwischen schaute die Zungenspitze hervor. Wie bei einem hungrigen Tier, das Witterung aufnahm.
Langsam setzte Glond einen Fuß vor den anderen und bewegte sich schwankend auf die Waffe zu. Er beugte sich nach unten, seine Finger schlossen sich um den Griff. Er spürte kaum das Gewicht der Waffe, als er sie hob. »Ich bin kein Feigling«, murmelte er und trat von hinten an die Kämpfenden heran.
Die Kreatur fuhr im letzten Augenblick herum und riss den Arm über den Kopf. Rabenschwinge zerschmetterte den Knochen so mühelos, als wäre er aus Papier. Die Kreatur brüllte auf. Glond taumelte und riss die Waffe erneut in die Höhe. Der zweite Schlag traf die Schulter. Das Monster kreischte auf und warf sich zur Seite. Jaulend versuchte es, aus seiner Reichweite zu kriechen, doch Glond stolperte hinterher. Ein weiterer Schlag, und das Blut spritzte quer über den Boden. Die Blicke von Dalkar und Monster begegneten sich. Die schwarzen Augen der Kreatur waren weit aufgerissen und voller Unverständnis. Glond zögerte. Lange genug, dass sich die Kreatur nach vorn werfen konnte. Ihre kräftigen Zähne schlugen eine Handbreit vor seinem Gesicht zusammen. Rabenschwinge schoss nach unten und zerschmetterte der Kreatur den Schädel.
Schwer atmend starrte Glond auf sie hinunter. Mit einem Mal wog die Waffe unglaublich schwer in seiner Hand. Er spürte, wie die Beine unter ihm nachgaben, und sank auf die Knie.
Erst nach einer ganzen Weile hatte er genug Kraft gesammelt, um sich wieder in die Höhe zu stemmen. Er drehte sich zu Kearn um, der immer noch an der gleichen Stelle lag und verwundert zu ihm aufschaute. In seiner schwarzen Runenrüstung hatte er etwas von einem übergroßen Käfer, den man auf den Rücken gedreht hatte und der nicht mehr in der Lage war, sich aus eigenen Kräften aufzurichten. »Ich bin kein Feigling«, sagte Glond und trat auf ihn zu. »Ich habe keine Angst. Nicht vor dir und vor keinem anderen auf der Welt.«
»Nein, das hast du nicht.« Kearn sprach die Worte beinahe ehrfürchtig aus. »Du hast deine Angst besiegt.« Erstaunt schüttelte er den Kopf. »Ich hätte es besser wissen müssen. Der alte Fuchs hatte schon immer ein Gespür für das Besondere im Dalkar. Er hat sich auch in dir nicht getäuscht. Du hast offenbar doch das gewisse Etwas, das es dir ermöglicht, über dich selbst hinauszuwachsen. Ich hatte es das erste Mal gesehen, als du dich offen gegen mich gestellt hast. Aber zu diesem Zeitpunkt habe ich es noch für Dummheit gehalten. Doch jetzt … jetzt ist es eindeutig. Ich liege hier im Dreck, und du hältst Rabenschwinge in der Hand. Du bist die neue Art, von der Variscit geredet hat. Ein Dalkar, der erst nachdenkt, bevor er die Waffe hebt. Der sich auf ungewohnte Situationen einstellen kann und verhandelt und abwartet, bis der richtige Zeitpunkt gekommen ist, um dann gnadenlos zuzuschlagen. Die neue Art für eine neue Zeit.«
»Und nun?«
»Was weiß denn ich?« Kearn zog unwirsch die Stirn in Falten. »Du bist doch die neue Art für eine neue Zeit. Wenn du tatsächlich glaubst, dass du besser bist als ich, dann entscheide selbst. Geh da raus und rette die Dalkar auf deine Art, du Held.« Mühsam stemmte er sich auf die Ellbogen. Eine Träne lag in seinem gesunden Auge. »Na los doch! Bring es hinter dich. Gib mir endlich den Rest. Dann kannst du nach draußen gehen und beweisen, wie großartig du bist.«
»Von was redest du?« Glond starrte ihn entgeistert an. »Wie kommst du darauf, dass ich dich töten will? Oder ist das etwa so eine Art Tradition unter euch Helden, dass der Neue den Alten erst totschlagen muss, bevor er seine Nachfolge antreten darf?«
Kearn runzelte die Stirn. »Nein, natürlich nicht. Aber ich habe es verdient. Ich habe versucht, dich umzubringen, und du hast mich im Kampf besiegt. Es ist nur recht, wenn du dem Ganzen
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