Orks vs. Zwerge
und wie ein Blatt im Sturm herumgewirbelt. Sie krachte mit der Schulter irgendwo dagegen, dann wurde ihr schwarz vor Augen.
Hustend und würgend kam sie wieder zu Bewusstsein, Mund, Augen und Nase voller Staub. In ihrem Kopf dröhnte es, als hätte ihn jemand als Kriegstrommel missbraucht. Keine Handbreit neben ihr lag ein gewaltiges Stück Mauer auf dem Boden. Genau an der Stelle, wo soeben noch der sterbende Mensch gelegen hatte.
Sie spürte, wie sie jemand unter den Armen fasste und auf die Beine zog. »Was ist passiert?«
»Ein riesiger Steinbrocken«, sagte der Wolfmann mit seinem komischen, menschlichen Akzent. Mehr denn je ähnelte er einem streunenden Straßenköter. Sein Fell war weiß von Staub. »Er hat die Wand durchschlagen, als wäre sie aus Lehm oder Holz. Keine Ahnung, woher er gekommen ist. Vielleicht haben ihn ja die Orks auf uns geworfen.«
»Wie sollten sie das angestellt haben? Mit Magie? Die Orks haben keine Katapulte«, krächzte Axt und begriff im gleichen Augenblick, woher das Geschoss gekommen sein musste. Sie stieß einen lauten Fluch aus.
Der Wolfmann sah sie alarmiert an. Eine Welle ohnmächtiger Wut durchfuhr Syen. Es gab sehr wohl Katapulte, die die Stadt erreichen konnten: auf den Wehrtürmen, vor allem aber auf der Festung. Wenn sie jetzt sogar den Tempel des Herrn beschossen, dann war wirklich alles verloren. Sie wischte sich die staubigen Hände an ihren noch staubigeren Hosenbeinen ab und schaute sich verzweifelt um. »Wurde jemand getroffen?«
»Nur Luitz.« Der Wolfmann deutete auf das Mauerstück, unter dem sein toter Kamerad lag. »Aber ich vermute, es wird ihm nichts mehr ausgemacht haben.«
Axt presste die Hand auf ihr Ohr. Das Dröhnen machte sie halb wahnsinnig. Sie schüttelte den Kopf. In etwa zwei Metern Höhe klaffte ein gewaltiges Loch in der Mauer. Der Boden dahinter war mit Steinbrocken und Schutt übersät. Kleine Steinchen fielen von oben herab und klickerten über den Boden davon. Es war, als hätte eine göttliche Faust ein zweites Tor in den Tempel geschlagen. Ein Tor, das direkt hinaus in den Hof führte, wo unzählige Orks auf ihre Chance warteten.
Axt bückte sich nach ihrer Waffe und begann, den Schuttberg hinaufzuklettern. Es war mühsam. Das Gestein war gefährlich lose, immer wieder rutschten Steinbrocken nach. Der Wolfmann war mit einem Satz an ihr vorbei, zog sich mit seinen langen Armen schwungvoll an der Mauer in die Höhe und schielte durch das Loch nach draußen. Er reichte Axt die Hand und zog sie zu sich nach oben. Die Nachtluft schlug ihr eiskalt entgegen.
Im Hof waren inzwischen alle Fackeln und Laternen erloschen, doch der zornig rot glühende Himmel tauchte die Szenerie in unheimliches Widerlicht. Das Pflaster war übersät mit Leichen, Dalkar und Orks gleichermaßen. Die Dalkar waren grausam zugerichtet und ausgeplündert. Es bestand keine Hoffnung mehr, dass einer von ihnen noch am Leben war. Auch von den Orks war keine lebendige Seele mehr zu sehen.
E inen Moment lang schwiegen alle Aerc, während eine Staubwolke über den Hof quoll. Der nächste Windstoß riss die Wolke mit sich und offenbarte ein gähnendes Loch in der Front des Tempels. Einzelne Steinbrocken lösten sich aus der beschädigten Wand und polterten in den Hof hinunter. Für einen langen Augenblick war bis auf ein fernes Donnergrollen nichts zu hören. Selbst der Gesang der Schamanin war verstummt.
»Was bei den Ahnen war das?«, fragte Gorotak. Er klang zutiefst beeindruckt.
»Wonach sah es deiner Meinung nach aus?«, gab Ragroth zurück.
»Diese Ahnen sind aber wirklich sauer.« Krendar nickte mit offenem Mund.
Die Aerc vor dem Eingang des Tempels rappelten sich auf. Einer von ihnen wagte sich langsam auf den Hof hinaus, um den Trümmerhaufen in seiner Nähe zu begutachten.
Krendar hielt den Atem an, und die Aerc in seiner Nähe schienen dasselbe zu tun. Doch kein Kurzpfeil streckte den Mutigen nieder, während er sich unter den gespannten Blicken seiner Kameraden der neu entstandenen Bresche in der Tempelmauer näherte. Vorsichtig schlich er bis an den Schutthaufen, der sich unter dem in etwas mehr als einer Mannhöhe klaffenden Riss türmte. Flackerndes Licht fiel in staubigen Strahlen aus dem Loch und ließ Schatten auf dem Hof tanzen. Als der Krieger den Fuß des Schutthügels erreicht hatte, tauchten oben zwei Schemen auf.
»Sieht aus, als hätten es die Wühler überlebt«, stellte Ragroth fest.
Einer der Hyänenkrieger ließ ein verhaltenes Kichern
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