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Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Orphan 1 Der Engel von Inveraray

Titel: Orphan 1 Der Engel von Inveraray Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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durchkämmen und jeden zu fragen, ob er ihn gesehen hat", antwortete Constable Drummond. „Wir durchsuchen jeden Schuppen und jede Remise im näheren Umkreis und erkundigen uns bei den Leuten, ob ihnen irgendetwas Verdächtiges aufgefallen ist - vor allem, ob sie Lebensmittel oder Kleidung vermissen. Außerdem kontrollieren wir die Kutschen und Wagen, die Inveraray verlassen, besonders jene auf dem Weg nach Edinburgh und Glasgow.
    Gefährliche Verbrecher fliehen oft in die großen Städte, um dort Arbeit zu finden und inmitten der Menschenmassen unterzutauchen. Natürlich benachrichtigen wir auch die Behörden in Inverness, damit sie ihn auf der Stelle verhaften, falls er dort auftauchen sollte. Der Marquess besitzt nördlich der Stadt ein Landgut."
    „Entsetzliche Geschichte, dieser Mord, den er da begangen hat", bemerkte Governor Thomson. Endlich trug er seiner Leibesfülle Rechnung und öffnete einen der kurz vor dem Abplatzen stehenden Westenknöpfe. „Wirklich furchtbar."

    Constable Drummond betrachtete Genevieve eindringlich. „Die grausamste Bluttat, die ich in den letzten zwanzig Jahren gesehen habe."
    Eigentlich wollte sie es nicht hören, weil sie nicht glauben konnte, dass der Mann, der so hilflos oben in ihrem Bett lag, zu etwas Derartigem fähig war.
    Doch es gelang ihr nicht, der Versuchung zu widerstehen, und sie fragte: „Was ist geschehen?"
    „Er hat einem armen Kerl mit einem Stein den Schädel zertrümmert." Governor Thomson schüttelte ungläubig den Kopf. „Doch das war ein reiner Gnadenakt, denn zuvor hat er ihn halb zu Tode geprügelt."
    Bittere Galle stieg in Genevieves Kehle hoch. War es möglich, dass der Mann, den sie in ihrem Haus aufgenommen hatte und den sie zu schützen versuchte, ein gemeiner Mörder war? Bitte glauben Sie mir, dass ich unschuldig bin. Sie wollte ihm glauben.
    Doch ein Mann war getötet worden und ein Geschworenengericht zu dem Schluss gekommen, dass es sich bei Lord Redmond um den Täter handelte.
    „Wen hat er umgebracht?"
    „Die Behörden konnten das Opfer nicht identifizieren." Constable Drummond schien sie mit dem Blick seiner dunklen Augen durchbohren zu wollen, während er fortfuhr:
    „Sein Gesicht war nicht mehr zu erkennen."
    Hände tauchten vor Genevieves geistigem Auge auf. Große, kräftige, elegant geformte Hände mit langen Fingern. Sie stellte sich vor, wie sie über die Tasten eines Klaviers oder die zarten Wangen einer Frau strichen. Sie hatte sorgfältig allen Kerkerschmutz von jenen Händen gewaschen, sie behutsam auf das frische Leinenbettzeug gelegt, mit dem sie ihn zugedeckt hatte, und sie dabei für die sorgenden Hände gehalten, die Jack gerettet hatten.
    Waren es auch die grausamen Hände, die einen Mann zu Tode geprügelt hatten?
    „Hat ihn irgendjemand bei der Tat beobachtet?" Ihr Mund war mit einem Male so trocken, dass sie Mühe hatte zu sprechen.
    „Für den Mord selbst gibt es keine Augenzeugen", räumte Constable Drummond ein. „Doch mehrere Leute haben gesehen, wie Lord Redmond fluchtartig das Hafengelände verlassen hat, wo der Tote gefunden wurde. Das Blut an seinen Händen und an seiner Kleidung ließ keinen Zweifel daran, dass er einen brutalen Überfall begangen hatte."
    Genevieve tat, als widme sie ihre Aufmerksamkeit einer Fluse auf ihrem Kleid, und fragte so beiläufig wie möglich: „Und wie lautete Lord Redmonds Erklärung?"
    „Ganz wie zu erwarten war: Er sei von mehreren Männern angegriffen worden und habe bedauerlicherweise einen von ihnen in Notwehr getötet. Er behauptete, nicht zu wissen, wer die Männer waren oder welchen Grund außer reiner Habgier sie gehabt haben könnten, um ihn umbringen zu wollen. Die Geschworenen schenkten seiner Aussage keinen Glauben."
    Sie blickte auf. „Warum nicht?"
    „Es gab niemanden, der seine Behauptung, er sei von vier Männern statt von einem einzigen angegriffen worden, bestätigen konnte. Wenn es vier Angreifer gewesen wären, wie hätte er dann als Sieger aus dem Kampf hervorgehen können?
    Außerdem wurde ihm während des angeblichen Raubüberfalls nichts gestohlen.
    Und wenn er sich rechtmäßig verteidigt hat, warum meldete er sich dann nicht sofort bei den Behörden, so wie jeder anständige Bürger es tun würde, statt davonzulaufen? Und schließlich konnte er niemanden nennen, der für seine Rechtschaffenheit hätte bürgen können."
    „Er hatte doch gewiss Familienangehörige, die für ihn aussagen konnten, oder vielleicht einen engen Freund?"
    „Niemand,

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