Orphan 2 Juwel meines Herzens
haben Sie sich ja einem wirklich guten Zweck verschrieben, Miss Kent“, meinte Lord Reynolds.
Ja, dachte sie erleichtert, wenn es mir nur gelingt, einen einzigen der Anwesenden von meinem Anliegen zu überzeugen, werden ihm bestimmt viele andere folgen. „Danke, Lord Reynolds. Darf ich also auf eine Spende von Ihnen rechnen? “
»Bedauerlicherweise sehe ich mich nicht in der Lage, mich finanziell jeder neuen Wohltätigkeitsorganisation zu widmen. Wie Sie ja wissen, gibt es ihrer Hunderte. Meine Gemahlin arbeitet für die missionarische Gesellschaft der Kirche und ist Mitglied der Liga gegen das Glücksspiel, um nur zwei zu nennen. Außerdem bestehen doch bereits mehrere Heime in London, die den Mittellosen Obdach und Hilfe gewähren. “
„Die sind ausnahmslos überfüllt und müssen zahllose Arme fortschicken. Dadurch füllen sich die Straßen der Stadt mit immer mehr verzweifelten Frauen und Kindern“, widersprach Charlotte. „Wir brauchen viel mehr Einrichtungen, die diesen Leuten helfen. Täglich kommen Hunderte Menschen vom Land hierher nach London, auf der Suche nach Arbeit und einem besseren Leben. Stattdessen sehen sie sich dann gezwungen zu stehlen. “ „Niemand hat es nötig, zum Dieb zu werden“, entgegnte Lord Beckett mit einem selbstgerechten Schnaufen „Jeder kann Arbeit finden, wenn er nur will. Aber da liegt doch der Hase im Pfeffer! “
„Es liegt dem Gesindel im Blut“, stimmte Shelton zu. „Da kann man nichts machen. Nehmen Sie sie ruhig bei sich auf! Aber auch Ihre Schützlinge, Miss Kent, warten doch nur auf die passende Gelegenheit, einen ehrlichen Bürger auszurauben. Im Gefängnis wäre die Bagage besser aufgehoben. Da lernen sie wenigstens, dass man für seine Taten bezahlen muss. “
„Viele Kinder werden schon im Alter von sechs oder sieben Jahren von den eigenen Eltern auf die Straße geschickt“, warb Charlotte um Verständnis. „Da verkaufen die Kleinen dann angestoßenes Obst oder bunte Bänder, wenn sie derer habhaft werden können. Falls nicht, sind sie zum Stehlen gezwungen. Kommen sie mit leeren Händen heim, werden sie grausam geschlagen. “
Sie ergriff die kühle Seide ihres Kleides, als müsste sie sich an etwas festhalten. Nur nicht an Boney Buchan denken. Sie stahl ja jetzt nicht wirklich. Nein, sie wollte die gesammelten Spenden nur borgen, um sie ihm zu gebend und später alles zurückzahlen. Zwar besaß sie nicht die geringste Ahnung, wie ihr das gelingen sollte, aber sie würde, schon einen Weg finden. Erst musste sie dem Vater geben, wonach er verlangte, um ihre Familie vor ihm zu beschützen - koste es, was es wolle!
„Mein Haus ist nur klein“, gab sie zu. „Dennoch macht jeder Mensch, den wir retten, einen unermesslichen Unterschied in dieser Welt und für unsere Gesellschaft. “ „Zweifellos. “ Shelton klang alles andere als überzeugt. „Erzählen Sie uns doch etwas über den Schatten, Miss Kent“, bat Reynolds, den das Geplapper über Wohltätigkeit langweilte. „Hat er Ihnen gedroht, Sie umzubringen? “
Charlotte zögerte, ihr passte diese neue Wendung des Gesprächs ganz und gar nicht. Man wollte nichts über ihr Anliegen wissen. Das wurde ihr nun klar. Vielleicht beantwortete sie besser ein oder zwei Fragen über den Schatten, bevor sie die Aufmerksamkeit ihrer Zuhörer völlig verlor. „Er hat es nicht gesagt, aber... “
„Sie müssen doch Todesangst gehabt haben, als er sie entführte... “
„Nun, ich fürchtete mich natürlich, dennoch glaubte ich nicht, dass er mich tatsächlich umbringen wollte... “
„Und wie stand es damit, nachdem er den armen Haywood erschossen hatte? “ fragte Beckett. „Waren Sie da nicht in Panik? “
„Der Schatten hat Lord Haywood nicht getötet“, erklärte sie fest. „Den Schuss hat jemand anderes abgegeben. “ „Lächerlich! “ rief Shelton. „Der Kerl hat ihn ermordet. Das konnte jeder sehen! “
„Nein, da müssen die Zeugen sich irren“, widersprach sie. „Ich stand doch unmittelbar neben ihm. Und er hat seine Waffe nie abgefeuert. “
„Soll das bedeuten, der Schatten hätte einen Komplizen gehabt? “
»Ja, genauso muss es dann gewesen sein“, meinte Reynolds, bevor sie etwas erwidern konnte. „Haywood starb, als er drohte, den Schatten zu erschießen. Also ist der Mörder ein Spießgeselle, der den Schatten beschützen wollte. “
»Ich weiß nicht, wer Lord Haywood umgebracht hat“, sagte Charlotte. „Trotzdem denke ich... “
„Muss wohl der
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