Orphan 2 Juwel meines Herzens
muss. “ Er ließ die Kette wieder in die Tasche gleiten; aus der anderen hatte er zuvor ein Stück Seil gezogen. „Und jetzt seien Sie ein braver Räuber und strecken mir die Hände hin. “
Er setzte sich auf und tat, wie ihm geheißen. Der andere beugte sich über die beiden geballten Fäuste, um sie an den Handgelenken zusammenzubinden.
Und da trafen sie ihn mit aller Kraft ins Gesicht!
Es war ein harter Schlag gewesen. Doch so leicht war sein Widersacher nicht unschädlich zu machen. Der Kopf flog ihm nach hinten, aber es gelang ihm dennoch, den Schatten bei den Schultern zu packen. Dann hatte er auch schon die Faust des Fremden unterm Kinn, so dass ihm die Zähne aufeinander schlugen und er rückwärts gegen den Sekretär fiel. Das zierliche Stück brach zusammen mit allem, was darauf gestanden hatte. Aus der zerborstenen Lampe sickerte Kerosin, dessen stechender Gestank nun den Raum erfüllte. Es konnte nicht mehr lange dauern, bis das halbe Personal zur Stelle war. Der wutschnaubende Angreifer war jetzt über ihm. Er kämpfte verbissen mit ihm, doch der Mann war stark und leistete erbitterte Gegenwehr. Die beiden wälzten sich auf dem Boden und versuchten, den Gegner endgültig niederzuringen. Vom Flur waren aufgeregte Stimmen zu hören. Bei dem Handgemenge rutschten einem der Männer endlich Maske und Mütze vom Gesicht.
„Bryden! “ Bevor er noch recht wusste, wie ihm geschah, waren ihm die Worte auch schon entschlüpft.
Harrison packte den Schatten fest beim Handgelenk, damit der nicht floh. „Du kommst mir nicht davon! “ rief er dann. „Jetzt ist es aus! “
Der Dieb wehrte sich nicht länger und ließ die Schultern sinken. Offenbar gab er sich geschlagen. Jetzt habe ich dich, dachte Harrison siegesgewiss. Nun war es endlich vorbei mit dem Spuk! Das wurde auch verdammt noch einmal wirklich Zeit; ihm tat jeder Knochen im Leib weh! Er war zu alt für diese Geschichten, zum Teufel. Jetzt musste er nur noch der Dienerschaft erklären, was er hier tat, und...
In diesem Augenblick fühlte er, wie jemand eine scharfe Klinge über seine Hand zog, die Handschuh und Haut durchschnitt. Entsetzt ließ er das Gelenk des anderen fahren.
„Nein, Bryden, für dich ist es jetzt aus! “ zischte der Mann. Mit wütender Gewalt rammte er Harrison dann das Knie zwischen die Beine.
Dieser glaubte ein ganzes Sternenmeer zu sehen. Zuerst dachte er, er müsste sich übergeben, stattdessen brach er allerdings nur endgültig auf dem Fußboden neben dem Bett zusammen und rollte sich zusammen wie ein hilfloses Kleinkind.
Der Schatten zog ihm die Kette aus der Tasche und wollte hinüber zum Fenster laufen.
„Haltet den Dieb! “ schrie einer der Diener von der Tür und zielte mit einer Pistole auf den Eindringling. Harrison hatte er gar nicht bemerkt.
Der Schatten zögerte keine Sekunde, sondern hieb dem Diener das Messer in die Brust. Der Arme brach zusammen und ließ die Waffe fallen, aus der sich ein Schuss löste. Von der Decke rieselte Putz.
Der Schatten schaute nicht zurück. Behände verschwand er über den Balkon und aus Harrisons Blick.
Der drehte sich um. Hinter ihm am Boden lag der stöhnende Mann, auf dessen weißem Hemd sich ein großer Blutfleck abzeichnete. Harrison wusste, dass er nichts für den Unglücklichen tun konnte - außer zu beten, das restliche Personal möge schnell nach einem Arzt schicken. Er selbst musste jetzt zusehen, dass er hier verschwand, bevor man ihn noch wegen Mordes verhaftete.
Mühsam stand er auf und schleppte sich zum Fenster.
„Lieber Herr! Hilfe! “ kreischte einer der anderen Diener hinter ihm, der ängstlich das Zimmer betreten hatte. „Mord! “
Harrison floh. Umständlich kletterte er über die äußere Balustrade des Balkons und erreichte mit Mühe den da-neben liegenden. Von dort schwang er sich zu einer griechischen Säule und versuchte, sie hinabzuklettern. Nach einer Weile aber gab er das Unterfangen auf und ließ sich einfach fallen. Beim Aufprall spürte er einen stechenden Schmerz im Knie. Trotzdem stand er rasch auf und humpelte die Straße hinunter und dann um die nächste Ecke.
Er wusste nicht, in welche Richtung der Schatten geflohen war, und im Augenblick war ihm das auch verdammt egal! Jetzt war er der Gejagte!
7. KAPITEL
„... und dann springt er aus dem Fenster und lässt den armen Mr. Beale hier in seinem Blut liegen. “
Grimmig betrachtete Inspector Turner den riesigen dunklen Fleck auf dem kunstvoll gewebten Perserteppich in Lady
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