Orphan 2 Juwel meines Herzens
„Wie sind Sie hereingekommen? “
„Die Eingangstür stand einen Spalt offen. Ich habe ein-, zweimal gerufen, und als niemand antwortete, bin ich eingetreten. Guten Morgen, Lady Bryden“, grüßte er höflich und küsste ihr die Hand. „Sie sehen heute Morgen besonders reizend aus. Sie scheinen wirklich mit jedem Tag jünger und schöner zu werden. “
„Mama, du erinnerst dich vielleicht an meinen Freund Tony Poole“, sagte Harrison, der bemerkt hatte, wie verwirrt seine Mutter wirkte. „Er hat uns schon oft besucht. “ „Selbstverständlich. “ Sie lächelte höflich. „Wie geht es Ihnen, Mr. Poole? “
„Ausgezeichnet, vielen Dank, Lady Bryden“, antwortete Tony und nahm Platz. „Du hast mich gestern Abend ganz hübsch versetzt, Harry. Da stand ich also auf dem Ball bei den Collins und erklärte vollmundig, dass du auf jeden noch kommen würdest, aber du hast dich nicht blicken lassen, du Feigling. Lady Elizabeth ist ständig um mich herumgeschlichen, immer wieder am Arm eines anderen Narren. Sie wollte wohl sicherstellen, dass du bei deinem Erscheinen sofort siehst, wie blendend sie sich auch ohne, dich amüsiert. Anfänglich schien sie auch noch wirkllich frohgemut. Aber mit der Zeit wurden ihre Herren immer jünger und unansehnlicher und sie deutlich verstimmt. Am Ende tanzte sie sogar mit Lord Becketts mondgesichtigem Sohn - der reicht ihr kaum bis zur Schulter. Die ganze Zeit musste sie aufpassen, dass er mit seiner Nase nicht gegen ihr Dekollete stupste! “ Er lachte.
„Ja, hat denn gestern einer deiner Freunde ein Fest gegeben? “ fragte Lady Bryden.
„Eine Gesellschaft bei Lord und Lady Collins“, erwiderte Harrison knapp.
„Warum bist du denn nicht hingegangen? “
„Mir stand danach nicht der Sinn. “
„Wir müssen unbedingt etwas gegen deine Schüchternheit unternehmen, Harry“, befand sie. „Du wirst sehen, wenn du erst einmal da bist, amüsierst du dich bestimmt prächtig. “
„O ja, das hättest du“, stimmte Tony zu, stand auf und ging hinüber zur Anrichte, wo ein Frühstücksbuffet aufgebaut war. „Lady Whitaker war dort, und alle bewunderten ihr neues Diamantcollier, das ihr Gatte bei einem Schmuckhändler in Belgien gekauft hat“, berichtete er und häufte verschiedene Scheiben Aufschnitt und mehrere Brötchen auf einen Teller. „Der Hauptstein scheint recht berühmt zu sein - der Stern von Persien oder so ähnlich. Soll wohl früher irgendeiner Herrscherin gehört haben und unermesslich wertvoll sein - wegen seiner Reinheit und des ungewöhnlichen rosefarbenen Tons. Das Collier hat so viel Aufmerksamkeit erregt, dass es heute Morgen in der M orning Post erwähnt wurde. Wirklich, man fasst es doch nicht. “ Er seufzte. „Da kannst du sehen, wie langweilig es bei den Collins war. “
Lady Bryden ließ die Teetasse fallen, deren Inhalt sich über den Tisch ergoss.
»Lassen Sie mich Ihnen helfen, Mylady“, erbot sich Telford und eilte mit einer Serviette herbei.
»Nein! “ Lady Bryden richtete sich auf und starrte Tony an.
”Da
müssen Sie sich wohl irren, Mr. Poole. “ Sie umklammerte die Tischkante. „Der Stern von Persien gehört mir Mein Gemahl schenkte ihn mir in der Nacht, als Harry geboren wurde. Obwohl ich nur noch selten Gelegenheit finde, das Juwel zu tragen, ist es doch ein Stück, das ich in Ehren halte und mir viel bedeutet. Ich würde den Stern niemals verkaufen, ist es doch eine Erinnerung an die Geburt meines ersten Kindes. Wenn Harry eines Tages erwachsen ist, soll er ihn bekommen, damit er ihn seiner Frau nach der Geburt ihres ersten Kindes schenken kann. Lady Whitaker kann ihn also unmöglich gestern Abend getragen haben. Ihr Gemahl mag da einen sehr wertvollen Stein erworben haben, aber es war auf gar keinen Fall der Stern von Persien. “
Tony schaute Harrison unsicher an.
„Da hast du natürlich Recht, Mama“, stimmte der seiner Mutter tröstend zu. „Lord Whitaker hat wahrscheinlich ein Juwel erstanden, das dem Stern von Persien lediglich ähnelt. Oder der Juwelier hat ihn belogen. Du musst dir darüber wirklich keine Gedanken machen. Deine Kette ist bestens aufgehoben. “
Sie nickte, schien aber doch in leichter Panik, als wäre sie nicht ganz überzeugt.
„Möchten Sie das Collier sehen? “ fragte sie Tony. „Ich hole es gern sofort her. “
Wieder warf Tony Harrison einen kurzen Seitenblick zu, der ihm unmissverständlich bedeutete, dass er auf dieses Angebot auf gar keinen Fall eingehen
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