Orphan 2 Juwel meines Herzens
jedenfalls keine Gelegenheit gelassen und gar gewartet, bis sie wieder daheim weilten.
Immerhin gab es auch in Frankreich begabte Juwelendiebe, die ein solcher Schatz in Versuchung zu bringen vermochte.
„Was meinst du also, Harry? Kommst du mit in den Club? “
„Tut mir Leid, Tony“, lehnte Harrison ab. „Ich habe heute Vormittag schon eine Verabredung, und nach dem Lunch muss ich noch das eine oder andere erledigen. Heute wird also nichts daraus. “ Tony war kein Mitglied des Marlbury Club und hätte nur als Brydens Gast dort Zutritt erhalten. „Da Telford oben bei meiner Mutter ist, werde ich dich hinausbringen. “ Harrison stand vom Tisch auf.
„Wie ausgesprochen schade. “ Tony wirkte aufrichtig enttäuscht, als sein Freund ihm durch die Halle voranging. „Was hältst du dann von morgen? “
„Möglicherweise. Wir werden sehen. “
„Also gut. Wirst du heute an Lord und Lady Becketts Fest teilnehmen? Das wird bestimmt eine ziemlich großartige Angelegenheit. Falls du hingehst, verspreche ich auch, dich vor Lady Elizabeth zu beschützen“, neckte Tony „Und nach ihrer gestrigen Verstimmung wegen deiner Abwesenheit zu urteilen, wirst du mich brauchen! “
„Ich weiß noch nicht, ob ich komme“, antwortete Harrison ausweichend. Wenn er heute Nacht bei Lord Whitaker einzubrechen gedachte, gab es einige Vorbereitungen zu treffen. Da wollte er keine Zeit auf einer dummen Gesellschaft verschwenden.
„Gut, gut, lass mich ruhig im Stich“, scherzte der Freund. »Ich werde eben überall herumerzählen, dass du eine lüste rn e Nacht mit einer französischen Tänzerin verbringst. Ach, den Damen sage ich, du wärst damit beschäftigt, die Pläne für einen teuren Anbau deines Landsitzes zu studieren. Da haben sie dann alle etwas zum Klatschen. “ "Danke, ich kann darauf verzichten“, erwiderte Harri-son und öffnete die Eingangstür.
”Unmöglich“, widersprach Tony. „Du bist ein vermögender Earl, einigermaßen jung und obendrein Junggeselle. Außerdem finden die Frauen deinen Anblick nicht eben unerträglich, wie man so vernimmt. Wenn du heute Abend erscheinst, wird man sich zuraunen, wie schwer deine Börse ist, mit wem du tanzt und wer am Ende deine Braut wird. Falls du fort bleibst, wird man sich erzählen, wie schwer deine Börse ist, mit wem du beim letzten Mal getanzt hast, wer am Ende deine Braut wird... und was dich um Himmels willen davon abhält, eine so wichtige Gesellschaft zu versäumen. Als dein Freund komme an der Stelle ich ins Spiel. Wir wollen doch nicht, dass alle Welt glaubt, du würdest daheim in deinen Pantoffeln herumschlurfen, verstaubte Bücher lesen und dabei warmen Kakao trinken. So etwas wäre tödlich für deinen Ruf, Harry“, schloss er den Vortrag und ging hinaus. „Vertrau mir. “
Harrison beobachtete, wie Tony in die wartende Kutsche stieg, dann stellte er schulterzuckend fest, dass ihm sein Ruf völlig egal war. Die Leute sollten seinetwegen von ihm denken, was immer ihnen beliebte - solange sie nur seine Mutter mit ihren kostbaren Erinnerungen in Ruhe ließen und nie auch nur das Geringste über seine früheren Abenteuer herausfanden.
Die Tage des Schattens sind jedenfalls gezählt, beschloss er. Wenn der Kerl ihm auch nur ein wenig ähnelte, würde dieser Mann keine Sekunde unnötig verstreichen lassen, bevor er den exquisiten Stern von Persien in seinen Besitz brachte.
Also würde Harrison selbst heute Nacht in Lord Whitakers Haus eindringen und den Schatten stellen - zum letzten Mal. Und zwar ohne dass irgendjemand den geringsten Schaden nahm.
Selbst wenn dies bedeuten sollte, dass er den Schuft mit eigenen Händen ermordete.
11. KAPITEL
Vollkommen reglos lag er da, ohne zu atmen, und zählte l angsam. Er hatte bereits dreimal den Atem angehalten, hielt aber heute nicht so lange durch wie sonst. Diese Schwäche ärgerte ihn. Vielleicht lag es an der trockenen und staubigen Luft hier unter dem Bett, die zu sehr in seinen Lungen brannte. Aber das war eigentlich auch ganz gleichgültig. Derlei Ausflüchte waren nur etwas für Weichlinge. Nach jedem Versagen zwang er sich, von neuem zu beginnen. Auch jetzt holte er tief Luft und hörte dann wieder auf zu atmen. Doch sein Körper ließ ihn im Stich. Die Brust schmerzte, und das Gesicht schien anzuschwellen. Nur noch ein paar Sekunden, ermahnte er sich. Nur noch ganz kurz.
Doch sein Mund öffnete sich wie von selbst. Er sog verärgert die abgestandene Luft ein. Was zum Teufel war nur los mit
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