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Orphan 2 Juwel meines Herzens

Titel: Orphan 2 Juwel meines Herzens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karyn Monk
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zu veräußern, wie auch eine beachtliche Kunst- und Juwelensammlung. Doch leider half auch dies nicht, die Familie finanziell zu retten. Verzweifelt und geistig kaum noch zurechnungsfähig, erschoss sich der Earl nur drei Tage nach seinem sechsundfünfzigsten Geburtstag. So hatte sein ältester Sohn im Alter von vierundzwanzig den Titel geerbt.
    Tragisch, dachte Turner, aber durchaus nicht einmalig. Die Geschichte quoll über von verrückten oder alkoholsüchtigen Männern, die das Vermögen der Familie verspielten. Was allerdings bemerkenswert zu sein schien, war das auffällige finanzielle Geschick des jungen Lord Bryden, der bis zum Tod seines Vaters als sorgloser Springinsfeld bekannt gewesen war. Nicht nur gelang es ihm, den Rest des Familienbesitzes beisammen zu halten, sondern auch ein neues Vermögen zu machen. Innerhalb kurzer Zeit erwirtschaftete er genug Überschuss, um in Unternehmungen zu investieren, die sich als ausgesprochen ertragreich herausstellten. Sämtliche Schulden seines Vaters wurden getilgt. Die Besitzungen der Familie wurden bestens verwaltet und Land hinzugekauft. Ja, der junge Bryden er-warb sogar wieder einige der Kunstwerke, die der Vater hatte verkaufen müssen - und dies zu stark gestiegenen Preisen. Angesichts der verzweifelten finanziellen Lage, die Bryden bei seinem Erbe vorgefunden hatte, war der neue Reichtum fast ein Wunder. Innerhalb von einem Jahr musste Bryden die Mittel, mit denen er seine erstklassigen Investitionen tätigen sollte, entweder erbettelt, geliehen oder gestohlen haben.
    Und eben dieses Jahr erregte Turners Verdacht.
    Der Schatten stahl nun seit Monaten die teuersten Juwelen der Stadt. Anfänglich hatte man zwischen den einzelnen Diebstählen noch keine Verbindung hergestellt. Aber als deutlich geworden war, dass es sich immer um denselben Täter handelte, hatte die Londoner Gesellschaft ihm den Titel „Der Schatten“ verliehen. So hatte man schon einmal einen dreisten Juwelendieb genannt, der ab dem Sommer 1859 für ungefähr ein Jahr sein Unwesen in der Stadt getrieben hatte. Das Original stahl seltsamerweise nie den ganzen Inhalt einer Schmuckschatulle oder leerte einen ganzen Safe aus. Genau wie im Augenblick wurden nur Stücke von außergewöhnlichem Wert und größter Schönheit gestohlen. Und dann, plötzlich, hörten die Diebstähle auf. Man nahm an, dass der Schatten wohl für ein anderes Verbrechen geschnappt und eingesperrt worden war, ohne dass man ihn erkannt hatte. Vielleicht war er auch gestorben, oder jemand hatte ihn ermordet. Die beliebteste Vermutung sah ihn allerdings im Ruhestand in einer luxuriösen Villa am Mittelmeer.
    Turner blickte hinauf zu Brydens Arbeitszimmer, aus dem noch immer Kerzenschein drang. Vielleicht, dachte er, war er aber auch geschäftlich so erfolgreich geworden, dass er keine andere Einnahmequelle mehr benötigte.
    Allerdings erschien ihm der Wert des Taschentuchs als Hinweis nach wie vor zweifelhaft. Der überaus geschickte Schatten sollte es mit seinem Monogramm am Ort des Verbrechens einfach fallen gelassen haben? Nein, der Mann war doch kein Narr. Und auch Lord Bryden schien seine fünf Sinne beisammen zu haben. Welcher Dieb nahm derlei überhaupt mit, wenn er vorhatte, ein weiteres brechen zu begehen? Wollte er die Polizei auf eine falsche Fährte locken? Oder sich gar schnappen lassen? Turner wusste, dass viele Verbrecher sich geradezu einen Spaß da raus machten, der Polizei im Geiste immer einen winzigen Schritt voraus zu sein - wahrscheinlich bereitete ihnen das sogar mehr Vergnügen als die Tat selbst. Vielleicht war es dem Schatten langweilig geworden, dass er der Polizei bei diesem Kampf stets so unüberwindlich überlegen war. Also half er ihr ein wenig mit diesem Hinweis, um das Rennen wieder spannend zu machen. Möglicherweise war die Erklärung aber auch ganz einfach. Denkbar, dass Brydens Kammerdiener das Taschentuch in die Manteltasche seines Herren gesteckt hatte, ohne dass der überhaupt etwas davon wusste. Genauso gut konnte es sein, dass sich der Earl aus ganz unschuldigen Gründen an diesem Abend in der Nähe von Lord Pembrokes Haus aufgehalten und das Taschentuch dabei verloren hatte. War es wirklich ein Zufall, dass der erste Schatten seine Verbrechen in jenem Jahr begangen hatte, als der junge Bryden verzweifelt versucht hatte, seine Mutter und die beiden jüngeren Geschwister vor dem Bankrott zu retten?
    Turner steckte das zerdrückte weiße Stück Stoff wieder ein. Ja, durchaus.
    Dass

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